Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereius.
sätzlich darauf hinarbeitet, neben der Ähnlichkeit auch den
Charakter, die seelische Verfassung u. s. w. wiederzugeben, und
nach Möglichkeit die Retouche zu beschränken. Außer dem
Porträt wird auch der Landschaft Aufmerksamkeit zugeweudet.
Man will nicht mehr einen Gegenstand darstellen, der uns zeigt,
wie er aussieht, sondern was er uns sagt, was wir dabei
empfinden, kurz die Stimmung. Dadurch und durch die An-
wendung des Pigmentdruckes mit Gummi oder Gelatine, der
ein lichtbcständiges Bild verbürgt, ist es möglich geworden, die
Photographie zum Rang eines soliden Wandschmuckes zu er-
heben. Dabei ist natürlich ein mechanisches Arbeiten vollständig
ausgeschlossen; die Bilder bekommen dadurch immer etwas
Individuelles. Ihre Hauptstärke beruht in der Flächen-
wirkuug; dies ist das eigentliche Feld, welches die künstlerische
Photographie für sich in Anspruch nimmt. Hervorragende
Arbeiten dieser Art liefern in München u. a. Müller. Grainer,
Lützel, Trant, Höchheimer. Diese Art Bildnisse hat nichts
gemein mit den früheren Photographien, die in kurzer Zeit
dem vergilben anheimfallcn, und in solcher Gestalt nichts
weniger Senn als Wandschmuck gelten konnten. Zur Verbreitung
des Verständnisses für den künstlerischen wert solcher Arbeiten
namentlich in den Kreisen der Heranwachsenden Berufsphoto-
graphen, wird auch die Lehr- und Versuchsanstalt nach Kräften
beitragen. — Der Vortrag, der durch eine umfangreiche Aus-
stellung von Kunstphotographien trefflich erläutert wurde, fand
allseitige ungeteilte Anerkennung.
Die für den 2. Februar vorgesehene Versammlung mußte
wegen des an diesem Tag staitfindenden außerordentlichen
Delegiertentages deutscher Kunstgewerbevereiuc ausfallcn.
Elfter Abend — den ;o. Februar — Skizzcuabeud und
gesellige Unterhaltung. Auch dieses Mal hatte der Skizzenabend
sich einer reichen Beschickung zu erfreuen; namentlich war die
Plastik durch den Bildhaueroerein stark vertreten, n. a. auch
durch die bei dessen letzteni Wettbewerb eingelaufcnen Arbeiten,
über die wir noch im Febrnarheft (S. \52) unter Beigabe von
Abbildungen berichten konnten. Cs waren an besagtem Abend
folgende vereinsmitglieder vertreten: Jacobs öcKainz (Ent-
würfe für Stickereien, Marmorböden und gemalte Möbel, sowie
landschaftliche Malereien), Aug. Brandes (architektonische Per-
spektiven in Aquarell und Gouache, Plakate), Georg Rn ding
(Modelle und Entwürfe zu Metallgegcnständeu), A. Mauet-
stötter (Rübezahlmodell), wilh. Benz (Modellskizze zu einer
figürlichen Gruppe und zu einem Weihbecken), Aug. Henne-
berger (Holzschnitzereien), Meyer (Modellskizze zu einem
Weihbecken), Karl Huber (Entwürfe zu allerlei Gerät, Modell-
skizzen zu figürlichen Arbeiten, zu einem Weihbecken und einen:
Grabstein), I. Faßnacht (figürliche Plastiken), Martin
Zenkert (landschaftliche Aquarelle), Karl Ule (Glasfenster,
Mosaiken), Reiuh. Kirsch (englische Entwürfe zu Schmied-
arbeiten), Ad. Krebs (Entwürfe zu Raumgestaltungen),
R. Langner (figürliche Friese, Entwürfe zu Schmucksache»,
Typographisches), wilh. Michael (Zimmereinrichtungen), Max
Mandl (Plakate). Die gesellige Unterhaltung, deren Kosten
ausschließlich von Vereinskräften getragen wurden und die in
deklamatorischer und inusikalischer Richtung inanche Perle bot,
verlief in gewohnter Heiterkeit und Ungezwungenheit.
Zwölfter Abend — den ; 7. Februar — Bilder ans Alt-
München, tu Projektionen vorgefiihrt und mit begleitenden:
Text umrankt voi: Frz. Ringer. Der Vortragende gab eine
kurze Schilderung von Münchens Aussehen zu der Zeit, als die
Festuugsmauern niedergerissen wurden, ließ dabei interessante
202 n. 302. Vorsatzpapiere von I. v. CHsarz,
Dresden. (Muster geschützt.)
sätzlich darauf hinarbeitet, neben der Ähnlichkeit auch den
Charakter, die seelische Verfassung u. s. w. wiederzugeben, und
nach Möglichkeit die Retouche zu beschränken. Außer dem
Porträt wird auch der Landschaft Aufmerksamkeit zugeweudet.
