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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Edmond Lachenals keramische Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0331

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Lömond Lachenals keramische Arbeiten.

zu dem berühmten Deck, in dessen Atelier er rasch
voran kam, so daß er anläßlich der Wiener-Welt-
ausstellung s873 bereits eine Nitarbeiter-Medaille 2)
erhielt. Die Gebr. Goncourt hatten kurze Zeit vor-
her in Paris das künstlerische Wesen der Japaner
in jenes Licht zu rücken begonnen, das allinählig
jetzt auch in Deutschland sich zu verbreiten beginnt,
japanische Dekorations-Motive wurden rasch beliebt.
Die Aünstler beschäftigten sich intensiv mit dem Stu-
dium der interessanten ostasiatischen Artefacte und —
machten sie nach, statt gleich an das Original, die
Natur, heranzutreten. Lachenal, selbständig wie er
war, hatte sich in das Studium der Natur ebenso
sehr wie in das der japaner soweit vertieft, daß
seine Studien sogar einmal für japanische Originale
gehalten wurden und zwar von einem japaner.

Von seiner Bewunderung für dies außerordent-
liche Volk und feine Aunst gab eine Unterhaltung,
die Lachenal anläßlich eines Besuches beim Verfasser
dieser Zeilen in Planegg führte, Zeugnis. Gr sah
einige Schwertzierate auf dem Tische liegen; das gab
seiner intensiven Leidenschaft für alle japanische De-
korationskunst Ausdruck. „Nur wer die da versteht, —
er wies auf einige Farbenholzschnitte an der Wand, —
wird zum wahren Verständnisse naturalistischer De-
koration, zum wahren Verständnis der feinsten Ab-
wägungen in Form und Farbe kommen. Die irren
sich nie. Weil sie aber weitaus verfemertere Aöpfe
sind als die meisten bei uns, so werden sie nur von

*) In Frankreich war es schon damals Usus, den künst.
lerischen Mitarbeiter, wie es sich gehört, bei Ausstellungen zu
nennen. Bürgerte sich diese Gepflogenheit allmählich auch in
Deutschland ein, so geschah also bloß das, was man anderwärts
längst als billig anerkannt hatte.

wenigen im weitesten Sinne verstanden." Fünfund-
zwanzigjährig, machte Lachenal sich selbständig, hei-
ratete und begründete mit seiner talentvollen Frau,
die tapfer überall anfaßte, ein eigenes Atelier, dessen
Produkte indeß wenig Anklang fanden, weil sie, obschon
künstlerisch sehr gut, in der Ausführung allzuviel zu
wünschen übrig ließen. Gr hatte bei Deck gearbeitet,
ohne sich viel um die technischen Fragen zu be-
kümmern. Dieser Mangel an Aenntnissen rächte
sich jetzt. Gr mußte ausgeglichen werden. Gs geschah.
Lachenal bemühte sich hauptsächlich, eigenartige Farb-
wirkungen zu erzielen, jn der Tat hat er denn auch
darin sehr große Grsolge zu verzeichnen. Darüber
später ein Wort von ihn: selbst, jm übrigen half
die geniale Aünstlernatur, die bald überall geschätzt
ward, über manche Alippe hinweg. Seine Fayencen
wurden ihres eigenartigen reichen Farbenzaubers
wegen bald hochgeschätzt, ja ein ganz großes Stück,
das (889 auf der Weltausstellung figurierte, galt
als eine der bedeutsamsten keramischen Grscheinungen
innerhalb der Unmasse von Ausstellungsgut gleicher
Technik. Lachenal hat seit dieser Zeit jährlich seine
Ausstellung neuer Arbeiten in Paris und alle Welt
interessiert sich dafür. Die Fayence indes ist es nicht,
die Lachenal zum Vorkämpfer moderner Dekorations-
weise machte, sondern das bei Scharffeuer gebrannte
Steinzeug, dessen feine Glasur ebenso vornehm wirkt
wie der farbige Dekor. Das Matte der Oberfläche,
das Saminetartige derselben haben einen Reiz ganz
unbeschreiblicher Art, den nur der zu beurteilen ver-
inag, der in künstlerischen Dingen jene undefinierbare
Verfeinerung des Gefühls besitzt, die, nicht jedem
eigen, nicht jedem erreichbar, Böcklin einmal zu dem
Ausspruche veranlaßt hat: „Die Aunst ist nicht für

4. 5. 6. 7. 8.

535. Zteinzeng von <£. Lachenal, Lhatillon-sous-Bagneux. (Vs der wirkl. Gr.)

Kunst und Handwerk. 53. Iahrg. Heft U.

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