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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0089

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86

dem hohen Bauherrn der Voit'sche gewählt und auch in
der That mit der Ausführung der reizenden Entwürfe
begonnen. Sckwn waren die mächtigen Substruktionen
am Seeufer emporgestiegen, aks der Tod Bayern seinen
geliebten König entriß, worauf die Ausführung unterblieb.
War in den meisten früheren Bauten Voit's das Prinzip
der Zweckmäßigkeit das vorherrschende gewesen, so waren
die Entwürfe für die königliche Villa von dem Hanche
edelster Schönheit durchweht und zeugten von einem Schatze
schöpferischer Phantasie, der bis dahin im Verborgenen
geschlummerthatte. An der im Frühlinge des Jahres 1869
ausgesckriebenen Konkurrenz 'für eine neue protestantische
Kircke in München betheiligte sich Voit gemeinschaftlich
mit seinem Sohne. Die Entwürfe waren im einfacken
Rundbogenstyl gehalten nnd würden nnr mäsige Kosten
zur Ausführung erheischt haben. Aber gleich den meisten
anderen konkurrirenden Architekten miskannten anch die
beiden Voit's das Prinzip des protestantiscken Kirchen-
baues vollkommen, indem sie den Schwerpunkt des Baues
in den Altar und nicht in die Kanzel legten, wie es hätte
geschehen sollen. Boit wurde im Jahre 1847 zum Oberbau-
rath befördert und zwei Jahre später mit dem Verdienst-
orden vom hl. Michael dekorirt; er hat keine glänzenden
Werke geschaffen, dock) geht durch alle seine Leistungen ein
.siug klarer Tüchtigkeit nnd bohen Ernstes.

Kmckliteratur iind Kuickhandtl.

* Photographische Publikation üüer die Baudenkmäler
von Kaschmir. llnter dem Titel: ..kllustr-ttion» »k nnoient
knilclings in Xnsetiinir" bat das Londoner „Incüa Mnssuin"
den erüen Band einer Publikation herausgegeben. welche dic
von der englischen Negierung angeordneten fforschungen über
die Baudenkmäler des alten Jndiens der Welt zugänglich
machen soll. Die Originalvbotographien nnd pbotograpbirten
Zeichnungen tlämmtlich Kohlenbilderl riibren von den HH.
Burke und Henry H. Cole ber, welche in Begleitung zweier
Eingeborenen im Herbst 1868 Kaschmir bereisten und hier
nun die reichen Ergebnisse ibrer Aufnabmen mit erklärendem
Text herausqeben. Die brahmanischen Bauten von Kaschmir
sind bekanntlich durch ibren auffallend bellenisirenden Styl
und dnrch die verhältnißmäsiig frübe Entstebungszeit einiger
von ibnen besonders interessant. Die Cole'sche Publikation
bietet zur Beurtbeilunq des ersterwähnten Punktes dre merk-
würdigsten Belege. Sie um^asit die Ruinen von Srinagar,
Rajdainbal, Nagbal, Uri, Martand, Bhanigar, Avantipur,
Patban, Pandrethan und Vitscher Nag. Den Originalauf-
nabmen sind Restaurationsversuche und eine Karte des Landes
beigegeben.

* Aus dcr photographischen Anstalt der Gebrüder
Alinari in Florenz gingen uns vor Kurzem eine Reihe grosier
Originalaufnahnicn toskanischer Baudenkmäler, Wandgemälde
und Oelbilder in den florcntiner Galerien zu, welche durch
gute AnSwahl und vorzügliche Ausftibrung bervorragen und
namcntlich als Lehrmittel fiir kunstgeschichtliche Vorlesnngen
neben den Farbendrucken der Arundel Society treffliche Dienste
leisten werden. Es sind darunter beispielsweise dte Fresken
Signorelli's im Dom von Orvieto, die des Fiesole in S.
Marco, des A. del Sarto in der Annunziata u. v. a.

* I)r. Julius Meycr bat den vortrefflichen, auf lang-
jährigen Studien berubenden Auksatz über Corregqio,
welcher die letzterschieneneu Lieferungen seines Allgemeinen
Künstlerlexikons füllt, zu einem Buch ausgearbeitet, welches
eine vollständige Monographie iiber Leben und Werke des
Meisters bilden und in die vielfach dunkle, verworrene Ge-
schichte desselben Licht zu bringen versuchen soll. Das Werk
wird um oder bald nach Ostern bei dem Verleger des Lexi-
kons, W. Engelmann in Leipzig. erscheinen. Es bietet sich dem
Verfasser auf diese Weise die Gelegenheit, seine Art der An-
schauiing und Darstellung, wie er sie im Programnie des
Lexikons entwickelt bat, nun einmal in weniger engen Grenzen
an einem der Hauptmeister des Cinquecento darzulegen.
Selbstverständlich wird die Darstellung von dem ausführlichen
„Oeuvre" des Meisters begleitet sein.

Leip-zigcr Kunstauktiouen. Die nächste Drugulin'sche
Auktion (Nr. 50) findet am 13. d. Mts. statt und betrifft
eine Sammlung vorziiqlicher Grabstichelblätter. Bei R.
Weigel kommt am 27. d. M. eine große Anzabl von
Kiinstler-Autographen der R. Weigel'schen Privatsamm-
lung zur Versteigernng.

