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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0013

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ausführte, sind fast noch ganz von Tünche bedeckt, und
einige wenige Theile davon, welche vor einigen Jahren
mit Sorgfalt enthüllt wurden, sind fast völlig verschwunden
in Folge der Einflüsse von Luft und Näffe. Das sehr
schöne Bild, welches im Dom von Triviglio zn sehen ist,
wurde von Butinone in vollkommener Gemeinschaft mit
Zenale ausgeführt, wie aus einem Kontrakt von 1486
im Mailändischen Notariatsarchiv hervorgeht, so daß es
unmöglich ist, die Hand des einen Künstlers von der des
andern auf diesem Bilde zu unterscheiden. Das einzige
Bild, welches jetzt noch in Jtalien bleibt, um daran mit
Sicherheit den Charakter des Butinone studiren zu konnen,
ist ein kleines, doch prächtiges Bild beim Grafen Giberto
Borromeo auf der Jsola Bella im Lago maggivre. Die
Madonna ist hier mit dem Kinde auf einem Throne und
in einem schönen bramantesken Tempel dargestellt, mit
zwei Heiligen zur Seite und zwei Engeln zu ihren
Füßen. Am Sitz der Madonna steht:

Lörnnräillns Lutillonus
Oo Drivilio piuxit.

Gleichzeitig mit diesem schuf Butinone ein anderes
Bild, welches nach Torre ehemals in der Mitte des Apsis
in S. Maria delle Grazie zu Mailand sich befinden sollte
und das jetzt verschwunden ist. Es stellte die Madonna
dar, vor welcher Caspar Bimercati, General des Fran-
cesco Sforza, niederkniete. Jn derselben Epoche (am
9. Dec. 1490) berief endlich der Herzog Lodovico den
Butinone mit seinem Genossen Zenale von Triviglio,
damit er ihm so schnell wie möglich die„8nlL äolln knlln
aä istorin" im Castell von Porta Giovia male. Doch
ist seit langer Zeit keine Spur mehr von den Malereien
der beiden Meister vorhanden.

vr. H. Semper.

Nkkrolog.

HumLert, Jul. Eug., Maler, geb. zu Straßburg 1821,
4 in Pari« 8. Ju!i 187V, Schiiler von Picot und Glevre.—
Negelen, Jos. Math., Maler, geb. zu Pruntrut 1792, s
daselbst ll. Juni 1870, Schüler von Girodet. — Simoneau,
A. G., Maler, geb. in Briigge 1810, 4 10. Juli in Brüssel.

Kunstlitrratur unL Kunsthandrl.

Die „Olirollistus So8 .trts'-, Beiblatt zur Pariser
„6niiotto äes Lonux-Lrt-j" hat seit Anfang September ihr
Erscheinen vorläufig eingestellt. Das Septemberheft der
„Knrette" ist noch vor der Cernirung von PariS erschienen.
Hr. E. Galichon verspricht seine Abounenten für den Aus-
fall schadloS zu halten.

Ueber die Haarlemer Maler und die S. Lncasgilde zu
Haarlem veröffentlichte der uuermüdliche Lokalforscher A. van
der Willigen bekanntlich im Jahre 1868 ein Werk in
bolländischer Sprache, welcheS manche interessante Aufschlüsse
über die Lebensverhältnisse verschiedener niederländischer Mei-
ster gab. Gegenwärtig ist die seit längerer Zeit vorbereitete,
wesentlich vermehrte französische Ausgabe des Werkes er-
schienen, über welche wir uns näheren Bericht vorbehalten.

personaliiachrichteu.

Edwin Landseer, der berühmte Thiermaler, wurde von
der Univerfität zu Oxford znm Doctor ernannt.

^ Der Aguarcllmaler E. Kaiser ans Wien wurde von
der Arundel Society fiir eine Reihe von Jahren engagirt,
um die für die chromolithographischen Pnblikationen der Ge-
sellschafr bestimmten Bilder in Jtalien aufznnehmen. Nach-

dem der treffliche Künstler unlängst den Perugino in S-
Maddalena dei Pazzi in Florenz und die drei berübmten
Fresken von Tizian in der Scuola del Santo zu Padua
vollendet hat, ist er gegenwärtig mit den Kopien von zwei
der schönsten und besterhaltenen Gemälde des Avanzo in der
Kapelle S. Giorgio dafelbst beschäftigl.

Lunstvrrrinr, Sammlnilgrn und Ausstrllungrn.

