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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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H.: Eine Geschichte des Kunstgewerbes
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0137

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235 u. 236. Plakate uou L. Moos; ausgeführt von den vereinigten Druckereien und A u n st a n st a l t e n.

(Ungefähr */10 d. wirkl. Größe.)

Umseum für Kunst und Industrie, Regierungsrat
Josef ^oliiesics bearbeitete, standen ebenfalls nur
wenig brauchbare Vorarbeiten zur Verfügung, das
Beste hiervon für einige Kapitel der französischen
Kunst. Im übrigen war Lolnesics auf feine eigenen
vortrefflichen Einzelstudien, die im Laufe der letzten
Jahre in der Wiener Zeitschrift „Kunst und Kunst-
Handwerk" erschienen, angewiesen. Vor allem dankbar
wird man des Verfassers klare Darstellung der klassi-
zistischen Interieurskunst und ihre Grundsätze emp-
finden, denn in der Raumkunst sind die richtunggeben-
den Momente für die gesamte Kunstindustrie dieser
Periode enthalten. In ähnlicher präziser und fein-
sinniger Form schildert uns Holnesics auch das Empire,
dessen gesamtes Kunstleben er n:it Hug und Recht als
durchaus unter der Kontrolle der Wissenschaft und
des Verstandes stehend bezeichnet. Besonders wertvoll
erscheinen in diesem Kapitel die Analysen der
mannigfachen Abarten und Wandlungen des Stils,
zumal in Anbetracht der noch vielfach schwankenden
Namen und Begriffe.

Professor Or. Georg Lehnert, der Perausgeber
des Werkes, dem wir auch die ausgezeichnete Uber-
sicht über das Kunstgewerbe im ersten Bande ver-

danken, hatte das Kunstgewerbe der neuesten Zeit
übernommen. Zum ersten Male sehen wir hier auf
streng wissenschaftlicher Basis die Geschichte des Kunst-
Handwerks seit der Mitte des verstossenen Jahrhunderts
aufgebaut. In klarer Gruppierung schildert uns der
Verfasser zunächst die Retrospektive, die Einflüsse der
erstarkenden Technik und der Naturwissenschaften in
ihren Vor- und Nachteilen, die Bedeutung der Welt-
ausstellungen, die den ornamentierenden Stil der
Rückblickszeit zeitigten, dann den dekorativen Stil, wie
er sich seit Sempers Auftreten, gefördert durch die
aufblühenden Schulen und Museen und unterstützt
durch literarische Unternehmungen entwickelte und vor
allem in den siebziger und achtziger Jahren zur vollsten
Blüte heranreifte. Diesen beiden Strömungen stellt
Lehnert als dritte und jüngste den konstruktiven Stil
gegenüber, dessen Keime durch die zunächst noch retro-
spektive Bewegung in England erstarkten und eine
vollständige Umwandlung zur Moderne herbeiführten.
Auf alle Einzelheiten dieses Abschnittes näher ein-
zugehen, kann nicht die Aufgabe dieser Zeilen sein.
Ich darf wohl sagen, daß trotz mancher Stelle, der
man gegensätzlich gegenüberstehen wird, doch die
Schwierigkeit der Aufgabe dank der souveränen Be-

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