Pom Büchermarkt.
stellungskunst nennen, sich von der primitiven Gra-
vierung bis zum vollendeten Fresko, von der Gras-
matte des ersten Flechters bis zum persischen Teppich,
vom plumpen Steinhag bis zur Kathedrale entwickelt
hat. Aus dieser Entwicklung leitet dann Trane
bestimmte Gesetze ab, die für jeden bindend sein
müssen, der sich mit der darstellenden produktiven Kunst
beschäftigt. Für strenge Beweisführungen reicht aller-
dings der zur Verfügung stehende Raum von 392
Seiten nicht immer aus, doch sind die meisten seiner
Forderungen im wesentlichen richtig und überzeugend
dargestellt. Viele der Forderungen sind zwar nicht
neu, aber die Art, wie sie entwickelt werden, ist
immer interessant und durch treffliches Abbildungs-
material erläutert. Daß Trane in den meisten
Kapiteln nicht über die Renaissance hinausgeht, ja
bisweilen in der Gotik stehen bleibt wie z. B. da,
wo er vom Zusammenhang zwischen Zeichnung und
Architektur spricht, wird niemanden verwundern, wer
die englischen Kunstschriftsteller genauer kennt. Ts
wäre aber gewiß wertvoll gewesen, wenn der Autor
auch in den Künsten, die auf die Renaissance folgen,
dem Aarallelismus in seiner Entwicklung bis aus
unsere Zeit nachgegangen wäre. Denn gerade in der
allerneuesten Zeit wird der Gedanke bei den großen
Künstlern wieder lebhafter, daß sich alle Darstellungs-
kunst der Architektur einzuordnen hat. Man wird sich
wieder bewußt, daß das Freimachen der einzelnen
Künste von der Architektur wie wir es nach der Gotik
erleben und wie es sich besonders zur Zeit der Hoch-
renaissance entwickelt und im f9- Jahrhundert zum
rücksichtslosen Individualismus sich ausgewachsen hat,
keinen Gewinn für die große Kunst bringen kann.
Walter Trane teilt sein Buch in sO Kapitel,
worin er der Reihe nach zeigt, wie auf die Zeichnung
im weitesten Sinne (wir könnten auch bildliche Dar-
stellung sagen) zunächst die Architektur wirkt, namentlich
in den frühesten Zeiten, sodann die Nützlichkeit oder
vielleicht besser gesagt, die Zweckmäßigkeit des Gegen-
standes, wie sie weiter von Material und Methode
beeinsiußt wird, wie die geographische Sage des Sandes,
in welchem die betreffende Kunst erblüht, und die
Nationalität des Künstlers ihr den Stempel aufdrücken,
wie endlich die religiösen Symbole, der Naturalismus,
das Individuum einerseits und die Gesamtheit
anderseits die Zeichnung beeinflussen und wie nicht
minder die Entwicklung des graphischen Ausdrucks-
vermögens von den Eigenschaften der Darstellungs-
mittel des Zeichenmaterials sowie der Anpassung
an bestimmte Verhältnisse und praktische Aufgaben
beeinflußt wird. Eigentümlicherweise berührt er fast
gar nicht eine Grundlage des Zeichnens, nämlich
das bewußte Wollen des Künstlers, einen
^60. Gedenktafel, Modell von Ferd. G 0 esch el, Nürnberg.
