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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Heilmeyer, Alexander: Neuere Münchener Grabmäler, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0079

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Neuere Münchener Grabmäler.

lichen Bodenverzinsung angelegt und ausgebeutet. Die gebräuch-
liche Einrichtung der Reihengräber gewährt dem einzelnen nur eine
äußerst geringe Bodenfläche. Jedes Grab ist genau auf jeden Leib
zugeschnitten. Diese geringe Bodenfläche gestaltet natürlich nur die
Ausführung von Denkmalen, die sich fast gar nicht in die Breite
ausdehnen, sondern nur in die pöhe strecken können, (Also auch
hier bei den Ruhestätten der Toten analoge Verhältnisse wie bei
den Lebenden.) Der Begüterte kann sich allenfalls soviel Boden
erwerben, als er braucht, um daraus ein stattliches Monument zu
errichten. Und wir sehen nicht selten ganze Berge von Steinen
ausgeschichtet, wahre Monstrositäten von Grabmälern, die das
protzentum aufrichten läßt. Selbst im Bereiche des Todes herrschen
noch die Gegensätze des Lebens.

Man frägt allerdings, wie ist es bei den riesig anwachsenden
Großstädten anders möglich? U)ie könnten günstigere Bedingungen
geschaffen werden, wo doch zuerst nur an die Lösung der
dringendsten Bedürfnisse gedacht werden muß?

Vielleicht könnte man gerade auch einmal aus Gründen der
Pietät für die Gleichberechtigung der Feuerbestattung eintreten,

denn für eine Aschenurne
findet sich immer noch Platz;
während man heute den
im Grabe liegenden Leich-
nam nach siebenjähriger
Ruhe entfernt, d. h. wenn
die Grabstätte nicht er-
worben wird. Diese Frage
verdient immer wieder auf-
geworfen zu werden. Wenn
unsere Großstädte fich im-
mer mehr ausdehnen, was
dann? Der Anblick auf
mehrere tausend Meter sich

r ? «na>:

(2^. Antoneß; Grabmal Familie Otto.

(23. Anton lheß; Grabmal Thomas
Schmitt.

erstreckender Leichenäcker ist geradezu trostlos, wenn nicht von Natur
begünstigte Lagen gegeben sind, wie z. B. in Genua und Florenz
(bei 2. Miniato al monte) oder in einigen deutschen Städten Ham-
burg und Bremen), wo die Totenstätten in blühende Gärten und
grüne Parks umgewandelt sind, freilich nicht überall stehen so weit
ausgedehnte Plätze zur Verfügung, wie z. B. für den Militärsriedhof
bei Washington in Nordamerika, wo der landschaftliche Charakter
durchaus vorherrscht. Immer mehr wird sich auch das Bedürfnis
des Privatfriedhofes geltend machen. Der Begüterte wird in seinem
Wald, der Schloßherr in seinem Garten seinen Lieben nahe ruhen
wollen. Die Aunst findet hier eine Menge dankbarer Ausgaben.
Die schwierigsten harren ihrer allerdings in der Lösung jener großen
sozialen Einrichtungen, in der künstlerischen Anlage und im Aus-
bau unserer großen Aommunalsriedhöse.

Wenn man sich unter Deutschlands Städten nach den Orten um-
steht, in denen sich diese Erkenntnis am meisten Bahn gebrochen
hat und wo bereits solche Aufgaben in geradezu mustergültiger
Weise gelöst worden sind, so muß man München an erster Stelle
nennen. Der neue östliche Friedhof, von Grässel erbaut und
eingerichtet, zeigt uns, wie gerade großzügiger künstlerischer Sinn

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