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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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geli's prächüg durchgesührtes Geurebilv: „ixr RLcher
seiner Ehre" und eine fein gestinnute kleine Landschaft
„Partie am Chiemsee" von R. R uß in Wien. Auf dem
Gebiete der Plastik hatte ein Schüler HLHnel's, K.
Echtermeyer, in einer „tanzenden Bacchantin" eine
recht gute Arbeit geliefert. Für die Abtheilung der Werke
vaterlLndischer Künstler in der k. Gemaldegalerie sind
zwei Bilder, eine Landschaft von H. GLrtner und ein
Architekturstück von Th. Choulant, angekanft worden.

Die nach Schluß der akademischen Ausstellung in
denselben RLumen auf der Brühl'schen Terrasse wieder
eröffnete Kunstvereinsausstellung brachte bis jetzt
wenig Erquicklichcs. Vorigen Winter half man sich mit
Llteren Sachen; Zeichnungen von Rethel, Schnorr,
Ludwig Nichter, Overbeck u. A. gelangten zur Aus-
stelluug; diesen Winter fehlte leider Derartiges. Auch
die zahlreicheu Koukurrenzen, welche im Jnteresse unserer
heimischen Historienmalerei in der letzten Zeit ausge-
schrieben waren, boten iu ihren Resultaten nichts Er-
hebliches. Auffallend war zudem die geriuge Betheiligung
an diesen Konkurrenzen. Dieselben bezweckten die Be-
schafsung von WandgemLlden für verschiedene Kirchen
und Schulen des Landes. Eine dieser Konkurrenzen hatte
der Kunstverein ausgeschrieben, die übrigen das Mini-
sterium des Jnnern, welches den von den StLnden des
Landes bewilligten Fond für öffentliche Kunstzwecke ver-
waltet. Auch auf dem Gebiete der Plastik, uud hier mit
mehr Glück als auf jenem der Malerei, sucht niau
durch die Mittel des genannten Fonds anregend und
fördernd zu wirken. Die zuletzt ausgeschriebene und noch
im Gange befindliche Konkurrenz auf diesem Gebiete, er-
strebt die Herstellung eines bronzenen Standbildes ves
Stammvaters unseres Königshauses, Herzogs Albrecht
des Beherzten, auf dem Burghofe zwischen der Albrechts-
burg uud dem Dome zu Meißen.

Wir haben die Albrechtsburg genannt, die mit
vollem Rechte als eine der schönsten gothischen Schloß-
anlagen gilt. Manchem Leser dieses Blattes, der den
Verfall dieses schönen Baues gesehen oder von der pro-
jektirten Restauration gehört hat, wird die Frage nach
dem gegenwLrtigenZustande des Schlosses auf den Lippen
schweben. Bekanntlich ist das stolze Bauwerk durch die
seit Anfang des vorigen Jahrhunderts in seinen Räumen
befindliche Porzellanfabrik stark entstellt und geschLdigt
worden. Die unnatürliche Verbindung dcr Fabrik mit
dem Schlosse wurde in Folge dessen in den 50er Jahren
gclöst; zunLchst aber nur zum Nutzen der Porzellanfabrik,
die, seitdem sie im neugeschassenen, eigenen Wohnhause
arbeitet, einen neuen, bedeutenden Betriebsaufschwung
erfahren hat; weniger dagegen haben sich bis jetzt die
Hofsnungen verwirklichen wollen, welche man für die
Albrechtsburg an die Lösung jener Verbindung knüpste.
Zwar wurde vom sLchsischen Landtage eine Summe be-

willigt zu dem Zwecke, einestheils das Bamverk von allen
spLtern Einbauten und Verunstaltungen zu saubern,
anderntheils diejenigen Reparaturen vorzunehmen, welche
geeignet wLren, das Schloß auf lange Zeit vor weiterem
Berfall zu schützen. Leider jedoch konnte dieser Zweck nur
theilweise erreicht werden, da schon nach zwei Jahren der
Baufonds erschöpft war, so daß die Arbeit sistirt werden
mußte und nun bereits seit 1867 ruht. Was bis jetzt
erreicht wurde, ist, daß auch für den Laien der großartige
Plan des Bauwerks wieder anschaulich und verstLndlich
geworden. Befreit von den unberechtigten und unwür-
digen Einbauten und Entstellungen, zeigen die verschie-
denen RLume wieder ihre ursprüngliche prLchtige Gestal-
tung, die Schönheit und Mannigfaltigkeit der Gewölbe,
und klar tritt vor das Auge jedes kunstsinnigen Besuchers
die Zweckmäßigkeit uud malerische Gruppirung der Ge-
sammtanlage. Doch macht das Ganze dabei immer noch
einen ruinösen oder unfertigen Eindruck. Jn den hoheu
Hallen, denen es an jeglicherAusstattung fehlt, liegttiefer
Schutt, und Thüren und Fenster sind mit rohen Brettern
verschlagen. Jedenfalls verdient dieses hervorragende
Denkmal der Gothik eine völlige Wiederherstellung. Hof-
fen wir, daß in den kommenden Friedensjahren sich die
Mittel bieten, das unterbrocheue Restaurationsiverk wie-
der aufnehmen und in würdiger Weise vollenden zu
können.

Wie die Gothik der Albrechtsburg iu Meißen, so
verlieh die Renaissance dem königlichen Schlosse in Dres-
den ihr Gepräge. Dasselbe hat sich am letztgenannten
Bau sehr verwischt und zeigt sich in charakteristiscker
Weise nur noch in einigen Höfen. Dazu gehört der aus
den letzten Decennien des 16. Jahrhunderts stammende
sogenannte Stallhof. Trotz mancherlei Umgestaltungen,
welche dieser Hof im Laufe der Zeit erfahren, ist seine
Anlage in ihrer Eigenthümlichkeit doch noch von großer
malerischer Wirkung; einzelne Bautheile, Säulen, Gitter
und dergleichen Details können als glänzende Beispiele
der Renaissancedekoration gelten und geben zugleich noch
Zeugniß von der einstigeu Pracht des ganzen Baues.
Von so fesselndem Reize der innere Hof in seiner archi-
tektonischen Anlage und Ausstattung sich theilweise gegen-
wärtig noch darstellt, in ebenso reicher Weise mit phan-
tastischen Bildern und Ornamenten, war auch ehedem das
diesen Hof nach Norden zu abschließende Langhaus sdas
jetzige Gewehrgalerie-GebLude) auf seiner, der Augustus-
straße zugewendeten Fatzade gescbmückt. DieseDekoration,
von der alte Abbildungen noch einige Anschauung ge-
währen, ist bei einer Feuersbrunst im vorigen Jahrhun-
dert zu Grunde gegangen, und die lange und hohe leere
Wand, ist jetzt von einer Kahlheit, die mit der stattlichen
Anlage der Augustusstraße, wie überhaupt mit dem Cha-
rakter des ganzen Stadttheils in schreiendem Widerspruche
steht. Diesem Uebelstand verspricht ein Projekt des Malers
 
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