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Daß von al! dlesen Trisben für die Menschheit nichi
jedes „Nalurspiel" jederzeit gleich werkvoll isi und der
Anregung und Erziehung wert, dürfte auch feststehen.
Die Kinder haben allgemein das Bestreben, sobaid
sie merken, dah man zeichnerisch ekwas ausdrücken
kann, alles zeichnerisch ausdrücken zu wollen, sie
versuchen mit den Borstellungen prak-
tischzu spielen.
ES ist vorerst nur nachzuweisen, welche Art von
Trieben in unssrer Erziehung einer größercn Be-
achtung und mehr Pflege wert würen, um dadurch
unserer Kulturaufgabe bcsser gerecht werden zu
KLnnen.
DaS Kind macht also dcn ernsthaften Bersuch, die
ganze Umgebung zeichnerisch zu begreifen und wieder-
zugeben. Dieser wachgerufene Tried oüer dieses
Triebüberbleibsel wird durch daS iägliche Leben, das
flch darüber in der Schule durch das Auswendiglernen
für die Erziehung belangloser Gedächtnisübungen
breik macht, zmn Schweigen gebrachk. Änd der Zei-
chenunkerricht, der darauf zweifellos zurückgreifen
mühte, er bildet diesen Sprechtrieb,
diese graphjsch-sensorischen Wahr-
nehmungsübungen nicht weiter aus, er
greift auf dasIugendschema nicht z.u-
rück, er verzichtet ohne weikeres und
ohne jede Begründung aufdiese von
der Nakur gebokene Grundlage zum
W e i t e r b a u e n.
flm Laufe der Erziehung wird dieses Bermögen und
die Freude daran verschütket und bleibt in kümmer-
lichen Anfängen stecken, ja viele Erwachsene
schämen sich dieses z u r ü ck g e b l i eb e n e n
verkümmerten Bermögens> fle haben eine
ganz jämmerliche Angst, ekwas zeichnerisch znm
Zwecke der Mitteilung festzuhalten. Durch Anter-
stühung dieser Art von Sprechtrieb beim Kinde mühte
man so weit kommen, daß diese „Schüchkernheit"
allgemein schwindet.
Der Trieb zum Kritisieren ist ebenfalls
verschüttet, ssweit er geistige Gebieke bekrifft und
wird immer durch unser ganzes Ankerrichtsgebahren
kleingehalten. Er begibt sich daher auf Gebiete, auf
denen er den Lehrern und Mitmenschen peinlich wird.
Alles wird kritisiect, was den Schülern begegnet,
ohne gediegene, eines erzogenen Menschen würdige
Beranlassung. Würde man ihnsn auch Borwürfs für
die Kritik bieten, sie dazu erziehen, ihre Kraft der
Begrifssverglcichung zum Erfolg für Schönes und
Gutes zu tummeln und zu stärken, dann würde eine
kleinliche, .engs, schwächiiche, unzukresfende, kitschige,
behaglichs Kritik bei so erzogenen Menschen eine
Anmöglichkeit sein. Die Behaglichkeit st r o tz t
von Krikiklosigkeit. Wenn der Mensch zum
Hinnehmen, Erdulden, Ertragen und llber-sich-
Ergehen-lassen erzogen wird, so mag das als Siühe
für gewisse Dogmen im allgemeinen von dem er-
wünschten und gewollkcn Nutzen sein, aber die Schok-
tenseite — ist nicht zu vergessen. Krikik bsruht auf
Wissen, auf Können, auf bssser wisssn und besssr
können. Wollen wir also die Kritik för-
dern, dann müssenwirWissenund Kön-
nen fördern. Kritiklose Menschen fühlsn ihre
Schwäche, das Kümmerliche in ihnen den „Dingen"
gegenüber, sie gewinnen nicht die richtige Borstellung
von dem Berhältnis, das zwischen dem Objekk und
ihrer Seele besteht. Es fchlsn alle Füden zum „Ding
an sich".
Die andere Menschenart, die ewig Naioen, das
typische Weib mit seiner Kritik ist mehr kindlich ge-
blieben, an ihm können wir so recht das Zurück-
gebliebsne Kindliche beobachken, denn dem Weib
fehlt das Schöpferische überhaupt, also
auch die Kritik des Berstehens und
Fühlens zusammen.
Dec Menschheikserzieher sollte aus all der zumeist
gefühlsduslerischen Kritik schließen, datz auch hier
cin mächtiger Trieb vorhanden ist und zwar un-
gedämmt piätschernd und unerzogen, von den eigenk-
lichsien Gebieien ernster Kritik ferngehalten, datz daä
alles noch Kinderstube lst und nicht Welt, Geist und
Erziehung. Ein Teil der Kulturaufgabe wäre gelöst,
das Menschenklim um Bieles, Bieles wsiker, wenn
der kritische Trieb rechkzeikig einfetzen würde, u n d.
die Menschheik gelernk häkte, daraüs
die rechten. Folgerungen zu ztehen!
