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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 2.1928

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Nr. 8/9
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Schulz-Albrecht, August Julius: Adolf Hölzel
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https://doi.org/10.11588/diglit.67647#0097

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RICHARD WALTER (DARMSTADT) LANDSCHAFT


ADOLF HOLZEL
VON
DR. OTTO BRATTSKOVEN

Am 13. Mai wurde Adolf Holzel 75 Jahre alt, dellen
heute noch kaum abzuschätzende Lebensarbeit darin besleht,
als Lehrer an der Akademie in Stuttgart eine Reihe von
Schülern herangebildet zu haben, die heute, und teilweise
recht verschieden in ihren Auffallungen, zu den führenden
Künstlern Deutschlands gehören. Während allgemein das
Verhältnis von Lehrer und Schüler meisl so ist, daß der
Schüler zuerst im Sinne der Handschrift des Meillers arbeitet,
um später mehr oder weniger gegenteilig diese Abhängigkeit
zu überwinden, ist es das Verdiensl Holzels, seine tiefgrün-
dige didaktische Begabung objektiv weitergegeben zu haben.
In seinen eigenen Gemälden sland er mit realistischen
Detailschilderungen zuersl ganz im Bann der Diez-Schule.
Später in Dachau beginnt er unter dem Eindruck von Manet
und Monet im Verein mit Ludwig Dill vor einer mit ein-
facher Klarheit gebauten Natur seine Gedankengänge vom
malerischen Kunstwerk auszuformen. Ausgehend von der
Farbe, ihrer überwiegenden Bedeutung und ihrem logischen
Aufbau kommt er zu dem Prinzip der „Flächenformen“. In
gewisser Weise berühren sich seine Beslrebungen mit denen
der Worpsweder Schule, während aber bei diesen die Farbe

ausschließlich als Stimmungsfaktor Bedeutung hat, verschiebt
Holzel das Schwergewicht auf dynamische Wechselwirkung
der Farben. Ausgehend von der Fläche, dabei das Bild als
ein in sich geschlossenes Ganzes ansehend, erreicht er mit
einheitlich durchgehendem Ton und einfachsler Formen-
verwertung das bildkünstlerische Resultat. In Dachau hielt
er sich noch an das Vorbild der Natur und benutzte sie im
Sinne bildmäßiger Eignung, später in Stuttgart konzentrierte
er sich nur auf die rein formalen Bedingungen. Gleich-
zeitig sucht er das Problem der Nebeneinanderllellung unge-
brochener Farben im Hinblick auf die richtige Aufteilung der
Fläche und die wesentlich monumentale Gellaltung zu lösen.
Wenn er seine Zeichnungen „Formeln zu Kunllwerken” genannt,
wenn er diese wie ebenso reine Arabesken nur geschaffen hat,
um den Ausdruckswert der Linie kennen zu lernen, so ist dieses
sonderwillige Experimentieren etwas durchaus Zeitgemäßes. Sein
Werk mag dabei ungleich sein, sein künltlerischer Grundsatz:
„Die höchste und einfachlle Ausnützung der zur Verfügung
slehenden Mittel anllreben und bewältigen”, ist aller Sympathien
wert und vielleicht wird er in der Zukunft weniger vergehen
sein als er heute scheint.

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