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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Heilmeyer, Alexander: Neuere Münchener Grabmäler, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0111

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Neuere Münchener Grabmaler.

^82. Ed. Beyrer jr.; Grabmal Stern.

von Altem zu Neuem, in einer Periode immer
wechselnder Richtungen und Strömungen entstehen
können, s^n der allgemeinen Abneigung gegen alles
Bestehende, im buchen nach neuen Ausdrucksformen
ging man vielfach auf die ersten Anfänge und Grund-
bedingungen zurück und glaubte einfach im pervor-
heben gewisser elementarer künstlerischer Möglich-
keiten schon die Bedingungen zu einem werdenden
Neuen gefunden zu haben.

Eine neue Formensprache entsteht freilich erst
nach und nach mit der immer zunehmenden prak-
tischen Aunstübung. Ist erst einmal das Bedürfnis
nach Eigenartigem, Originellem vorhanden, so findet
die Produktion schon Mittel und Wege, sich immer
mehr zu vervollkommnen. Es ist schon viel ge-
wonnen, daß man erst einmal angefangen hat, aus
dem alten Schema herauszugehen. Man sieht ein,
daß die historische Entwicklung nicht allein darin
besteht, Altes und Gegebenes wiederzukäuen, sondern
fortzuschreiten in der Zeit.

Wenn irgendwo das Bedürfnis nach neuen
Formen am Platze, so ist es in der Grabmalskunst.
Mer tut eine Regeneration dringend not. Diese Er-

kenntnis war es auch, die auf der heurigen Aus-
stellung der dekorativen Ärmste im Münchener Na-
tionalmuseum den Gedanken einer Grabmäler-

ausstellung eingegeben hat. Die Bezeichnung

„Friedhof" war etwas pretentiös. Der Eindruck der
Improvisation war nicht zu verwischen. Unzwei-
deutig tat diese kleine Ausstellung kund, daß wir
eigentlich im Suchen nach neuen Formen ziemlich
verlegen sind. Außer den Denksteinen von Drumm
und -Pfeifer (vgl. peft 2, S. 35 u. 36) war eigentlich
wenig mehr da, was ausgereifte Formen zeigte. Ulan
fühlte bei manchen neuen Erscheinungen ein gewisses
Wollen und Streben nach etwas anderem, das aber
doch noch nicht erreicht war. Das Problem moderner
Grabstätten führt leicht in eine Sackgasse. Man
vermeidet ängstlich alle Beziehungen zu irgendwie
traditionellen Formen. Aein Areuz, kein Spmbol,
lauter neutrale Formen sollen an Stelle jener alten
gesetzt werden und doch der ernste religiöse Charakter
zum Ausdruck kommen. Da gab es Grabsteine zu
schauen, die aussahen wie Blumenständer, oder polz-
kreuze, die wie Schützenscheiben bunt bemalt waren ic.

Wir stehen freilich erst im Anfänge eines wer-
denden Neuen. Man tastet, sucht, probiert und

^85. Math. Gasteiger; Grabmal Schelling.

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