Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

DOI Artikel:
Wolff, H.: Die Volkskunst und die Volkskunst-Ausstellung in Berlin 1909
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0104

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Volkskunst und die Volkskunst-Ausstellung in Berlin (909.

(83. Volkskunst-Ausstellung Berlin: Rumänische Arbeiten.

techniken und -Motive, ja zum Teil auf Grundlage
ganz moderner Techniken und Motive dachte; wie
denn auch der starke sozialpolitische Einschlag bei
dem ganzen Unternehmen, „Raum für eine armut-
lindernde und wertvolle Hausarbeit neben dem mo-
dernen industriellen Getriebe zu schaffen", ohne weiteres
auf aktuelle Ziele hinlenken mußte. Und Fritz Stahl
hat nicht so unrecht, wenn er die Internationale Volks-
kunst-Ausstellung Berlin l909 eine „internationale
Messe für Hand- und Heimarbeit" nennt und ihr
mit diesem Morte an Stelle des mehr geschichtlich-
ästhetischen Titels einen sozialwirtschaftlichen Ehren-
titel gegeben hat.

Der Umfang der Ausstellung möge aus fol-
genden Angaben hervorgehen. Die Bodenfläche
der Ausstellung betrug gegen s800 qm, die sich auf
zwei Stockwerke in dem nach der Boßstraße zu ge-
legenen Teil der Mertheimschen Bauten verteilten.
Im unteren Stock (Erdstock) war die retrospektive
Abteilung untergebracht; im oberen Stock Stock)
die moderne Abteilung der Ausstellung. In der
retrospektiven Abteilung, die Professor Stöving
von der Technischen Hochschule Berlin eingerichtet
hatte, waren nach meiner Zusammenstellung 7 fremde
Länder und die deutschen Aolonien vertreten sowie
2\ deutsche Einzelstaaten. In der modernen Ab-
teilung, die unter der Oberaufsicht der Gräfin

Harrach und der Frau Hedwig Heyl als Vor-
sitzende des Deutschen Lyzeumklubs und der Aunst-
gewerblerin Fräulein Elisabeth v. Hahn stand,
waren \7 fremde Länder und sq- deutsche Einzel-
staaten mit Sonderabteilungen vertreten.

Der Zahl und dem volkskünstlerischen Werte
nach variierten die einzelnen Abteilungen allerdings
erheblich. Es gab Länder, die mit ganz wenigen
großartigen Stücken sich im besten Lichte zeigten;
und anderseits Länder resp. Abteilungen, die einen
marktmäßigen Massenaufwand gemacht hatten, ohne
daß sonderliche Eindrücke vermittelt wurden. Eine
weitgehende Gleichwertigkeit war allein schon wegen
der großen Menge von freiwilligen Helfern und
Sammlern auch nicht im Bereiche der Mög-
lichkeit.

Aber eine vollkomnien ausgeglichene Ausstellung
zu geben, wäre vor allen Dingen wegen der großen
Verschiedenheiten der Volkskunstarbeit in den einzelnen
Gegenden und Ländern selbst gar nicht möglich ge-
wesen. Dein Volkskunstkenner blieb so noch über-
reich genug Material zu sehen und zu bewundern
übrig.

Eine der besten Aennerinnen der Volkskunst und
nicht bloß in deutschen Landen, sondern auch im
Ausland, Fräulein Marie v. Bunfen, hat in einem
„Führer durch die Internationale Volkskunst-Aus-

89
 
Annotationen