* Als erstcr Band der „Qnellenschriften des Mittel-
alters und der Renaissance". herausgeaeben von Eitelberger.
wird nm Ostern eine Uebersetzuug des „Nro.ttg.to clslla pitturg"
von Cennino Cennini, die erste in deutscher Sprache, von
Albert Jlg, nebst Einleitung und Roten erscheinen.

Per?onal>iachrichten.

* Or. Gustav Heidcr bat das Referat fiir die Kunstange-
legenheiten. welches er seit längeren Jahren im österreichischen
Unterrichtsministeriiim inne batte, abgegeben. Aus diesem An-
lasi wurde dem bochverdienten Manne von Sciten der Wiener
Künstlergenossenschast eine Dank- und Anerkennunqsadresse
überreicht. Zum Nachfolger Heider's wurde Ministerialrath
v. Ebrbart bestimmt.

U. Thcodvr Hagen in Düsseldorf hat einen Nuf als
Prokessor und Lebrer der Landschaftsmalerei an der groß-
berzoglichen Knnstschule in Weimar erbalten und wird dem-
selben im April Fo>ge leisten. Der Direktor Graf Kalkreuth
war kürzlich in Düsseldorf, um die betreffenden Unterbandlungen
zum schnelleren Abschlusi zu bringen. Hagen, dessen bedeu-
tendes Talent fchon mebrkach hervorgebobeu wurde, vertrat
bereits seinen genialen Lebrer Oswald Achenbach wäbrend einer
längeren Abwesenbeit desselben an der DUsseldorser Akademie,
und obschon er selbst noch sehr jung ist, zählt er doch einige
Schüler, die seiner Lehrbefähigung ein gutes Zeugniß aus-
stellen.

Der Historienmaler Professor Carl Miiller in Düssel-
dorf bat den belgischen Leovoid-Orden erhallen.

* Der Maler Eduard von Huber, ein Schiiler und
langjäbriger Genosse des verstorbenen Restaurators Eigner.
an desseii hervorragendsten Arbeiten er selbständigen Autheil
nabm, wurde zum Konservator'der k. Gemälde-Galerie in
Augsburg ernannt.

* vr. Max Jordau wurde an Stelle des nach Braun-

schweiq bernfenen Pros. H. Riegel mit der Leitung des
städtischen Museums in Leipzig betraut._

Anickvrreiiie. Sammlmiqen und Ängsirllunaen.

* Der Vereiu znr Beförderung der bildenden Kiinste
in Wien hielt am 16. Januar seine Verloosung für das Jabr
1870 ab und bat soeben mit der Ausgabe des für dasselbe
Vereinsjabr als Prämie bestimmten Albums begonnen. Dasselbe
enthält sechs gelungene Kupferstiche, sämmtlich nach Bildern
oder von der Hand Wiener Meisteri es siud: Friedländer's
„Neuer Kamerad", Stich von Doby, eine Originalradirung
„Verendender Hirsch" von Gauermann, „der Langbatbiee"
von Hansch, Stich von Post, der Vorhang für die komische
Oper in Wieu von Laufberger, Stich von Bültemeyer,
und zwei Gruppen aus diesem Vorhange, gestochen von
Sonnenleiter und Eißenhardt. Dem Jahresberichte des
Vorstandes v. Wieser entnehmen wir, daß sich die Mit-
gliederzahl des Vereins gegen das Vorjabr um 297, die
Einnabmen um 1500 fl. ö. W. gesteigert haben. Gegenwärtig
finden Verhandlungen statt, welche die Umgestaltiing des
Vereins in eine vorzugsweise der graphischen Kunst gewidmete
Gesellschaft und eine Modifikation der bisberigen Stellung
des Vereins zur Wiener Kllnstlergenosseuschaft bezwecken.

Der Barmer Kunstverein, dessen unablässiges Streben
darauf gerichtet ist, den schönen Künsten in Stadt und Um-
gegend cine beimische und würdige Stätte zu gründen, bat,
wie wir aus seinem so eben ausgegebcnen fünften Jahresbe-
richte erseben, auch aus dem abgeläufenen Geschäftsjahre recht
günstige Resultate seiner Wirksamkeit zu verzeichnen. Zunächst
haben wir die erfreuliche Thatsache hervorzuheben, daß trotz
mancherlei Ungunst der Zeit die Theilnabme an den Bestre-
^ bungen und Jnteressen des Vereins beständig gewachsen ist.

^ Die Mitgliederzabl stieg gegen das Vorjahr von 1046 auf
1100; die rsgelmäßigen Jabreseinnahmen des Vereins hoben
sich von 4672 Tbaler auf 4958 Tbaler: der Besuch der vier-
wöchentlichen Ansstellung durch Eintrittsgeld fzablende Nicht-
. mitglieder steigerte sich von 5925 auf 6498 und erbrachte
! eine Kasseneinnabme von980 Thlrn. Wabrscheinlich^als Folge
der zahlreichen Bilderankänfe des Vorjahrs war der Zufluß
 
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