Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 2.1928

DOI Heft:
Nr. 8/9
DOI Artikel:
Schmidt, Paul Ferdinand: Wie stehen die Künstler zu dem Unfug der Auktionen?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67647#0075

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

RENEE SINTENIS

DER FUSSBALLSPIELER

WIE STEHEN DIE KÜNSTLER ZU DEM UNFUG
DER AUKTIONEN?
VON
PAUL F. SCHMIDT

Endlich hatten wirs geschafft. Monate vorher wurden in
Zeitschriften und Zeitungen die Trommeln gerührt, wochen-
lang vor dem großen Ereignis kamen die Spalten, so die
Welt bedeuten, nicht zur Ruhe, von allen Seiten beleuch-
teten die Sachverständigen das kolossale Ereignis, dem ein
gewaltiger Wälzer mit kostbaren Lichtdrucktafeln, Preis
zweihundert Reichsmark, die Wege in die Herzen aller
Snobs öffnete; beinahe wurden von dem Fieber der Er-
wartung sogar die weißen, schwarzen, roten und auch gol-
denen Olympiaden (wer kennt sich da aus), die zerstörten
Nasenbeine der Preisboxer, die tausendundersten Rekorde
amerikanischer Idiotien und Ozeanflüge ein wenig in den
Hintergrund gedrängt — ich sage: beinahe, denn was
kann gegen unseren Rekord- und Sportfimmel aufkommen.
Bedenken Sie: die ersle Versteigerung von internationalem
Rang im Nachkriegs-Deutschland! wo der große Knoedler
eigenhändig dazu über den großen Teich geschwommen war
— von Duveen und Colnaghi erst garnicht zu reden! Die

einsehlägige Prelle war außer Rand und Band, aus dem
Häuschen, außer Lieh und noch einigen Dingen geraten.
Welche Ehre für uns; wir waren endlich wieder würdig be-
funden worden der Beachtung der großen Kunslkapitalisten,
wir hatten der Welt wieder etwas zu bieten, wir konnten
akklamieren: Habemus Papam!
So ein Name isl aber auch Goldes wert. Huldschinsky!
Das zog. Da blieb den Preisen nichts übrig als zu klettern.
Was nicht sechsstellig war, gehörte zum Ausschuß und blieb
unterhalb des internationalen Bewußtseins. Hei, wie die
Hunderttausende flogen! Beinahe hätte man, gäbe es so
kosibare Geldscheine, die Bildchen damit pflastern können.
Es kam den Großen dieser Erde ja gar nicht darauf an. Die
Meiller dritten Ranges, waren sie nur echte alte Holländer
(die große Amerikamode), zählten auch nur noch nach Zehn-
tausenden; Kinder, denkt Euch das Glück: einen echten
(echten!) Verspronk für nur 61 ooo Mark, einen kleinen
N. Maes sogar für 1000 Mark weniger!

161
 
Annotationen