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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 3.1854

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Gedichte / Literarische Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45119#0057

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37

Gedichte.

Lieder der Treue.
(Alte und neue.)

1.
Klein Haus meine Vurg!
Der Rosen hab' ich viel geseh'n
Und ihren Dust genascht:
Doch Rosen welken und vergeh'n,
Wenn du sie kaum erhascht.
Du, süße Rose, welkst mir nie,
Treu will ich deiner warten.
In dir erblüht mir spät und früh
Ein ganzer Rosengarten.
Der Lauben hab' ich viel geseh'n,
Gar heimlich d'rin zu kosen,
Die Stunden kommen und vergeh'n
So süß auf weichen Moosen.
Doch Stunden des Genusses sind
Kein Leben: — laßt mich schauen
Ein sich'res Haus vor Sturm und Wind!
Bei Gott, ich will mir's bauen!

2.
Zu Zwei'»!
Hier umher, dort umher
Bin ich gewallt;
O wie so öd' und leer,
O wie so kalt!
Thäler und Alpenhöh'n,
Garten und Hain! —
Aber die Welt ist schön,
Schön nur zu Zwei'n.
Lausche der Nachtigall,
Klagt sie ihr Weh,
Horche dem Wasserfall,
Stürzt er zum See.
Frühling! Es braust der Föhn!
Jubel im Frei'n!
Aber die Welt ist schön,
Schön nur zu Zwei'n!

3.
O wie süß!
O wie süß, wie himmlisch süß, zu wissen,
Wenn das Herz von herbem Gram zerrissen,
Daß dein Leiden vom verwandten
Zweiten Herzen wird verstanden!
Wenn mit Wolken zieht herauf der Morgen,
Wenn es stürmt und ungewittert,

O, zu wissen, daß von deinen Sorgen
Noch ein zweites Herz erzittert!
Ja, und könntest du in Leidensnöthen
Auch ein zweites Herz noch missen —>
Hoch entflammt's der Freuden Glut, zu wissen,
Daß sie noch ein zweites Antlitz röthen.

4.
Einsam!
Was fällt dir ein, dich zu verstecken?
Wo lacht dein liebes Angesicht?
Ich suche dich in allen Ecken,
Komm', liebes Kind, und neck' mich nicht. —
Kein Laut im ganzen Haus zu hören,
Stumm sieht die blasse Wand mich an,
Komm, Liebe, komm, mich süß zu stören,
Wie du's noch gestern erst gethan.
Verwünschte Stille hier im Zimmer!
Der Garten winkt hinab in's Grün! —>
Wie öd', wie kahl und ohne Schimmer!
Kein Vogel singt, kein Strauch will blüh'n.
Wohl ist der Lenz in's Land gekommen,
Doch ach, des Winters letzter Hauch
Hat mir die Liebste fortgenommen —>
Kein Vogel singt, es blüht kein Strauch.
Zurück aus dieser weiten Leere,
Zurück in's Haus, die Fenster zu!
In dunkeln Schmerzen, ohne Zähre
Hinbrüten muß ich, ohne Ruh.
Und sinst'rer wird's, die Mauern rücken
Zusammen zur Gefängnißwand,
Die Einsamkeit mit ihren Tücken
Umschnürt mich wie ein eisern Band.

5.
Warum getrennt?
Warum getrennt viel Meilen?
Es ist um mich so todtenstitl!
Zusammen lass' uns eilen,
Und werde d'raus, was will!
Ich weiß, du bist die Meine,
Doch schreibst du mir's auch fort und fort:
Nur Widerschein vom Scheine
Ist ein geschrieb'nes Wort.
Selbst die Gedanken müssen
Erlahmen auf dem weiten Flug.
Dich seh'n, dich haben, küssen —
Der Rest ist Traum und Trug!

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