Würds nicht allen Klexern und Dichkerlingen, allen
Schmierern und Kitschern das Handwerk gelegt sein,
würde nicht die Menschheit unter einem geläuterten,
durch gssundes Arteil groß gezogenen Geschmack auf
vielen Gcbieten aufakmen? Das ist nicht Ideologie
oder ein Anding von Geburt des Gedankens an, denn
es kommt in der Welt nicht darauf an, datz sie durch
menschliches Streben und Geisiesgewalt gleichmätzig
werde und es ist ein unsinniger Wunsch, sich gegen die
Nakur, von der Mcnschengeist nur ein Teil isk, zu
skellen. Das verpflichkek uns doppelt diesen Fortschritt
anzustreben, wenn wir nicht ins Gleiten nach abwärks
kommen wollen. Die Menschheit verrichket
eine Sysiphusarbeit. Gäbe es einen
Manometer für den Druck der Kritik-
losigkeit auf jedes Gsbiek unserer
Kultur bei allen Menschen, dann wür-
den die Erwachsenen und die An- und
RachbekerhistorischerKulturnichteine
Erziehung der Zugend zur Kritiklosig-
keit im modernenMirtschafksleben
w o l l e n.
Wir sollkcn es als Verpflichtung gegen
das Menschheiksideal betrachten, durch
Zeranziehung unserer llugend zu gesunder Allgemein-
und Sslbskkritik dem Werdenhd'chskerKultur
und Kunsischöpfungen den Boden zu bereiten
stakt alles in der Erziehung des ststs wiederkehrenden
„Publikums" zu kun, was die genialen Menschen
auch in der Neuzeit nur auf einem dornenvollen und
holperigen Wege die steile Bahn ihres Schicksals er-
klimmen lähk, was sie fernhält oon dsr Sonne, wenn
nichk gar hineinstötzt in verkümmerndss Elend.
Die Unterbindung jsglicher Kritik in der Erziehung,
ihre Nichtförderung kommt einer Berhinderung der
Artcilsreife unseres Bolkes gleich (Wyneken), und
ein Bolk, das aus seiner Erziehung heraus für seine
Bssten und Größken ja für Befferes und nicht
Allkägliches nur Knüppel und dumme Mlerwelkskritik
übrig hat, dem fehlt esanrichtigerErziehung
und an Selbstsrziehung, das kennk seine
Aufgabe und seine Berufung nichk.
Ein grotzer Teil dieser Erziehung fällt dem Zeichen-
unterricht zu, der die bests gleichmätzige Förderung
Daß von al! dlesen Trisben für die Menschheit nichi
jedes „Nalurspiel" jederzeit gleich werkvoll isi und der
Anregung und Erziehung wert, dürfte auch feststehen.
Die Kinder haben allgemein das Bestreben, sobaid
sie merken, dah man zeichnerisch ekwas ausdrücken
kann, alles zeichnerisch ausdrücken zu wollen, sie
versuchen mit den Borstellungen prak-
tischzu spielen.
ES ist vorerst nur nachzuweisen, welche Art von
Trieben in unssrer Erziehung einer größercn Be-
achtung und mehr Pflege wert würen, um dadurch
unserer Kulturaufgabe bcsser gerecht werden zu
KLnnen.
DaS Kind macht also dcn ernsthaften Bersuch, die
ganze Umgebung zeichnerisch zu begreifen und wieder-
zugeben. Dieser wachgerufene Tried oüer dieses
Triebüberbleibsel wird durch daS iägliche Leben, das
flch darüber in der Schule durch das Auswendiglernen
für die Erziehung belangloser Gedächtnisübungen
breik macht, zmn Schweigen gebrachk. Änd der Zei-
chenunkerricht, der darauf zweifellos zurückgreifen
mühte, er bildet diesen Sprechtrieb,
diese graphjsch-sensorischen Wahr-
nehmungsübungen nicht weiter aus, er
greift auf dasIugendschema nicht z.u-
rück, er verzichtet ohne weikeres und
ohne jede Begründung aufdiese von
der Nakur gebokene Grundlage zum
W e i t e r b a u e n.
flm Laufe der Erziehung wird dieses Bermögen und
die Freude daran verschütket und bleibt in kümmer-
lichen Anfängen stecken, ja viele Erwachsene
schämen sich dieses z u r ü ck g e b l i eb e n e n
verkümmerten Bermögens> fle haben eine
ganz jämmerliche Angst, ekwas zeichnerisch znm
Zwecke der Mitteilung festzuhalten. Durch Anter-
stühung dieser Art von Sprechtrieb beim Kinde mühte
man so weit kommen, daß diese „Schüchkernheit"
allgemein schwindet.
Der Trieb zum Kritisieren ist ebenfalls
verschüttet, ssweit er geistige Gebieke bekrifft und
wird immer durch unser ganzes Ankerrichtsgebahren
kleingehalten. Er begibt sich daher auf Gebiete, auf
denen er den Lehrern und Mitmenschen peinlich wird.
