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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 3.1854

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Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.45119#0024

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16

Gedichte.

Stromfahrt.
Wir fuhren den Strom hinunter,
Wir konnten nicht satt uns schau'n!
Die Schiffsmannschaft war munter,
Vorüber schwang sich ein bunter
Festreigen von Städten und Au'n.
Doch Plötzlich dunkelt's —> wer hätte
Noch eben dieß gedacht? —
Von Felsen umgittert das Bette!
Der Strom liegt wie an der Kette,
Und über ihm brütet die Nacht.
Dumpf grollt der Fluß, der schmale,
Ein Kerker ohne Thor:
Entgegen stemmt sich dem Thale
Ein Berg — mit einem Male
Reißt vor den Augen der Flor.
Vorwärts! und die Fluren erweitere
Sich unter dem blauen Dom,
Frei schauend nach allen Seiten
Frohlocken die Schiffer und gleiten
Dahin auf dem wogenden Strom.
Die Felsen und Berge verbauten
Uns lange die blühende Au!
Ihr wißt's, ihr Gesellen, ihr trauten,
Vom freien Himmel schauten
Wir kaum ein Streifchen Blau.
Was mag uns jetzt noch schrecken? —>
Ob Berg an Berg sich reiht,
Uns reißt durch die felsigen Strecken
Vorüber an Klipper: und Ecken
Der brausende Strom der Zeit.
Ende December 1853. L. Seegk r.

Freudcnthränen.
Unter all' den vielen Thränen,
Die der Mensch auf Erden weint,
Kenn' ich keine, die mir edler,
Als die Freudenthräne scheint.
Kehrt zum mütterlichen Herzen
Fernher das geliebte Kind,
Ist so schön die Freudenthräne,
Die vom Äug' ihm perlend rinnt. i

Heimweh quält oft eine Seele,
Aber trocken bleibt der Blick;
Anders, wenn wir tief empfinden
Lang entbehrter Heimath Glück,
Wo das lang verhalt'ne Sehnen
Bahn sich bricht mit Allgewalt,
Und in einem Strom von Zähren
Wonneselig überwallt.
Denn die Seele kann nicht fassen,
Dieses Glück nach langem Leid,
Und dem Äug' entströmt des vollen
Herzens süße Trunkenheit!
H. Bührlen.
Geifferfahrt.
Die Laute klingt, und lieblich gellt
Und lispelt Elfensang:
Mich lockt's in eine Zauberwelt,
Ich folg'e ohne Bang.
Die Wunderklänge lösen sich
In Eine Harmonie, —
Ein tiefes Ahnen mich beschlich —>
Ein Heimweh, wie noch nie.
Die Töne sterben... Bin ich dein
Noch, Erde? — Welch' ein Klang!
So geht man wohl zum Himmel ein
Umtönt von Engelsang.
H. Bischof.
In ein Stammbuch.
Die Liebe schenkt das Glück, das höchste, das es gibt,
Dem Herzen doppelt, das, wie sich, ein zweites liebt.
Unsterblich bist du selbst, und bist es auch in mir;
Unsterblich bin ich selbst, und bin es auch in Dir.
H. Bischof.
Der Diplomat des Meeres.
Kennt ihr den Dintenstsch?
Wollt ihr ihn fischen?
Schnell wie ein Flederwisch
Wird er entwischen;
Spritzt ein Gemisch empor,
Trüber und trüber!
Plötzlich den Nebelflor
Wirft er sich über.
ll. 8.
 
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