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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Ein Wort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Kunstgewerbes an der Ausstellung in St. Louis 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0233

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Lin Mort zur Frage der Beteiligung des Bayerischen Kunstgewerbes an der Ausstellung in St. Louis *901$.

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großen Gebieten, die nicht einzelnen,
mit Glücksgütern reichlich Geseg-
neten, sondern der Allgeineinheit
dienen, jener Allgemeinheit, die
als Aulturträgerin durchschnittlich
ausschlaggebender ist, als die in
großem Maßstabe Besitzenden.

Reichtum und Aultur decken sich
heutzutage in den weitaus wenig-
sten Fällen, wogegen anderseits
Aultur und Bedürfnis nach zweck-
entsprechender, gleichzeitig künstle-
risch gearteter Umgebung unzer-
trennlich sind.

Das Dichten und Trachten der
amerikanischen lvelt war bis vor
kurzer Zeit ausschließlich gekenn-
zeichnet durch die Achtung vor dem
materiellen Erwerb, daher den künstlerischen Beigaben
des Lebens nur wenig Beachtung geschenkt wurde.
Trat aber die Ambition nach dem Besitze einer künst-
lerischen Lebensumgebung ein, so konnte man bei den
daraus entspringenden Resultaten oft mehr das sorglose
Verausgaben enormer Summen bewundern, als die
damit erreichten Resultate. Was Anspruch auf Be-
achtung erheben wollte, was für vornehm zu gelten
hatte, mußte auffallen. Die Prachtentfaltung war
schreiend wie die ungezählten Diamanten, mit denen
sich die Milliardärsfrauen noch heute behängen, ja

348—550,

womit sie neuerdings sogar die
Fingernägel in Form kleiner An-
hänger (der Fingernagel wird durch-
bohrt) verzieren. Die Begleit-
erscheinungen der Plutokratie
laufen überall mehr auf Pomp
als auf wirkliche Schönheit hinaus,
drüben genau wie in der Alten
Welt.

Nebenher aber hat sich allmäh-
lich eine mächtige Bewegung ent-
wickelt, deren Endziel die kul-
turelle Hebung der Nation
ist. Aein Staat gründete als
Ausdruck der Regierungsmaximen
oder als kennzeichnendes Moment
des hochentwickelten Geisteslebens
Universitäten oder Anstalten zur
künstlerischen Erziehung, geschweige denn wissen-
schaftliche oder künstlerische Aörperschaften (Aka-
demien). Die leitenden Areise beschäftigten sich mit
den »Mattere of fact«, denn der relativ junge und
rasch ins Unermefsene gewachsene Staatenbund gab
in Bezug auf die Fertigstellung des sozialen Roh-
baues, wenn ich so sagen soll, gerade genug Probleme
zur Lösung auf. Man denke an den vierjährigen
Arieg, der Unsummen an materiellen Gütern und
an Menschenleben verschlang und sich um die Sklaven-
frage drehte.
 
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