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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Michel, Wilhelm: Des Kunsthandwerks junge Mannschaft, [10]: Max Pfeiffer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0271

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Des Runsthandwerks junge Mannschaft. — ;o. Max Pfeiffer.

gearbeitet. Sie lassen die ur-
sprüngliche Form des Blockes
klar erkennen, sie tragen kein
angesetztes Ornament. Aller
Zierat, alle Gliederung ist
lediglich ausgespart worden.
Und siehe da, die Folgsamkeit
der Natur gegenüber wird
durch deit schönen ästhetischen
Eindruck hoher Geschlossenheit
und eherner Notwendigkeit be-
lohnt. Dasselbe bemerkt man
an dein Grabmal der Eng-
lischen Fräulein, man bemerkt es auch, nur in anderer
Form, an den Möbeln, die hier abgebildet sind. Beim
polze kann man freilich nicht von einer Naturform
reden, wohl aber von einer Rohform, jener nämlich,
die der gefällte und entastete Baumstaum in der Säge-
mühle zunächst annimmt: der Form von Brettern.
Zch zweifle nicht, daß den: Cef er gleich mir an dem
abgebildeten Znnenraum zunächst das Bestreben auf-
fällt, die Brettergestalt möglichst wenig zu verschleiern:
und nächst ihr die Form der einfachen geraden leiste
zu betonen. Tatsächlich erreicht der Aünstler dadurch,
daß sich uns sofort das Bewußtsein aufdrängt: Das
ist polz, von einem wackeren, ehrenfesten Eichbaum
gewonnen, von der Säge geteilt und vom Schreiner
kunstvoll und^reinlich in nutzbare Form gefügt. Zch
stelle diese Eigenschaft von Pfeiffers Möbelkunst hier
nur deshalb auf, weil sie tatsächlich sehr stark her-
vortritt, weise aber auch gleichzeitig darauf hin, daß
damit über die eigentlich künstlerische Arbeit nichts

558 u. 559. Schmucksachen;
nach Entwürfen von Max
Pfeiffer, ausgesührt von
Leop. Eberth, München.

(wirkt. Größe.)
Broche: Gold mit Rubinen
und perlen.

Anhänger: Silber mit Mond-
steinen und Perlen.

gesagt ist. Aus den Grundsatz „Materialgemäß" be-
rufen sich heute fast alle Möbelkünstler, und doch
sind ihre Erzeugnisse recht sehr voneinander verschie-
den. Da läßt sich denn zum Lobe unseres Aünstlers
sagen, daß er in Gestalt und Aufbau der Möbel
einen sicheren architektonischen Takt bekundet, und
am richtigen Platze mit sparsamem Zierat einsetzt,
der Aonstruktion ihr verdientes Recht gebend und
das Auge durch schöne Verhältnisse, überzeugende
Verbindungen und charakteristische Linienführung er-
freuend.

Um die Gedankengänge, die wir an den Be-
griff „Natur" geknüpft haben, zu einem äußer-
lichen Abschluß zu bringen, muß schließlich auch der
Schmuckarbeiten, die so sehr für sich selber sprechen,
mit einem Morte gedacht werden. Sie charakteri-
sieren ihr edles, kostbares Material durch leichte, zier-

560. pals- und Brustschmuck; Entwurf von Max Pfeisser,
Ausführung von Leopold Eberth, München. In Silber
getrieben mit Gold- und Rauchtopasen. (V« d. wirkl. Größe.)

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