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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Wolff, H.: Die Volkskunst und die Volkskunst-Ausstellung in Berlin 1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0098

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Die Volkskunst und die Volkskunst-Ausstellung in Berlin (909.

(73. Volkskunst-Ausstellung, Berlin (909: Batikarbeiten und Schattenspiel aus Java.

sah, und was ihiu die Volkskunst war, erhalten oder-
gar gemehrt werden könne.

Zwölf Jahre später gab er (im „Aunstwart",
{. Novemberheft (899) die anziehende Schilderung
von seinem Idealstädtchen Deutschhausen, worin
er bereits eine stattliche Zahl von tüchtigen und in-
zwischen bekannt gewordenen Meistern neuer Bauern-
und Bürgerkunst auszählen konnte. Das Städtchen
Deutschhausen selbst ist inzwischen zwar nirgends er-
standen, aber dafür sind einige alte Städtchen mit
reicher bürgerlicher Aunst aus alten Tagen aufgedeckt
worden und das Studium und die Förderung der
Volkskunst ist in allen Teilen des Deutschen Reiches,
dann darüber hinaus in den deutschsprachigen Nach-
barländern Österreichs und der Schweiz und zuletzt
nun auch in den anderen Ländern Europas und auf
den anderen Kontinenten zu einem wichtigen Arbeits-
gebiet der Gegenwartskultur geworden.

Die Bestrebungen in der Volkskunst gehen in
drei Richtungen. Die erste ist eine mehr historische
Richtung, die ihre Aufgabe vorwiegend im Sam-
meln und Aufbewahren der sog. Reste der Volks-
kunst sieht. Die zweite ist eine mehr ästhetisch-
kulturelle Richtung, die ihre Aufgaben vor-
wiegend in der Erhaltung und pflege der Volks-
kunst in denjenigen Schichten der Bevölkerung sicht,
die bis jetzt oder früher Volkskunst hatten; die dritte
endlich ist eine mehr gewerbliche Richtung, die

nach gewinnbringender Verwendung der Volkskunst-
Motive und Volkskunst-Techniken, und wenn nötig,
nach der Errichtung neuer, von den alten Stätten
der Volkskunst losgelöster Betriebsstätten für die ge-
werbsmäßige Verwendung der Volkskunst-Motive
und -Techniken strebt.

Wenn wir von den Bestrebungen um die Volks-
kunst, soweit sie die Volksdichtung und Volksmusik
angehen, absehen und uns auf die Volkskunst als
körperliche Aunst beschränken, gehören zu den ge-
nannten drei Richtungen in der volkskunstarbeit
ungefähr folgende drei Gruppen:

Gruppe I uinfaßt die historisch konservierenden
Vereine, d. h. die Museumsvereine für Volkskunst,
z. B. in München, Nürnberg, Dresden, außerdem
die cheimatschutzvereine.

Gruppe II umfaßt die ästhetisiereuden Vereine
für Volkskunst und Volkskunde, wie sie jetzt in vielen
Landesteilen bestehen, dann die Trachtenvereine, die
Bauernkunstvereine, die Vereine für ländliche bjeimat-
pflege.

In Gruppe III endlich finden sich die vielen
Aunst- und Handwerkerschulen, die auf eine gewerbs-
mäßige Verwendung der Volkskunst-Motive und
-Techniken hinarbeiten, und die noch kleine, aber
rege Gruppe von Werkstätten für Handwerkskunst in
München, Dresden, Berlin, Wien usw.; außerdem
zahlreiche Fach- und Aunstvereine, die ihre Hauptauf-

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