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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Roessler, Arthur: Randglossen zu den Arbeiten von Carl Cosmus
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0068

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Arbeiten von Larl Losmus.

licheres für das Handwerk schaffen wird. Gewisse
Dinge gelingen ihm schon jetzt recht gut. So ver-
steht es Losmus nicht übel, eine markante Brief-
Vignette zu entwerfen. Lr bevorzugt hierbei die
- ilhouettenwirkung, wie der gleichfain fchablonierte
Dreimaster mit geschwellten Segeln (Abb. 95) zeigt,
^en er als Briefausdruck zuin eigenen Gebrauch
wählte; eine Nianier, die ihn: auch soitst noch zu
guten Wirkungen verhilft, wie beispielsweise bei dem
für steter Losmus gezeichneten Briefsignet, der von
hinein zierlichen perlcnkreis unrschlosseneit weißen
Schrift auf schwarzen: Grunde, mit den beiderseitigen
kleineren Kreisflächen, in die schwarz auf weiß <£)ir’
kel, Senkblei und dreiseitiges Lineal eingezeichnet
stnd (Abb. 93). Das gleiche, an den Blechschnitt er-
innernde Verfahret: finden wir auch bei der fürwolfens-
berger in Zürich verfertigten Gcschäftsmarke (Abb. 95)
^gewendet, bei der die Täuschungsabsicht so weit
Seht, daß sich durch sie Losmus verführen ließ,
unten an das Signet in Ringerln hängende Schildeli:
anzubringen, so daß das Ganze an alte eiserne Aus-

se«.kULN7unarnoirpe«.

Uno HUnSTGEUJERBE*

9?—99. Briefköpfe; von Larl Los MUS, München.

(Halbe wirkt. Größe.)

steckschilder gemahnt. Ich brauche doch wohl nicht
erst weitschweifig zu begründen, daß derlei in: Prinzip
salsch ist, da es sich nicht auf eine reine Anwendung
^er autochthonen Ausdrucksmittel beschränkt.

Ls ist wahrscheinlich noch so, daß Larl Losmus
einstweilen zum Guten auf instinktive weise gelangt
und nicht auf bewußt intellektuelle. Ls ist demnach
Zu erwarten, daß bei vorschreitender Klärung und
Bereicherung des Bewußtseins und bei zunehmender j
Sicherheit des Stilgefühls die Leistungen des jungen
Graphikers noch mehr einen: lauteren und eigen- |
wüchsigen Stilempfinden entsprechen werden. Auf
guten wegen schreitet er ja, wenn er sich auch zu-
weilen abseits begibt und in Irrnis gerät.

Was den von Karl Losmus für Ingeborg s
Bndresens „Hinter Deich und Dünen" gezeichneten
Buchschmuck (Abb. 85—9l) angeht, der an bieder-
weierische Bauerukunst erinnert, möchte ich dazu
folgendes bemerken. Lr veranschaulicht alle Vor- (
Züge und Klänge! des Urhebers. Neben den:
hübschen Kapiteltitelblatt „Zürn Tine" mit den:
kräftig dekorativ wirkenden Ei-Vrnament (ein Blatt,

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an den: ich nur die an die Umrahmung ge-
hängten Brezeln beanstande) sieht man eklektische
Zeichnungei: wie das Titelblatt „Sonntag" etwa,
das reizvolle Linzelheiten enthält, in: ganzen je-
doch durch die nicht restlos verwerteten fremden
Ingredienzien unerquicklich wirkt. Ich kenne den
textlichen Inhalt des Buches nicht, möchte aber
gleichwohl fragen, warum es, da es doch ein illu-
striertes Buch sein soll, wieder nur mit dem heute
schon antiquiert anmutcnüen pseudomodernen „Buch-
schmuck" versehen werden mußte? Die Aufgabe, ein
illustriertes Buch zu schaffen, müßte doch, so nehn:e
ich auf verschiedene Anzeichen hin an, einen Graphiker
wie Larl Losmus reizen; zumal, wie Franz Blei
unlängst richtig sagte, das gelungene Beispiel immer
noch fehlt, das allein beweisend ist, denn akademische
Erwägungen sind es nicht. Losmus wird sich nur
hierbei vielleicht überlegen dünken, und mit einer
Gebärde der Geringschätzung sagen, daß er Illustrator
nicht sein will, daß er vielmehr mit seinen Zeichnungen
sich an das gegebene typographische Seiten bild möglichst
eng anzuschließen trachte. Aus Prinzip natürlich.
Darauf wäre mit den Worten Bleis zu erwidern:
„Zeichner wie Heine und praetorius n:öchte ich nicht
als Illustratoren ansprechen. Die Stilisierung ihrer
Linie rückt das zeichnerische Ergebnis den: typo-
graphischen Seitenbilde so nahe, daß n:an füglich
mehr von Vignetten ganzseitigen Formates als von
Illustrationen sprechen kann, wobei sogleich der
Widerspruch eklatant wird: der Vignette eine solche
Eigenexistenz zu geben, wie sie sie auf den: einseitig
bedruckten Vollblatt beansprucht. Es galt dies eine
Zeitlang als Gesetz, daß die Illustrationen typo-
graphischen Lharakter haben müssen. Es gibt illu-
strierte Bücher, die dieses Gesetz befolgen, und sie
haben uns damit doch nicht das gegeben, was wir
das illustrierte Buch nennen — vielleicht weil dieses
Gesetz salsch ist. Die Kupfer der Lhodewieekibücher
wird niemand typographisch korrekt und doch die

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■Kunft und ßanbtüerf. 60. Iahrg. Heft 2.

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