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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 2.1928

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Nr. 7
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Lasker-Schüler, Else: Mariannne von Werefkin
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https://doi.org/10.11588/diglit.67647#0054

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MARIANNE VON WEREFFKIN

DAS FEST DER TOTEN

MARIANNE VON WEREFFKIN
VON
ELSE LASKER-SCHÜLER
mit liebevollen Grüßen
an Marianne in Ascona
Goldne Saat wächst auf ihrer Landschaft,
Wenn gottgefällig sich ein Bauernvolk
Im Kreise um die reiche Ernte freut.
Man hört vom Turm Geläut, malt he den Sonntag.

Marianne spielt mit den Farben Rußlands malen:
Grün, hellgrün, rosa, weiß!
Und namentlich der Kobaltblau
Sind ihre treuen Spielgefährten.
Marianne von Wereffkin —
Ich nannte sie den adeligen Straßenjungen.
Schelm der Russenstadt; im weiten Umkreis
Jeden Streich gepachtet.
Ihren Vater, der Verweser Alexanders,
Trägt sie im Medaillon um ihren Hals.
Marianne malte ihn, achtjährig war sie erst:
Hier fiel vom Himmel eine Meisterin.

Mariannes Bilder sind Geschöpfe,
Sic atmen und voll Leben strömen sie.
Und wie ein Meer und wie ein Wald
Bergen sie auch tiefsten Frieden in sich.
Mariannens Seele und ihr unbändig Herz
Spielen gern zusammen Freud und Leid,
Wie sie so oft die Melancholie
Himmelt mit zwitschernden Farbentönen.

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