Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

DOI Artikel:
Roessler, Arthur: Ludwig Richter: zu des Künstlers hundertstem Geburtstag: 28. September 1803 - 28. September 1903
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0345

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ludwig Richter.


A GRBER.

5^7. Holzschnitt aus „Bilder und Vignetten" von L. Richter;
nach dem (Original auf Holz gezeichnet von W. Bürkner.
(Verlag von Meyer & Richter, Dresden.) Wenig verkleinert.

kommen, der damals die ganze
Sehnsucht und Begeisterung der
jungen deutschen Aünstler galt. ^

„Zch war mit einem Schlage frei
non dent Drucke ägyptischer Dienst-
barkeit, die hoffnungslos aus mei
nem Leben lastete, niit einem Zuge
war der Vorhang weggeschoben,
und der selige Blick sah das ge-
lobte Land vor sich liegen, das
Land einer bisher hoffnungslosen
Sehnsucht, wohin der Weg nun-
mehr gebahnt war", schrieb Richter davon
in seiner Autobiographie.

(823 trat Richter die Ztalienreise über
Innsbruck an. Aus der Wanderung
über die Alpen zeichnete er viele land-
schaftliche Skizzen. Am 28. September,
am Abend seines 20. Geburtstages, wäh-
rend die Glocken aller Airchen Roms die
Wahl des jOapstes Leo XII. verkündeten,
zog er durch die Porta del Popolo in die
ewige Stadt ein. Zn Roin schloß er sich
an die ihm bereits aus Dresden bekannten
jungen Waler Wagner und Ernst Oehme
an und malte während seines ersten
römischen Winters ein großes Land-
schaftsbild, den „Watzmann", das in
seiner ganzen Art und Weise von der
Aunst des Tirolers J. A. Roch stark be-
einflußt ist. Zm „Aunstblatt" voin Zahre
(82q< wurde dieses Bild im besonderen,
sowie die sonstigen Leistungen Richters
im allgemeinen von Quant auf das
günstigste besprochen. Man ersieht aus
der Rezension, daß das Bild Aufmerk-
samkeit erregte. Zm Frühling (82-s zog
Richter ins Albanergebirge, traf dann in
Tivoli mit Veit zusammen und beschloß
die Sommerkampagne im Sabinergebirge.

Wieder in Rom, malte er das nun im
Leipziger Museum hängende Bild »Rocca
di mezzo«, welches damals durch die Vermittlung
Schnorrs der Baron Speck von Sternberg erworben
hatte. Zm Winter dieses Zahres geschah es auch,
daß Richter bei Veit, mit dem er im selben bfause
wohnte, zwei Bände Holzschnitte und Sliche von
Dürer sah, was ihm zu einem bedeutenden Ereignis
von stark und dauernd wirkendem Einfluß wurde.
Bald darauf las er auch Stillings „Zugend- und
Wanderjahre", was fein bereits gewecktes Empfinden
für deutsches Volkstum noch mehr verfeinerte und ver-
tiefte. Zn jener Zeit war es auch, daß er viel unter

Gottsucher"-Gedanken zu leiden hatte. (825 be-
suchte Richter Neapel, Amalfl, pästum und Eivitella,
an allen Orten fleißig zeichnend. Zm wiederholt
bezogenen römischen Winterquartier machte er sich
daran, ein großes Ölbild zu malen, trotzdem er
unter einer tiefen Schwermut fast mehr litt als unter
den ihn ängstigenden Brustschmerzen. Das Bild,
„Blick in das Tal von Amalfl", gab die Veranlassung
zu einer neuen Wende in Richters Ärmst; die Figuren
darauf waren nämlich sehr mangelhaft gezeichnet
und mußten erst von Schnorr in die richtige Horm

Z22
 
Annotationen