Alles wird kritisiect, was den Schülern begegnet,
ohne gediegene, eines erzogenen Menschen würdige
Beranlassung. Würde man ihnsn auch Borwürfs für
die Kritik bieten, sie dazu erziehen, ihre Kraft der
Begrifssverglcichung zum Erfolg für Schönes und
Gutes zu tummeln und zu stärken, dann würde eine
kleinliche, .engs, schwächiiche, unzukresfende, kitschige,
behaglichs Kritik bei so erzogenen Menschen eine
Anmöglichkeit sein. Die Behaglichkeit st r o tz t
von Krikiklosigkeit. Wenn der Mensch zum
Hinnehmen, Erdulden, Ertragen und llber-sich-
Ergehen-lassen erzogen wird, so mag das als Siühe
für gewisse Dogmen im allgemeinen von dem er-
wünschten und gewollkcn Nutzen sein, aber die Schok-
tenseite — ist nicht zu vergessen. Krikik bsruht auf
Wissen, auf Können, auf bssser wisssn und besssr
können. Wollen wir also die Kritik för-
dern, dann müssenwirWissenund Kön-
nen fördern. Kritiklose Menschen fühlsn ihre
Schwäche, das Kümmerliche in ihnen den „Dingen"
gegenüber, sie gewinnen nicht die richtige Borstellung
von dem Berhältnis, das zwischen dem Objekk und
ihrer Seele besteht. Es fchlsn alle Füden zum „Ding
an sich".
Die andere Menschenart, die ewig Naioen, das
typische Weib mit seiner Kritik ist mehr kindlich ge-
blieben, an ihm können wir so recht das Zurück-
gebliebsne Kindliche beobachken, denn dem Weib
fehlt das Schöpferische überhaupt, also
auch die Kritik des Berstehens und
Fühlens zusammen.
Dec Menschheikserzieher sollte aus all der zumeist
gefühlsduslerischen Kritik schließen, datz auch hier
cin mächtiger Trieb vorhanden ist und zwar un-
gedämmt piätschernd und unerzogen, von den eigenk-
lichsien Gebieien ernster Kritik ferngehalten, datz daä
alles noch Kinderstube lst und nicht Welt, Geist und
Erziehung. Ein Teil der Kulturaufgabe wäre gelöst,
das Menschenklim um Bieles, Bieles wsiker, wenn
der kritische Trieb rechkzeikig einfetzen würde, u n d.
die Menschheik gelernk häkte, daraüs
die rechten. Folgerungen zu ztehen!
Würds nicht allen Klexern und Dichkerlingen, allen
Schmierern und Kitschern das Handwerk gelegt sein,
würde nicht die Menschheit unter einem geläuterten,
durch gssundes Arteil groß gezogenen Geschmack auf
vielen Gcbieten aufakmen? Das ist nicht Ideologie
oder ein Anding von Geburt des Gedankens an, denn
es kommt in der Welt nicht darauf an, datz sie durch
menschliches Streben und Geisiesgewalt gleichmätzig
werde und es ist ein unsinniger Wunsch, sich gegen die
Nakur, von der Mcnschengeist nur ein Teil isk, zu
skellen. Das verpflichkek uns doppelt diesen Fortschritt
anzustreben, wenn wir nicht ins Gleiten nach abwärks
kommen wollen. Die Menschheit verrichket
eine Sysiphusarbeit. Gäbe es einen
Manometer für den Druck der Kritik-
losigkeit auf jedes Gsbiek unserer
Kultur bei allen Menschen, dann wür-
den die Erwachsenen und die An- und
RachbekerhistorischerKulturnichteine
Erziehung der Zugend zur Kritiklosig-
keit im modernenMirtschafksleben
w o l l e n.
Wir sollkcn es als Verpflichtung gegen
das Menschheiksideal betrachten, durch
Zeranziehung unserer llugend zu gesunder Allgemein-
und Sslbskkritik dem Werdenhd'chskerKultur
und Kunsischöpfungen den Boden zu bereiten
stakt alles in der Erziehung des ststs wiederkehrenden
„Publikums" zu kun, was die genialen Menschen
auch in der Neuzeit nur auf einem dornenvollen und
holperigen Wege die steile Bahn ihres Schicksals er-
klimmen lähk, was sie fernhält oon dsr Sonne, wenn
nichk gar hineinstötzt in verkümmerndss Elend.
Die Unterbindung jsglicher Kritik in der Erziehung,
ihre Nichtförderung kommt einer Berhinderung der
Artcilsreife unseres Bolkes gleich (Wyneken), und
ein Bolk, das aus seiner Erziehung heraus für seine
Bssten und Größken ja für Befferes und nicht
Allkägliches nur Knüppel und dumme Mlerwelkskritik
übrig hat, dem fehlt esanrichtigerErziehung
und an Selbstsrziehung, das kennk seine
Aufgabe und seine Berufung nichk.
Ein grotzer Teil dieser Erziehung fällt dem Zeichen-
unterricht zu, der die bests gleichmätzige Förderung