Man will nicht mehr einen Gegenstand darstellen, der uns zeigt,
wie er aussieht, sondern was er uns sagt, was wir dabei
empfinden, kurz die Stimmung. Dadurch und durch die An-
wendung des Pigmentdruckes mit Gummi oder Gelatine, der
ein lichtbcständiges Bild verbürgt, ist es möglich geworden, die
Photographie zum Rang eines soliden Wandschmuckes zu er-
heben. Dabei ist natürlich ein mechanisches Arbeiten vollständig
ausgeschlossen; die Bilder bekommen dadurch immer etwas
Individuelles. Ihre Hauptstärke beruht in der Flächen-
wirkuug; dies ist das eigentliche Feld, welches die künstlerische
Photographie für sich in Anspruch nimmt. Hervorragende
Arbeiten dieser Art liefern in München u. a. Müller. Grainer,
Lützel, Trant, Höchheimer. Diese Art Bildnisse hat nichts
gemein mit den früheren Photographien, die in kurzer Zeit
dem vergilben anheimfallcn, und in solcher Gestalt nichts
weniger Senn als Wandschmuck gelten konnten. Zur Verbreitung
des Verständnisses für den künstlerischen wert solcher Arbeiten
namentlich in den Kreisen der Heranwachsenden Berufsphoto-
graphen, wird auch die Lehr- und Versuchsanstalt nach Kräften
beitragen. — Der Vortrag, der durch eine umfangreiche Aus-
stellung von Kunstphotographien trefflich erläutert wurde, fand
allseitige ungeteilte Anerkennung.
Die für den 2. Februar vorgesehene Versammlung mußte
wegen des an diesem Tag staitfindenden außerordentlichen
Delegiertentages deutscher Kunstgewerbevereiuc ausfallcn.
Elfter Abend — den ;o. Februar — Skizzcuabeud und
gesellige Unterhaltung. Auch dieses Mal hatte der Skizzenabend
sich einer reichen Beschickung zu erfreuen; namentlich war die
Plastik durch den Bildhaueroerein stark vertreten, n. a. auch
durch die bei dessen letzteni Wettbewerb eingelaufcnen Arbeiten,
über die wir noch im Febrnarheft (S. \52) unter Beigabe von
Abbildungen berichten konnten. Cs waren an besagtem Abend
folgende vereinsmitglieder vertreten: Jacobs öcKainz (Ent-
würfe für Stickereien, Marmorböden und gemalte Möbel, sowie
landschaftliche Malereien), Aug. Brandes (architektonische Per-
spektiven in Aquarell und Gouache, Plakate), Georg Rn ding
(Modelle und Entwürfe zu Metallgegcnständeu), A. Mauet-
stötter (Rübezahlmodell), wilh. Benz (Modellskizze zu einer
figürlichen Gruppe und zu einem Weihbecken), Aug. Henne-
berger (Holzschnitzereien), Meyer (Modellskizze zu einem
Weihbecken), Karl Huber (Entwürfe zu allerlei Gerät, Modell-
skizzen zu figürlichen Arbeiten, zu einem Weihbecken und einen:
Grabstein), I. Faßnacht (figürliche Plastiken), Martin
Zenkert (landschaftliche Aquarelle), Karl Ule (Glasfenster,
Mosaiken), Reiuh. Kirsch (englische Entwürfe zu Schmied-
arbeiten), Ad. Krebs (Entwürfe zu Raumgestaltungen),
R. Langner (figürliche Friese, Entwürfe zu Schmucksache»,
Typographisches), wilh. Michael (Zimmereinrichtungen), Max
Mandl (Plakate). Die gesellige Unterhaltung, deren Kosten
ausschließlich von Vereinskräften getragen wurden und die in
deklamatorischer und inusikalischer Richtung inanche Perle bot,
verlief in gewohnter Heiterkeit und Ungezwungenheit.
Zwölfter Abend — den ; 7. Februar — Bilder ans Alt-
München, tu Projektionen vorgefiihrt und mit begleitenden:
Text umrankt voi: Frz. Ringer. Der Vortragende gab eine
kurze Schilderung von Münchens Aussehen zu der Zeit, als die
Festuugsmauern niedergerissen wurden, ließ dabei interessante
202 n. 302. Vorsatzpapiere von I. v. CHsarz,
Dresden. (Muster geschützt.)