* Die diesjährige Kunstausstellung in Antwerpen war

namentlich von Hariser und von in Paris lebenden belgischen
Künstlern beschickt. Hebert, Fromentin, Courbet. Bou-
guereau, Wappers, Stevens und van den Bnssche
ernteten den meisten Beifall, zum Theil mit Bildern, welche
schon im diesjährigen Pariser „Salon" ausgezeichnet wurdem
Unter den Antwerpener Künstlern werden Dyckmans,
Dauriac, Brnyker, van Lerius, Lagey, ein Schüler
des verstorbenen Leys, und die Landschafter Jacob Jacobs
und Lamoriniere als die am besten vertretenen genannt.
Die Skulptur war ärmlich, die graphischen Künste waren so
gut wie gar nicht repräsentirt.

* Die Musterausstellnng der östcrreichischen Knnst-
indnstrie, welche das österreichische Museum für Kunst und
Industrie iu Wien zur Feier der Jnauguration der neuen
Museumsräume veranstaltet, wird erst am l. September
nächsten Jahres eröffnet werden, da der Neubau bis zu dem
früher beäbsichtigten Eröffnungstermin (1. Mai) nicht fertig
werden kann. Bisher haben sich etwa 300 Aussteller ans
den cisleithanischen Ländern Oesterreichs gemeldet.

L. Düffeldorf. Jn der Permanenten Kunstausstellung von
Bismeyer und Kraus erregte jüngst ein Bild mit lebensgroßen
Figuren, das Abendmahl Christi darstellend, ein ungewöhn-
liches Aufsehen. Der Schöpfer desselben, E. von Gebhardt
aus Rußland. hatte schon seit vielenJahren durch seine höchst
originellen Gemälde, die in Auffassung nnd Darstellung so
gan; von dem gewohnten Charakter moderner Bilder abwichen,
viele Lobredner und noch mehr Widersacher gefunden, so daß
bei der Ankiindiaung dieses seines neusten und größten Werkes
die allgemeine Neugierde rege wurde. Gebhardt entkleidet die
biblischen Gegenstände gänzlich ihres traditionellen Charakters,
er übersetzt sie gleichsam in's Nordische und hat sich dabei so
an die altdentsche uud altniederländische Darstellungsweise an-
geschlossen, daß man sich vor seinen Bildern in die Tage der
van Eyck, Memling und Holbein zurückversetzt wähnt. Wenn
dies bei seinen früheren Werken oft störend wirkte, so tritt es
in dem „Abendmahl" schon weniger hervor; dasselbe beweist
überhaupt einen ganz außerordentlichen Forffchritt und das
gewissenhafteste Streben nach den HLchstcn Zielen der Knnst-
Jn Malerei und Durchführung läßt es kaum etwas zu wünschen
übrig Eine ungemein tiefe Empfindung spricht aus allen
Gestalten, und wer sich mit der Auffassungsweise Gebhardt's
nicht befreunden kann, dcr wird au der originellen Leistung
doch nicht ohne Jnteresse vorübergehen. —

Auf der Ausstellung von E. Schulte feffelte eine mit
virtuoser Technik gemalte große Marine von Andreas
Achenbach die allseitige Aufmersamkeit. Leuchtkraft der
Farbe und Meisterschaft der Behandlung machen das Werk
zu einem der besten des berühmten Kllnstlers. Ein größeres
Genrebild von Christian Böttcher „Abend am Rhein", ver-
setzt lebhaft in das bewegte Leben eines malerischen Städt-
chens, auf dessen Marktplatze sich die verschiedensten Gestalten
piaudernd und geschäftig zusammenfinden, ein Gegenstand,
dessen Behandlung dem Künstler besonders zusagt und deM
er seine durchschlagendsten Erfolge verdankt.

* Dic Londoner internationale Ausstellung von 187 l
soll trotz der kriegerischen Ereignisse zur bestimmten Zeit im
nächsten Jahr ihren Anfang nehmen. Es ist dies bekanntlich
die erste in einer Serie jährlicher Ansstellungen, welche vom
l. Mai bis 30. September zu South Kensington unter Leitung
der königl. großbrit. Ausstellungskommissäre von 18S1 während
der nächsten Jahre veranstaltet werden sollen. Die bisherigen
Weltausstellungen sind mehr und mehr zu prunkvollen Schau-
spielen für das große Publikum geworden; der Zweck, über
die neuesten Fortschritte im Gebicte der Jndustrie und Kunst-
über die hervorstechenden Leistungen der einzelncn Länder in
den verschiedcncn Gattungen der Produktion lehrreiche Auf-
schlüsse zu geben, droht allmälig vereitelt zu werden; der
Wunsch, eine Umkehr auf dem betretenen Wege herbeizufiibren,
hat sich bereits allgemeine Geltung verschaffr. Man ist daher
in London von der früheren Jdee einer neuen Weltausstellung
 
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