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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 2.1928

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Nr. 5/6
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Schulz-Albrecht, August Julius: Robert Genin
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https://doi.org/10.11588/diglit.67647#0004

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GENIN

ROBERT GENIN

LIEGENDE MIT FÄCHER
(PASTELL)

VON
DR. OTTO BRATTSKOVEN

Ein Wesentliches, was in der bildkünstlerischen
Darstellung von Robert Genin immer frappierend
wirkt, ist das Auftreten einer ungewöhnlichen
Empfindung. Keine heftige Gebärde, keine
lyrische Orientierung, nicht einmal ein beziehungs-
voll weiterwirkendes Thema wird dazu aufgeboten.
Es ist allein das instinktive Empfinden aus dem
Blut, das mit natürlicher Anmut die malerischen
und graphischen Mittel zu wählen vermag und
dann das Werk geradezu logisch aus dem ganz
persönlich gestalteten Aufbau sprechen läßt.
Eine solche empfindungsvolle Begabung besaß
der Künstler schon zu einer Zeit, als er noch nicht
restlos die Mittel zur bildkünstlerischen Umfor-
mung erarbeitet hatte. Eine frühzeitige Ausheilung
in München (1914) brachte zwar einen sensatio-
nellen Erfolg, war aber ebenso für den Maler ein
Menetekel, daß sein Schöpfertum noch keineswegs
erfüllt sein konnte. Ein Zurückziehen von der
Oeftentlichkeit und ein selbstkritisches Schweigen
war die Folge, eine andere kleinere Ausheilung in

Berlin zwischendurch verstärkte die Abneigung
gegen vorzeitige Bedeutung.
Es kamen Wander jahre voll Besinnlichkeit,
handwerklicher Anstrengung und steter Sach-
prüfung. Als Abschluß dieses kämpferischen Jahr-
zehnts folgte schließlich eine Reise nach Bali, die
für den Künstler entgegen mancher nur abenteuer-
lich aufgezogener Exotik eine Erschließung seines
bildkünstlerischen Ingeniums bedeutete. Wie er in
einem schönen, Mitte August 1928 erscheinenden
Tagebuch „D ie ferne In sei. Meine Fahrt
n a ch Bal i“ (Volksverband der Bücherfreunde,
Berlin) nicht mit Hyperbeln arbeitet, so konnte
ihn auch die Ueppigkeit der tropischen Welt nicht
von sleh selbst abführen, sondern blieb wesentlich
ein Sauerteig für seine bildkünstlerischen Vorstel-
lungen. Eine Ernte kam in die Scheuer, die auch
heute noch nicht abgeschlossen ist, und von der
eine geplante Frühjahrsausstellung in Berlin in der
Galerie Thannhäuser umfangreich Zeugnis ablegen
wird.

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