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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 3.1854

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Sprecher, Andr. von: Ein Szeklerknabe
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Rosenheyn, Max: Ein deutscher Fürst in Portugal (Fortsetzung)
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https://doi.org/10.11588/diglit.45119#0049

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29

zu sein wie gegen Deinesgleichen. Ich war Dir ein
Bruder, Du bist mir wie eine Schwester gewesen, ja,
jetzt weiß ich, daß Du mir mehr, viel mehr bist als
Schwester. Ich habe keinen Namen dasür, aber das
fühl' ich, daß Du ganz in meiner Seele lebst, sie wäre
ohne Dich wie eine ausgebrannte Kohle, ein todtes
Wesen."
„Fühl' ich denn anders, Du Licht meiner Augen?
O daß ich diesen Tag nimmer gesehen hätte, daß mich
der Tod gestern geholt hätte, so wärest Du doch um mich
gewesen. Aber jo gehst Du hinweg in den Krieg! dort
wird Dich der König Tod mit seinem Scepter berühren,
nnd heimführen in sein dunkles Reich."
„Wohl geh' ich in den Krieg, aber um das Gewand
der Armuth und Dienstbarkeit nbzustrcifcn und um mir
Ehrenkleider zu erbeuten, daß wenn ich wieder vor deinen
Vater trete, sein Auge gnädig auf mir ruhe. Dann
will ich Dich von ihm fordern als meine Braut."

„Wie wird mir der Wald so düster, die grüne Flur so
öde, der Hof so einsam dünken! Ach, könnt' ich den
Zaubcrspicgel besitzen, von dem mir Zsursi, die Amme,
erzählt hat, und darin alle Tage Dein Bild sehen."
„Die Zeit hat Flügel, wenn man das Kraut Geduld
an ihre Füße hängt. Sorge nicht, meine Seele. Ich
lebd der festen Zuversicht, daß ich Dich wieder finden
werde. Ja, ich darf sagen, ich weiß das. Ganz ruhig
bin ich."
Und wie sie ihm in's Antlitz schaute, war cs voll
Heiterkeit und Glück; nur zwei Thräncn standen noch in
seinen Augen. Wie diese Ruhe über ihn gekommen, wie er so
zuversichtlichen Sinnes von ihr scheiden könne, blieb da-
mals ihrem Verständnisse fern. Allein auch aus sic wirkte
diese Stimmung beruhigend. Getröstet schied sie von ihm,
der am folgenden Tage mit dem Morgengrauen in eine
unbekannte Zukunft hinauszog.
(Schluß folgt.)


Ein deutscher Fürst in Portugal.
Historische Novelle

von

Max Rosenhey n.

(Forschung.)

2.
Malagrida-
Und in der That hatte seine höllische Majestät wohlgefällig
die Citation vernommen, fuhr mit Gedankenschnelligkeit zur Ober-
welt und nahm seinen Sitz in dem Herzen eines Jesuiten, das
Verderben der hochherzigen Männer zu beschleunigen. Gabriel
Malagrida hatte sich in Lissabon durch seinen fanatischen Eifer
für die Rechte der Hierarchie und durch feurige Kanzelberedsam-
keit einen so stürmischen Beifall erworben, daß Hoch und Niedrig
nur bei ihm beichten wollte. Unter seine Beichtkinder und Ver-
ehrer zahlte er unter Anderen die Prinzessin Franziska Isabella,
den Prinzen von Beira, den Herzog vonAlveiro, und den
Marquis von Tavora. —
„Wir wollen dem Höchsten aus Herzensgründe danken, Vene-
rande," sprach der Jnfant von Beira, als sein Beichtvater ihn
eines Tags besuchte, „daß unsere, von schwerem Unglück heimge-
suchte Residenz, unter seinem allmächtigen Beistände neu verjüngt
wie ein Phönir aus ihrer Asche ersteht. Gesteru hat ja, wie ich
höre, unser Herr Feldmarschall in seinem neuerbauten Schlosse
ein solennes Einzugsmahl gefeiert."
„Königliche Hoheit," entgegnete darauf der lauernde Jesuit,
„der allgemeine Jubel über die raschen Fortschritte der Bau-
arbeiten findet in meinem Herzen gewiß einen starken Anklang;
--

allein die Art und Weise, wie der Prinzipal-Minister mit ver-
schwenderischer Pracht das Bauwerk betrieb, muß in den Augen
jedes Patrioten gegen das Unglück der vergangenen Tage ungleich
schrecklicher erscheinen."
„Gehen Sie auf eine nähere Erklärung Ihrer Worte ein; ich
bitte darum, Carissime," sprach der Jnfant aufmerkend.
„Unverkennbar ist die rastlose Thätigkeit des Marquis von
Pombal, die er den Bauangelegenheiten widmet; doch scheint er
in den kostspieligsten Anlagen einen Ehrenpunkt zu suchen. Das
Land seufzt unter den drückenden Auflagen, die zu diesem Behuf
unnachsichtlich eingetrieben werden, und bringt das beklagens-
werthe Volk zur Verzweiflung und — was der Himmel verhüten
möge! — nur zu bald auf den unglückseligen Gedanken, mit ge-
waffneter Hand sich selbst Hilfe zu schaffen!"
„Ihre prophetischen Worte sind leider zu wahr," fiel der Prinz
bestürzt ein; ^,der Minister besitzt, wie ich weiß, Sr. Majestät un-
beschränktes Vertrauen, und auch ich habe von verschiedenen Sei-
ten her bittere Klagen vernommen über harten Druck und lästigen
Mvuopolhandel. Aber, ich frage Sie, Optime, wäre es nicht
sträflicher Vorwitz, unberufen und nach Belieben in das Rad der
Staatsmaschine plötzlich eiuzugreifen?"
„Vor solchem Vorwitz wolle uns der Himmel in Gnaden be-
wahren!" entgegnete der schlaue Jesuit. „In seiner Unterthancn
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