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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Edmond Lachenals keramische Arbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0332

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<2bmonb Lachenals keramische Arbeiten.

°>. t0. u. Xi- 13.

536. Steinzeug von <£. Lachenal, Lhatillomsous-Bagneux. (Vs der wirkt. i8r.)

alle." Lachenal sagt freilich, was vorhin schon
erwähitt wurde, das Feuer sei der eigentliche Aünstler,
nicht er selbst. Ja, Michelangelo hat auch einmal
gesagt, seine Figuren steckten alle in den Marmor-
blöcken drin und brauchten bloß herausgeholt zu
werden. Alinger hat seine herrliche Amphitrite aus

einer marmornen Treppenstufe geschaffen.-

Wo das Material unter die rechte Aünstlerhand gerät,
da enthält es freilich immer den Aern zu Bedeuten-
dem : „Der Stoff gewinnt erst seinen Wert durch
künstlerische Gestaltung!" Die Modelle zu seinen
zahlreichen Arbeiten schasst Lachenal nicht alle selbst,
vielmehr zählen die stolzesten Namen der französischen
Bildhauerei hier mit: Rodin und Folguiere haben ihm
gar oft assistiert; Sarah Bernard, deren Freundschaft
er einem vor fahren keck hingeworfenen Porträt ver-
dankt, hat für ihn niodelliert; Saint Marceaux und Fix-
Masseau sind ihin zur Seite gestanden bei einer Reihe
bildhauerischer bedeutender Arbeiten, bei deren Dekor
das wundervolle Lustre, die weiche Tonerscheinung
Lachenalscher Glasuren vorzüglich zur Geltung kommen.
Gefäße und Tierstatuetten hat er selbst in ungezählten
Exemplaren geschaffen, die meisten als Unica; denn
der einfache Betrieb, den er sich in Thätillon-sous-
Bagneux, unweit von Paris, eingerichtet hat, eignet
sich nicht zur „Fabrikation". Einige wenige Gehilfen,
zwei Söhne, der Meister selbst, das ist das ganze
Personal, das in der bufchumrankten Idylle zu-
sammen lebt, wirtschaftet, arbeitet, immer voran-
strebt.

Die hier abgebildeten Arbeiten Lachenals geben
leider nur die Form, nicht aber den weiteren, wesent-
lichen Reiz der Farbe. Nr. Fayence, gibt einen sog.
cache-pot (Blumentopfgefäß) in einer Technik der
Farbe, sog. Bmail mat veloute, deren Applikation !

nur von Lachenal angewendet wird. Das Modell
ist voni Aünstler selbst ausgesührt. Nr. 4(, 5, 6, 7,
8, (5, s8 und (9 sind ebenfalls in Fayence-Paste
ausgeführt. Das Verfahren ist durchaus neu und
von keinem anderen Aeramiker in Anwendung ge-
bracht. Das dabei verwendete Grün ist von ganz
besonderer Feinheit des Tones. Die Nachahmungen
desselben, die hauptsächlich in Wien zu sehen sind,
erreichen den eigentlichen Effekt nicht, weil sie mit
ganz verkehrten Mitteln — kalter Farbenauftrag auf
das bereits gebrannte Gefäß —• versucht werden.
Am weitesten getrieben ist diese spezifisch Lachenalsche
Dekorationsweise bei Nr. 5 und (7, die sich gerade
bei diesen Exemplaren dadurch auszeichnet, daß ein
und derselbe Ton in den verschiedensten Abstufungen
erreicht wurde. Nr. 8, (5 und (9 unterscheiden sich
im Verfahren bei Anwendung der gleichen Paste
dadurch, daß die Farbe im Email selbst sitzt, wäh-
rend sie bei den andern unter Glasur appliziert wurde.
Lachenal wendet diesen farbigen Überzug hauptsäch-
lich bei eigentlichen Bildhauerarbeiten, Büsten, Figuren,
Reliefs, an, weil er die Form in keiner Weife ver-
wischt oder ungleichmäßig deckt, von zart durch-
scheinendein Aussehen und äußerst glatter Gber-
släche ist, ohne daß diese jedoch etwas Glasiges be-
kommt. Jean Lorrain nannte sie deswegen »email
voluptueux«, indem er sie mit der Zartheit weib-
licher Paul verglich. — Nr. 2, 3, 9, ff, \2, (3, fH,
(6, (7 und 20 sind Steinzeug, bei Scharffeuer ge-
brannt, z. T. frei modelliert unter Zuhilfenahme der
Scheibe bei Perstellung der Pauptform, also Anica,
mit ganz verschiedenartigem Farbendekor; meist in-
einander verlaufene Töne, die dem ganzen einen
außerordentlich feinen Reiz verleihen. Was dabei
hauptsächlich auffällt, ist die Variation im gleichen

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