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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0066

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wir das Bildmß Nr. 161 (Säle) für ein Werk des spamschen
Hofmalers Juan Carreno gehalten. Dies fand seine Be-
stätigung; der Gemahl der Kömgin Jsabella bezeichnete Lei
seiner vorigjährigen Anwesenheit in München die Dargestellte
als Maria Anna, Gemahlin Philipp's IV. in ihrer Wittwen-
tracht. Dieselbe findet sich auch in einem Gemälde von
Carreno im Madrider Musemn, Nr. 85, dargestellt. Manche
Motive (so ist z. B. der Sessel auf beiden Bildern der näm-
liche) kommen auf beiden gemeinsam vor. Das Madrider
Bild ist übrigens nur halb so groß wie das Münchener.
Weder an dem Darsteller noch an der Dargestellten kann
mehr ein Zweifel sein; der Katalog möge demznfolge seinen
„Sandrart" streichen.

-j- Berlin. Ankttufe für die Nationalgalerie. Auf der

Kunstausstellung sind nach Beschluß der dazu eingesetzten Kom-
mission folgende Werke für die.Nationalgalerie angekauft
worden:

1) Franz Adam in München, Episode aus dem Rück-
zuge aus Rußland;

2) Wilhelm Amberg, Vorlesung des Werther;

3) Oswald Achenbach in Düsseldorf, Motiv vonFras-
can;

4) August von Hehden, Festmorgen;

5) Ludwig Passini in Rom, Domherren im Chore,
Aquarell;

6) Hans Gude in Karlsruhe, Norwegische Küstenland-
schaft;

7) F. Hiddemann in Düsseldorf, Preußische Werber zur
Zeit Friedrich's des Großen;

8) Hubert Salentin, Wallfahrer an der Kapelle.

Als in der Zwischenzeit (seit der vorigen Ausstellung) erwor-
bene oder auf vorherigc Bestellung als vollendet abgelieferte
Bilder der Nationalgalerie befanden stch außerdem auf der
Ausstellung;

1) A. Bromeis in Kassel, Jtalienische Landschaft;

2) Ludwig Knaus in Düsseldorf, Wie die Alten sungen,
so zwitschern die Jungen;

3) Georg Bleibtreu, Schlacht bei Königgrätz;

4) Karl Graeb, Der Lettner im Dom zu Halberstadt;

5) Gustav Spangenberg, Luther und seine Freunde
bei der Uebersetzung des alten Testamentes.

Von all diesen Arbeiten ist in unserem ausführlichen Kunst-
ausstellungsberichte die Rede.

8. Düsseldorf. Während der Weibnachtstage boten die
Ausstellungen viel des Neuen, worunter besonders eine große
Landschaft von A. Chavanne, der „Bristelstock", Aufsehen
erregte durch die Kraft und Naturwahrheit des Kolorits. Die
Wirkung war allerdings etwas dekorativ, da die feinere
Durchbildung Manches zu wünschen ließ. Eine große „Judith"
von Clemens Bewer hatte bei vielen Vorzügen doch zu
wenig Charakleristisches, um befriedigend wirken zu können.
HLtte man dem schönen Weibe das abgeschlagene Haupt des
Holofernes und das Schwert genommen, so verlor es jedes
Anrecht, für eine Judith zu gelten, und würde mit einer
Leier in den Händen ebenso gut die Poeste oder eine sonstige
ideale Gestalt darstellen können. Farbe und Behandlung
waren in der bekannten Weise des Meisters, der seine Aus-
bildung der Schule Delaroche's verdankt. Ganz vortrefflich
müssen wieder zwei kleine Gemälde von B. Vaulier genannt
werden: „der Kondolenzbesuch" und „Rast am Wege", die
in Feinheit der Jndividualisirung und Färbung den höchsten An-
forderungen genügen. Auch mehrere niederländische Bilder von
ten Kate u. A. fesselten das Jnteresse. Die schöne Schweizer-
landschaft: „Die Guffernalp im Maderanerthal" von Theodor
Hagen, deren wir jüngst (in Nr. 5) gedachten, ist von dem
bekannten Kunstfreunde Herrn James Forbes in London ange-
kauft worden, für dessen Galerie auch M. Muncacsp gegen-
wärtig ein großes Bild malt, das einen verwundeten Honved
darstellt, der im ungarischen Heimathdorfe seine Abenteuer
erzählt. Dieselben Vorzüge, die Muncacsy's schnell berühmt
gewordenem Gemälde: „Die letzten Taqe eines Verbrechers"
nachgerühmt wurden, finden sich auch in dreser nenen Schöpfung,
deren Vollendung man mit Spannung entgegensteht.

Vennischte Lunstnachrichte».

