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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Heilmeyer, Alexander: Neuere Münchener Grabmäler, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0081

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Neuere Münchener Grabmäler.

^26. tsugo Kaufmann; Grabmal Frau Ahrweiler-Stjerna.

Pyramiden, kamen griechische Stelen, Denkmale in
Renaissance-, Barok- und Zopfformen, Tempelchen
mit Rläuerchen und Gitter, umfriedete Grabstätten,
aus Felsen geschichtete Male, Merkzeichen in der Fornn
von Bildstöckln, Marterln usw. vor. Also ein sicht-
bares Bestreben nach eigenartigen originellen Formen.
Wie bedeutsam sich hier bereits unser heimisches
Aunstgewerbe in prächtigen schmiedeisernen Gittern,
Laternen, Lampen, Verzierungen aus Brouze und
anderen Metallen in Schriftzeichen und anderen Ar-
beiten neben der edlen Steinmetzkunst hervortut, da-
von überzeugt am besten ein Gang durch jenen
Friedhof. Eine gewisse Vorliebe für Denkmale mit
gemischten formen ist unverkennbar. Die Grabmale
bestehen in einem architektonisch gestalteten Ausbau,
der mit allerlei plastischen Schmucksormen, am häufig-
sten mit Figuren geziert ist. Bildschmuck und Grab-
stein erscheinen nicht selten wie zwei an sich verschie-
dene Dinge, die nur durch das gegenständliche Motiv
verbunden sind. Wie aber auch in dieser Zeit der
Sinn für wahrhaft künstlerische Schöpfungen lebendig
und tätig war, beweisen einige Werke von peß.
Abb. (23 zeigt einen aufrecht stehenden Stein in edlen
Verhältnissen und Gliederungen, in seinen Formen,
der italienischen Frührenaissance verwandt. Der obere
Teil ähnelt einem Altar und birgt in schöner archi-
tektonischer Umrahmung das Reliefbild der Madonna

mit dem Rinde. Wir haben es hier mit einer auf
unseren Friedhöfen am häufigsten vorkommenden
Form zu tun.

Bei einem anderen Denkmal von peß ist das
Motiv ganz anderer Art (Abb. (2^..) chier klingt
nicht eine generelle, sondern eine individuelle Emp-
findung als Grundton durch. Daher eine größere
Freiheit der künstlerischen Gestaltung. Die weibliche
Figur in ihrer anmutig uud plastisch gefühlten Geste
und ihrer geschlossenen harmonischen Erscheinung
drückt in jedem Zuge, in jeder Linie edle Empfindung
aus. Und ebenso einheitlich ist die nächste Um-
gebung, der architektonische Unterbau durchgebildet.
Figur und Sockel sind hier nicht zwei verschiedene
Teile, sondern durchaus einheitlich gebildet, ein Be-
weis, daß man sich hier schon immer auf die Lösung
solcher Probleme verstanden. Ein neueres Werk von
Fritz Behn (Abb. (23), das dieser für Hamburg ge-
fertigt hat, bildet zu dem vorigen einen reizvollen
Gegensatz. Zur Aufstellung gelangt hier nicht eine
fein gegliederte elegante Bronzefigur, sondern eine
wuchtige Steinfigur, geschlossen und konzentriert in
der Formgebung, zugleich von ernstem, feierlichem
Ausdruck. Der Blick des Beschauers ruht auf dieser
Erscheinung; alles andere tritt dahinter zurück. Unter-
bau und Figur stehen in rechtem Verhältnis zu ein-
ander und gerade, daß man des Einzelnen nicht
 
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