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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Pudor, Heinrich: Heimatmuseen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0384

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konzentrischen Kreisen vom
engsten b)eimatsorte aus weiter
zu schreiten, sich zu eigen ge-
macht. Kurz, das peimats-
prinzip, das von der modernen
Biologie und Vererbungs-
theorie gestützt wird, ist es, das
unser gesamtes Museumswesen
umgestalten inuß, wie es unsere
Pädagogik umzugestalten im
Begriff ist. Auf allen Ge-
bieten gilt es, zuvörderst pei-
niatskunde zu treiben, zu den
heimischen Quellen zurückzu-
gehen und von da aus orga-
nisch den Weg in den breiten
Strom der Volkskunde zu ver-
folgen, nicht aber, wie früher,
gleich von Anfang an das
ganze Ausland zu umfangen
und für Internationalität von
Kunst und Wissenschaft zu
schwärmen. Die Au»st ist vor allem einmal na-
tional, und die Aufgabe der Wissenschaft ist cs, vor
allem den historischen und entwicklungsgeschichtlichen
Voraussetzungen des heimatlichen Lebens nachzu-
spüren. Die Geschichte selbst sollte diesen sozusagen
geozentrischen Standpunkt sich zu eigen machen, aber
cs ist eine alte Zache, daß wir auf den Schulen
die fremdländische Geschichte besser kennen lernen
als die bseimatsgeschichte, und mit der Geschichte
als Wissenschaft ist cs nicht viel anders. Das war

die Zeit, als wir in den bo-
tanischen Gärten ebenso wie in
den zoologischen Gärten am
fremdländischen uns ergötzten,
für das Exotische auf allen
Gebieten in Leben, Kunst und
Wissenschaft uns begeisterten
und die perlen des Vaterlandes
und der Heimat vergeudeten, —
die Zeit, als wir alles, was
international war, anbeteten
und kosmopolitischen Träume-
reien nachgingen, als wir ver-
suchten, den deutschen Kultur-
baum an den Blättern und
Ästen mit den Wurzeln nach
oben in die Erde zu bringen.

fasse die Welt an einem
Zipfel, und du hast sie ganz.
Dieser Zipfel kann immer nur
die Heimat sein. So weit sind
wir heute, das einzusehe». Es
wächst alles aus Zellen, Ei und Keimen, aus Mutter-
leib und Mutterboden. Diesen Mutterboden der
Primat und des Vaterlandes gilt es zu suchen, zu
lieben, zu ergründen, zu umfassen. Peimatpolitik und
peimatkunst. peimatskunde und peimleben.

peimatsmuseen, nicht internationale Museen,
sind es, die wir vor allen: brauchen, peimatsmuseen
auch als freiluftmuseen, wie Skansen bei Stockholm,
und als eine Art lebenden peimatsmuseums sogar
die Naturschutzparke, an die wir jetzt denken.......

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Kunst und Handwerk. 60. Jahrg. Heft \2.

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