Ueber dcn Bau der polptcchnischen Schule i» Anchcn,

welche am 10. October d. I. eröffnet wurde, entuehmen wir
der Deutschen Bauzeitung nachsolgende Notizen. Urheber des
Entwurfs ist der Baurath R. Cremer. Die Baugruppe ist i

auf einer sehr günstig gelegenen Baustelle an der Abdachung
des HLHenzuges, der stch im Norden und Nordwesten der
Stadt erhebt, zwischen dem Düsseldorfer Bahnhofe und dem
sogenannten Templer-Graben errichtet und setzt fich aus einem
in drei Flügeln hufeisenförmig gestalteten Hauptgebäude und
dem auf der vierten Seite des inneren Hofes isolirt errichteten
Gebäude für das chemische Laboratorium zusammen. Das
Hauptgebäude, in der Vorderfront ca. 260) in den Seiten-
fronten ca. 190' lang, an sämmtlichen Ecken und inmitten der
Hof- und Außenseite des vorderen Flügels durch kräftige Vor-
bauten wirksam gegliedert, enthält eine bebaute Fläche von
28,517 stfs' und besteht aus einem Souterrain, einem Erd-
geschoß und 2 oberen Stockwerken, welche Etagenhöhen von
12', 18', 192/z' und 18'/s' erhalten haben. Der Grundriß-
gedanke ist einfach und großartig, das Hauptmotiv desselben
ein an der Jnnenseite des Hufeisens entlang geführter Kor-
ridor, der in den beiden Seitenflügeln mit je einer Neben-
treppe endigt, während sich ihm die mächtige, ganz in den
Hof eingebaute Haupttreppe in der Mittelaxe des Gebäudes
anschließt. Sämmtliche von diesem Korridor zugänglichen
Jnnenräume des Gebäudes, deren spezielle Eintheilung in
Dienstzimmer, Auditorien, Zeichensäle, Lokale für Samm-
lungen rc. hier übergangen werden kann, liegen somit an der
Außenseite, — in der Mitte der Vorderfront, über dem
großen Vestibül und unmiitelbar von der Haupttreppe aus
zugänglich, die durch beide oberen Stockwerke reichende Aula,
ein Raum von ca. 62' Länge, 38' Tiefe und 39' Höhe.
Die archnektonische Gestaltung des Gebäudes zeigt Renaissance-
formen in reicher, jedoch wohl etwas starrer Behandlung
und mit durchgängiger Anwendung des Rundbogens in den
Fayaden, die im Hofe in Backsteinrohbau ausgeführt sind,
während die Straßenfronten eine Ouaderverblendung erhalten
haben, bei welcher besondere Rücksicht auf die Anwendung
verschiedener Steinmaterialien des Rheinlandes genommen
worden ist: das Souterrain ist in Trachyt vom Drachenfels,
das Erdgeschoß aus röthlichem Sandstein von Trier, die
oberen Stockwerke sind von Brohler Tuff, die Gesimse gleich-
falls von Sandstein hergestellt. Allegorische Gestalten — die
Stadt Aachen, Rheinland, Westfalen, Borussia, Minerva —
krönen die Attika des Mittelbaues, Adler zene der Eckvor-
sprünge. Jm Jnnern, das mit Ausnahme des Souterrains,
des Vestibüls und sämmtlicher Korridore durchweg Balken-
decken erhalten hat, zeigen das Vestibül, das Treppenhaus
und die Aula die reichste architektonische Ausbildung, bei
welcher namentlich die farbige Dekoration. die in sehr kräf-
tigen und bunten Tönen gehalten ist, bemerkenswerth erscheint.
Die Büsten des Königs und des Kronprinzen, sowie Kopien
antiker Statuen schmücken das Treppenhaus, Portrait-Me-
daillons von Dechen, Beuth, Liebig, Bunsen, Magnus, Dove,
Karmarsch, Bessel, Schinkel, Mellin, Buch, Humboldt, Klap-
roth, Mitscherlich, Leibniz, Gauß, Redtenbacher, Borstg und
Hagen sind als Zierde der Aula angebracht.

Einfacher in seincr äußeren Erscheinung stellt sich das in
Backsteinrohbau mit flachbogiger Ueberwölbung der Oeffnungen
errichtete chemische Laboratorium dar. Es ist im Grund-
riß ca. 181'lang, 42'tief und zeigt zwei Risalite, welche den
größeren Laboratorien resp. Auditorien entsprechen. Der zwi-
schen diesen Risaliten liegende Theil hat statt des oberen Ge-
schoffes zwei Halbgeschoffe erhalten, deren oberes Wohnungen
für Assistenten und Diener gewährt, während das aus Sou-
terrain, Erdgeschoß und einem Stockwerk bestehende Gebäude
iin Uehrigen die auf 60 Praktikanten berechneten Räume für
eine der reinen und eine der technischen Chemie gewidmete
Abtheilung mit den zugehörigeri Sammlnngen enthält.

Ueber ei» ncues Bild von Eugen Blaas schreibt die
Wiener „Neue freie Preffe" vom 1. Jannar: „Der in Venedig
ansässige jnnge Künstler, der sich vor einigen Jahren durch
sein reizvolles Bild zu Boccaccio's „Decameron" in Wien
einsührte, hat unlängst eine zweite Komposttion aus demselben
Stofflreise hieher gesendet, welche nicht minderes Jnteresse
darbietet, als das frühere Gemälde. Wenn wir auf diesem
die Gesellschaft von jungen Mädchen und Kavalieren, welche
sich die Geschichten des „Decameron" erzählen, in Santa
lNaria Novella zusammentreffen und ihre Lustfahrt verabreden
sahen, finden wir sie nun in dem zweiten Bilde auf dem an-
muthigen Landsitze in der Nähe von Florenz angelangt und
eben im Begriffe, einer der Erzählungen zu lauschen. Links
im Hintergrunde liegt die Villa, in Leren Garten auf duf-
tigem Rasen die Gesellschaft sich ergötzt; rechts schweift der
 
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