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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Miller, Fritz: Etwas über Bronzetechnik; ein Wort zur Abwehr
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0297

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Etwas über Bronzetechnik; ein Wort zur Abwehr

479. Einband von Braito & Gähr, München.

(Vs der wirk!. Gr.)

Wenn darin zu Anfang gesagt ist, daß unsere
Zeit den Surrogaten die gleiche Wertschätzung zu-
kommen läßt wie früher nur
dem Gediegensten, sobald nur
die oberflächliche Wirkung eine
gute, der äußere Schein derselbe
ist, so kann das wohl als ein
Rückgang in dem allgemeinen
Aunstverständnis, als eine Ver-
flachung oder sogar als eine
Verrohung des Geschmackes be-
dauert werden. — Die Bronze-
technik als solche hat unter dem
schweren Existenzkampf aber eine
strenge Schule durchgemacht, uud
kaum jemals zu irgend einer
Zeit mußte sie Anforderungen so
vielseitiger Natur genügen wie
gerade heute — es ist zu ihrer
Beurteilung darum notwendig,
auseinanderzuhalten, welchen spe-
ziellen Zwecken nach der einen
oder anderen Richtung hin sie
zu dienen hat. Auf einen Fort-
schritt oder Rückgang der Technik
aus den Erscheinungen zu ur-
teilen, welche mehr in demHin-

übergreifen des Aunstbedürfnisies auf Rreife liegen,
die pekuniär nicht in der Lage sind, das Gediegenste
und Beste zu erwerben, oder ohne Verständnis für
die Sache nur äußerlich den gesellschaftlichen An-
sprüchen genügen wollen, dürfte nicht ganz gerecht
sein und nicht immer das Richtige treffen.

Zn dem Berichte, den die französischen Mit-
glieder der Zury von Gruppe Y7 anläßlich der letzten
pariser Ausstellung an ihre Regierung eingesendet
haben, ist bei Besprechung der Runstzinkarbeiten u. a.
gesagt: daß die deutschen Arbeiten durch ihre Preise
jede Aonkurrenz auszuschließen scheinen, und daß die
französischen Fabrikanten nur durch sorgfältige Aus-
führung und bessere Modelle der Konkurrenz die
Stirne zu bieten vermöchten. — Wenn nun bei uns
auch, wie Or. pudor erzählt, in neuerer Zeit her-
vorragender Geschmack bei Auswahl der Künstler-
entwürfe für billige Zinkgußwaren in den Dar-
bietungen einzelner Fabrikanten sich zeigt, kann das
gewiß nur mit Freuden begrüßt werden. Nirgends
lohnt sich das besser; denn je öfter ein Gegenstand
ausgeführt wird, desto mehr verteilen sich die Rosten
des Modells. — Es sollte jeder Fabrikant, der
einigermaßen auf seinen Vorteil hält, begreifen, daß
keine Auswahl sich so lohnt wie die des Künstlers
und für das Allerbilligste der technischen Massen-
produktion das Allerbeste in der künstlerischen Form
nur gerade gut genug ist.

^80 u. w. Bibel, Lederschnitteinband von Anton Braito, München. (7S d. w. Gr.)

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