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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Ebe, Gustav: Neubildungen im Bereiche der Baugliederungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0262

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Neubildungen im Bereiche der Baugliederungen.

(NeuKikdungen im Kereiche der
(KauHkiederunHen.

II. Gesimse und-Ausstattung der^nnenraume.

in Aufsatz in Nr. 3 dieser Zeit-
schrift beschäftigte sich bereits mit
der Neubildung von Baugliedern,
soweit dieselbe durch die mo-
derne Stilrichtung iin Anschlüsse
an die geschichtliche Entwicke-
lung bewirkt wird, und
hatte zunächst die Aus-
bildung der Wand, der
Säule und des Pfei-
lers im architektoni-
schen Sinne ins Auge
gefaßt. Zugleich wurde
darauf hingewiesen,
wie die neue Richtung eine
dauernde Geltung nur gewinnen
könne, wenn es ihr gelänge, sich
aus dem Verfolgen dekorativer
Ziele zur Lösung eigentlich archi-
tektonischer Aufgaben aufzu-
schwingen, besonders wenn es
ihr darum zu tun wäre, auf dem
Felde des strengeren Monumental-
baues, also im öffentlichen Bau-
wesen, Einfluß zu gewinnen. Der
städtische und ländliche Wohn-
hausbau, dem bisher die meisten
Schöpfungen der neuen Richtung
angehören, ist, rein architektonisch
betrachtet, nicht von maßgebender
Bedeutung; und besonders im
Landhausbau ist der treibende
Gedanke, die Annäherung an das
alte Bauernhaus im Grundriß
und Aufbau, keineswegs das Zeugnis einer unbe-
dingten Originalität. Dagegen hatte das Aunst-
handwerk in der Ausgestaltung der Wohnräume reich-
lich Gelegenheit, seine aus künstlerischer Individua-
lität geschöpfte Araft zu beweisen und die Dekorations-
mittel in neuer Weise zu gestalten.

Nachstehend sollen noch einige wichtige Bau-
gliederungen, wie die Gesimse, die Umrahmungen
der Fenster und Portale, die Profilierung der Decken-
balken, Bogen und Gewölbrippen sowie die in
das Gebiet des Aunsthandwerks gehörenden Aus-
stattungen der Innenräume in ihrer historischen
Ausbildung, aber zugleich soweit sie die Grund-

lage zu neuer Entwickelung bieten, zur Erörterung
kommen.

Die Gesimse, als Andeutungen der Stockwerks-
teilungen der Wand nach außen oder als beendende
und bekrönende Gliederungen, können nicht entbehrt
werden, denn sie erst geben der architektonischen Form
die nötige Bestimmtheit und Geschlossenheit, aber sie
wirken, im Übermaß angewandt, verwirrend und
kleinlich. Allerdings bleibt es fraglich, ob nicht die
neue Stilrichtung in ihrem Bestreben nach möglichst
großen Linien und Zusammenhalten der Flächen in
dem Vermeiden der Wandgesimse zu weit geht und

deshalb in Kahlheit
und Ausdruckslosigkeit
verfallen muß.

Das Perauswachsen
einer gegliederten Mo-
numentalkunst aus den
ältesten ornamentalen
Anfängen wird ganz
eigentlich durch das Auftreten
der umrahmenden und teilenden
Gesimse bezeichnet. Es ergibt
sich indes in den aufeinander-
folgenden Aunstperioden eine sehr
verschiedene Entwickelung, ob-
gleich stets in einer nachweis-
baren gesetzlichen Folge. Das
Studium der historisch gegebenen
Formen wird auch für das
heutige Kunstschaffen nutzbringend
sein, da eine Anlehnung an das
Alte jedenfalls geboten ist, so
sehr man auch die Forderung
unbedingter Originalität in den
Vordergrund stellen mag.

Die ägyptischen Denkmäler
zeigen außer der Bekrönung durch
die pohlkehle kaum ein Gesims,
vielmehr bleiben die großen, auf
Stuckgrund mit figürlichen Darstellungen bemalten
Wandflächen ganz ungegliedert, sie gleichen großen
Bildertaseln oder zwischen Rahmen ausgespannten
Teppichen. Namentlich fehlen Gurtgesimse ganz, und
meist ist auch kein Sockelgesims vorhanden. Die Rund-
stäbe des Rahmens an den Mauerecken und unter der
bekrönenden pohlkehle stammen wohl aus dem polz-
bau, aber in der Gesamtform der Baukärper zeigt
sich der vorherrschende Einfluß eines rein ästhetischen
Elements, welches sich in der Verjüngung nach oben
und in der kristallinischen Isoliertheit, welche keine
genauere Verbindung der Teile zuläßt, ausspricht.

- Auch an den babylonischen und assyrischen Denk-

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