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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 2.1928

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Nr. 8/9
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Posch, Alexander: Meine erste Anweisung zur Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.67647#0086

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ALEXANDER POSCH (DARMSTADT) STRASSE (OEL)


MEINE ERSTE ANWEISUNG ZUR KUNST
VON
ALEXANDER. POSCH

In einer Schule, in der der Unterricht die Per-
sönlichkeit erwürgt, alles Jugendliche, das auf eig-
nen Füßen lieht, unterjocht, das selblländig Ge-
sehene und Selbstgefühlte, alles lebendig Gedachte,
das in einem Kindergeld aufsprießt, zertrümmert,
muß man ein schlechter Schüler sein.
Ich war dies im Zeichnen ganz besonders und
blieb hartnäckig der Note sechs treu. Dennoch
glaubte mein damaliger Gönner mich der Kunll
zuführen zu lohen und schickte mich, 14 jährig, in
eine „Kunstanslalt für Glasmalerei“. Was ich dort
sah, ließ meine Augen, die nur an blinzeln ge-
wöhnt, in richtiges Proportionalverhältnis zu mei-

nem großen Kopf erscheinen, neugierig liierte ich
all die auf mich einllürzende Dinge an. In der
Malerwerkllatt Farbe reiben war die erste Arbeit.
Zwischendurch kam der Werkmeiller und rief:
„Jung, jang ens e raf, träk jet Blie.“ Das heißt,
für die Glaser die Bleifassungen in all ihren ver-
schiedenen Graden durch die Maschine ziehen. So
riß man lieh um mich, zwischen den Malern und
Glasern entstand die größte Feindseligkeit, was
wiederum in aller Härte auf mich zurückfiel.
Gerne hätte ich, wie die anderen Lehrlinge, wenn
auch nur kurz, Konturen undFirmenschilder gemalt.
Für mich hieß es weiter Farbe reiben, Fensier ver-

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