Raum d arzusiel len. Eines der besten Kapitel
scheint mir das fl. zu sein, wo er über die technische
Grundlagen des Zeichnens spricht.^ Insbesondere ist
hier das ausführlich behandelte Beispiel der Glas-
malerei von überzeugender Kraft für den Nachweis
des notwendigen Zusammenhanges zwischen Zeich-
nung, Material und Herstellungsart. Auch an den
Aufgaben der Webetechnik und des Buchschmuckes
entwickelt er diesen Zusammenhang sehr klar und
überzeugend. Etwas gar zu aphoristisch, aber beim
Mangel an Raum vollständig entschuldbar ist der
Einfluß des Individuums auf die Entwicklung der
Zeichnung im 9. Kapitel und der Einfluß der Gesamt-
heit im sO. Kapitel dargestellt. Zn den letzteren
Kapiteln zeigt er insbesondere an zwei Beispielen, an
dem Bau eines Domes und vor allem an der Her-
stellung eines künstlerisch wirksamen Buches, die
unbedingte Notwendigkeit des künstlerischen Zu-
sammenarbeitens aller Beteiligten, um ein ein-
heitliches Werk zustande zu bringen. Das Buch kann
stellungskunst nennen, sich von der primitiven Gra-
vierung bis zum vollendeten Fresko, von der Gras-
matte des ersten Flechters bis zum persischen Teppich,
vom plumpen Steinhag bis zur Kathedrale entwickelt
hat. Aus dieser Entwicklung leitet dann Trane
bestimmte Gesetze ab, die für jeden bindend sein
müssen, der sich mit der darstellenden produktiven Kunst
beschäftigt. Für strenge Beweisführungen reicht aller-
dings der zur Verfügung stehende Raum von 392
Seiten nicht immer aus, doch sind die meisten seiner
Forderungen im wesentlichen richtig und überzeugend
dargestellt. Viele der Forderungen sind zwar nicht
neu, aber die Art, wie sie entwickelt werden, ist
immer interessant und durch treffliches Abbildungs-
material erläutert. Daß Trane in den meisten
Kapiteln nicht über die Renaissance hinausgeht, ja
bisweilen in der Gotik stehen bleibt wie z. B. da,
wo er vom Zusammenhang zwischen Zeichnung und
Architektur spricht, wird niemanden verwundern, wer
die englischen Kunstschriftsteller genauer kennt. Ts
wäre aber gewiß wertvoll gewesen, wenn der Autor
auch in den Künsten, die auf die Renaissance folgen,
dem Aarallelismus in seiner Entwicklung bis aus
unsere Zeit nachgegangen wäre. Denn gerade in der
allerneuesten Zeit wird der Gedanke bei den großen
Künstlern wieder lebhafter, daß sich alle Darstellungs-
kunst der Architektur einzuordnen hat. Man wird sich
wieder bewußt, daß das Freimachen der einzelnen
Künste von der Architektur wie wir es nach der Gotik
erleben und wie es sich besonders zur Zeit der Hoch-
renaissance entwickelt und im f9- Jahrhundert zum
rücksichtslosen Individualismus sich ausgewachsen hat,
keinen Gewinn für die große Kunst bringen kann.
Walter Trane teilt sein Buch in sO Kapitel,
worin er der Reihe nach zeigt, wie auf die Zeichnung
im weitesten Sinne (wir könnten auch bildliche Dar-
stellung sagen) zunächst die Architektur wirkt, namentlich
in den frühesten Zeiten, sodann die Nützlichkeit oder
vielleicht besser gesagt, die Zweckmäßigkeit des Gegen-
standes, wie sie weiter von Material und Methode
beeinsiußt wird, wie die geographische Sage des Sandes,
in welchem die betreffende Kunst erblüht, und die
Nationalität des Künstlers ihr den Stempel aufdrücken,
wie endlich die religiösen Symbole, der Naturalismus,
das Individuum einerseits und die Gesamtheit
anderseits die Zeichnung beeinflussen und wie nicht
minder die Entwicklung des graphischen Ausdrucks-
vermögens von den Eigenschaften der Darstellungs-
mittel des Zeichenmaterials sowie der Anpassung
an bestimmte Verhältnisse und praktische Aufgaben
beeinflußt wird. Eigentümlicherweise berührt er fast
gar nicht eine Grundlage des Zeichnens, nämlich
das bewußte Wollen des Künstlers, einen
^60. Gedenktafel, Modell von Ferd. G 0 esch el, Nürnberg.
Raum d arzusiel len. Eines der besten Kapitel
scheint mir das fl. zu sein, wo er über die technische
Grundlagen des Zeichnens spricht.^ Insbesondere ist
hier das ausführlich behandelte Beispiel der Glas-
malerei von überzeugender Kraft für den Nachweis
des notwendigen Zusammenhanges zwischen Zeich-
nung, Material und Herstellungsart. Auch an den
Aufgaben der Webetechnik und des Buchschmuckes
entwickelt er diesen Zusammenhang sehr klar und
überzeugend. Etwas gar zu aphoristisch, aber beim
Mangel an Raum vollständig entschuldbar ist der
Einfluß des Individuums auf die Entwicklung der
Zeichnung im 9. Kapitel und der Einfluß der Gesamt-
heit im sO. Kapitel dargestellt. Zn den letzteren
Kapiteln zeigt er insbesondere an zwei Beispielen, an
dem Bau eines Domes und vor allem an der Her-
stellung eines künstlerisch wirksamen Buches, die
unbedingte Notwendigkeit des künstlerischen Zu-
sammenarbeitens aller Beteiligten, um ein ein-
heitliches Werk zustande zu bringen. Das Buch kann