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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Michel, Wilhelm: [Des Kunsthandwerks junge Mannschaft], [11]: A. Viegelmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0278

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Des Aunsthandwerks junge Mannschaft. — A. Viegelmann.

schiedensten Weise dienst-
bar zu machen. Schwie-
riger ist das Problem, wie
sich bei größeren Vergla-
sungen das gleichfalls tech-
nisch notwendige Eisenge-
rippe mit optischen Mitteln
zurückdrängen läßt. Viegel-
inann macht das bei der
Darstellung „Wilhelm I."
chlbb. 577) in der Weise,
daß er die querlausenden
Eisenstäbe mit einem band-
artigen Ornament ver-
breitert und durch geschickte
kompositionelle Anordnung
möglichst große Teile der
Stäbe in die Figuren legt.

Er erreicht damit neben
dem rein optischen Zwecke
auch das ästhetisch wert-
volle Ergebnis, daß das
Ganze bedeutend an Tiefe
verliert und sich der Wir-
kung eines Teppichs nähert.

Daneben möge man auch
beachten, wie das linke
Vorderbein des Pferdes sich
so ungezwungen in die
Linie des querlausenden
Eisenstabes einfügt.

Alle Verglasungsarbeiten Viegelmanns zeichnen
sich dadurch aus, daß sie wirklich reine Verglasungen
sind und sich nirgends pilfe von der Glasmalerei

575. Skizze zu einer Glasmosaik; von A. viegelmann,
München.

574. Glasbild; von A. Viegelmann, München.

erbitten, ferner dadurch, daß sie ganz im Geiste
des Materials gedacht und empfunden sind. Da ist
jede Linie im höchsten Maße schnittgerecht, und
nirgends gar wird man eine Schnittform finden, die
der Gefahr des Bruches in einem höheren als dem
natürlichen und erlaubten Maße ausgesetzt wäre.
Diese große technische Durchdachtheit gibt jeder Linie
einen erhöhten Wert, sie stattet dieselben mit Not-
wendigkeit aus und weist den Gedanken, daß es
vielleicht auch anders fein könnte, von vornherein
ab. Sie gibt dem Ganzen ferner die hohe, fast heilige
Strenge der Stilisierung, mit der es wohl wenige
so bitter ernst nehmen wie der junge Aünstler, von
dem ich spreche.

Auch die G l a s m a l e r e i e n Viegelmanns zeigen,
wie gründlich sich der Aünstler in die Natur seines
Materials eingelebt hat. Er hat begriffen, daß seine
Aunst sowohl die allzu lebhafte Plastik wie die
großen, ungebrochenen Flächen haßt. Zn seinen
größeren Entwürfen strebt er mit redlichstem Ernste
die T ep p i ch Wirkung an, das sanfte, melodische
Durcheinanderwogen der Farben ohne Tiefe. Diese

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