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Kunst der Zeit: Zeitschrift für Kunst und Literatur — 2.1928

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Nr. 5/6
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Constant Permeke
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https://doi.org/10.11588/diglit.67647#0009

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PERMFKE

CONSTANT PERMEKE
VON
ANDRE DE RIDDER

FISCHERFRAU

Man hat in Flandern viel gesprochen von gott-
begnadeten Dichtern: Constant Permeke ist ein
gottbegnadeter Maler. Er malt, weil er nicht
anders kann, weil er malen muß, weil er mit dem
Genie eines großen Malers geboren ist. Er ist
„Expressionist“ — in dem Sinne, welchen wir in
der belgischen Kunst an dieses Wort heften und
welcher einigermaßen abweicht von der deutschen
Auffastung — ohne dies zu wissen oder zu wollen,
eben weil es so sein muß. Ueberhaupt ist die Ma-
lerei von Permeke Notwendigkeit. Hierin unter-
scheidet er sich von vielen modernen Malern, bei
welchen Berechnung des Geistes Hauptsache ist:
bei ihm spielt der Instinkt eine wichtige Rolle und
die von Hause aus so dramatische Lebensführung,
diese kosmisch so einfache und starke, dabei so

klare und keinesfalls von Verfeinerung entblößte
Naturkraft, welche zu den großen Gaben gehören,
mit welchen dieser Maler geboren wurde. Er war
unter den belgischen Jüngeren von der bekannten
Laethem-Gruppe schon der meist „Moderne“ als
vor dem Kriege noch nichts von den modernisti-
ichen Kunstauffassungen bekannt war; seine meist
expressiven Werke schuf er während des Krieges,
in der Einsamkeit eines englischen Dörfchens, ohne
jemals gereist, Ausstellungen besucht, Bücher über
moderne Kunsttheorie gelesen zu haben.
Permekes Arbeiten zeigen, daß er an denselben
mit Geduld, mit großer Liebe, mit einer Reife des
Gefühls, mit einem leidenschaftlichen Hingerissen-
iein gearbeitet hat. Von allen unseren flämischen
Malern ist er der mächtigste, derjenige, welcher am

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