Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 3.1854

DOI issue:
Kurz, Hermann: Aus: Der Sonnenwirth
DOI issue:
Die Mutter der Hohenstaufen und der Babenberger
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45119#0159

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
denn der Schafhandel, so große Vortheile er ihm auch in der
Zukunft versprach, hatte für den Augenblick seine Baarschast
völlig erschöpft.
Im Weggehen wandte er sich an den einen von seinen bei-
den neuen Freunden. »Thätst mir einen Gefallen, Jerg?"
„Zwei für einen, Frieder."
„Ich hab' eine schöne Pirschbüchse," sagte er lächelnd, „die
mir unwerth geworden ist. Sei so gut und trag' sie morgen
nach Rechbergbausen zum Krämerchristle; der wird dir dafür-
geben, was recht und billig ist. Erinnere ihn, daß er mir
versprochen habe, sie wieder zurückzunehmen, wenn ich sie nicht
mehr wolle. Ich muß morgen meinem Vater einen Gang nach
Eßlingen thun und kann's also nicht selber besorgen. Auf die
Nacht, wenn's dunkel ist, geb' ich dir das Gewehr, und mor-
gen Abend, wenn ich von Eßlingen komm', könntest draußen
an der Ruhbank auf mich warten."
„Gern."
„Der dreiäugige Spitzbub'!" rief er am andern Abend, als
er das Geld zählte, mit welchem ihn sein Freund vor dem Flecken
an der Straße erwartete: „Der nimmt ja einen Heidenprofit und
milkt mich wie eine Kuh, aber ich will ihn schon noch dafür krie-
gen. Was hat er denn gesagt?"

„Er hat gesagt, er hab' dir freilich versprochen, er wolle die
Büchse wieder nehmen, aber nur für den Fall, daß sie dir nicht
gut genug sei, und das könnest du selbst nicht sagen; aber daß
die Katze je vom Mausen lassen könnte, das hab' er nicht geglaubt
und auch kein Versprechen darauf gethan."
Frieder lachte überaus listig. „Der Galgenstrick!" sagte er,
„so, der will mich dafür strafen? Nun," setzte er mit ernstem
Tone hinzu, „ich hoff', Vas soll meine letzte Strafe gewesen sein.
Aus dem Weg, den ich geh', kann ich keine Strafe mehr brauchen."
Es war ein doppelter Zweck, den er mit diesem Geschäfte er-
reicht hatte. Erstens hatte er nun wieder etwas Klingendes in der
Tasche, denn es wäre ihm unerträglich gewesen mit leeren Händen
zu lieben. Zweitens aber — und dieß war der Grund, warum
er Christinens Bruder mit dem Verkauf des Jagdgewehrs beauf-
tragt — hatte er sein Mädchen in verdeckter Weise wissen lassen,
daß er um ihretwillen nicht bloß auf den Pfad der Tugend zu-
rückkehren, sondern auch jeden andern Weg meiden wolle, der,
wenn auch nicht gerade bürgerliche Verabscheuung daraus ruhte,
doch anderswohin als zu der Verbindung mit ihr führen konnte.
Herrn. Kurz.


Die Mutter der Hohenstaufen und der Babenberger.
Geschichtliche Skizze.'^)
Nur ein MohrNorn heitern Scklummers,
Wär's auch aus des Mährcheus Hand,
Ist am Tage großen Kummers,
Ein Verdienst uin's Vaterland.
Zschokke.

In der sturmbewegten Tagen des Kampfes zwischen Hein-
rich IV. und Gregor VII., zwischen kaiserlicher und päpstlicher
Macht, erbaute der berühmteste Ritter im alemannischen Lande,
Friedrich, Sohn Friedrich's von Büren und Hildegardens,
aus einem angesehenen fränkisch-elsässischen Hause, eine feste Burg
auf einer der östlichen Spitzen der schwäbischen Alb. Diese Spitze
hieß der hohe Staufen, ein Name, heldenreich und tragisch,
wie Pergamos.
Friedrich, der edle Graf, war an des Kaisers Hof in den
Waffen aufgewachsen; er war der Liebling Heinrich's IV. Als
dieser unglückliche Fürst seinen Thron von allen Seiten bedroht,
erschüttert, untergraben sah, richtete er sein Auge auf den gelieb-
ten Jüngling, der ihm so oft die Fahne in die Schlacht nachge-
tragen, den er so oft bei dem einsamen Wachtfeuer mit seinem
Herrschermantel erwärmt hatte. Er strich ihm die goldenen Locken
aus der hohen Stirne, schaute ihm mit durchdringendem aber-
liebevollem Blicke in das große himmelblaue Auge und sprach:
»Wackerer Junge, ich habe Dich stets als den Treuesten, den
Tapfersten erfunden. Schau' hin, welcher Aufruhr durch das
ganze ReiEzuckt, wie überall Treu und Glauben niedergetreten

wird. Deßhalb gürte das Schwert um Deine Lenden und setze
den Helm auf das Haupt. Deine Mannhaftigkeit findet ein herr-
liches Ziel. Meine einzige Tochter, Agnes, will ich Dir geben,
sobald sie mannbar wird, und das schwäbische Herzogthum wird
das Deine."
Also sprach er und zog wider die Sachsen, an deren Spitze
Rudolf, der Herzog Schwabens, stand, und au der Elster ent-
brannte ein langer blutiger Kampf. Ein gewaltiger Lanzenstoß
traf Rudolfs Herz, und ein kräftiger Hieb schlug ihm die Hand
ab, mit welcher er einst dem Kaiser Heinrich Treue geschworen.
Am nächsten Osterfest, 1079, auf den: Hoftage zu Regensburg,
begrüßte der Kaiser seinen treuen Friedrich von Büren, den
Erbauer der Burg auf dein hohen Staufen, als Herzog von
Schwaben. Agnes war damals vier Jahre alt. Neun Jahre
darauf war sie Friedrich's Gemahlin. Es entstand ein neues Her-
zogshaus für Schwaben und Daraus erwuchs ein neues Kaiser-
haus, von: Belt an gewaltig bis an die Meerenge von Messina.
Agnes gebar ein Söhnlein, Friedrich, dann ein zweites, Con-
rad, in welchem nach vierundvierzig Jahren Deutschland den
ersten Kaiser aus dem Hause der Hohenstaufen begrüßte.

H Was ich hier gebe, ist Geschichte; dessen ungeachtet stelle ich obiges Motto voran. Der Leser wird's zu deuten wissen.
 
Annotationen