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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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(Bd. III, Seite 535) unter denNachbildungen derMnnster-
kirche zu Aachen, gar nicht erwähnt.

A. v. Cohausen jedoch ist es, in Folge seiner auf ge-
nanester und umfassender Sachkenntniß beruhenden Unter-
suchung des Gebäudes in ästhetischer sowohl als besonders
auch in technischer Beziehung, gelungen, den ältesten,
am Ende des zehnten Jahrhunderts crbanten Theil der
Rnine von den spätern, im dreizehnten, vierzehnten und
sünfzehnten Jahrhundert erfolgten Um- und Anbauten zn
unterscheiden und dadurck) die ursprüngliche Form dieses
polygonen Kirchengebäudes als „eine zusammengedrängte
Nachbildnng des Aachener Münsters" zu erkennen und
seine Baugeschichte bis in alle Einzelheiten hinein aufzu-
klären. Vor Allem hat er die großen Rundbogen zwischen
den acht Pfeilern, welche alle seine Vorgänger veranlaßt
haben, den Bau als offene Halle zu bezeichnen, als nicht
ursprünglich nachgewiesen.—Die herbeigezogenen Notizen
aus Chroniken nnd Urkunden sind trotz ihrer Dürftigkeit
sehr wohl geeignet, die aus dem Monument selbst abge-
leiteten Folgerungen zu bestätigen. Das, was der Ver-
fasser vorträgt, ist so klar dargelegt, so wohl begründet,
beruht auf so genauer Kenntniß alter Bauwerke und Zu-
stände,daßmanan derRichtigkeit der gewonnenenResultate
nicht zweifeln kann. Der Vortrag wird durch 5 Tafeln
mit guten malerischen und architektonischen Zeichnnngen
und 16 in den Text gedrnckte Holzschnitte verdeutlicht.
Wünschenswerth wäre nur noch eine graphischeDarstellnng
des durch Schlußfolgernngen rekonstrnirten ursprünglichen
Zustandes der Kirche. Gelegentlich giebt der Verfasser
anch einige Nvtizen ällgemeiner Art, z. B. über den Be-
trieb in den Steinbrüchen des zehnten Jahrhunderts,
über Emporkirchen, über Verlheidigungsfähigkeit der
Kirchen rc.

Anerkennend hervorzuheben ist noch, daß diese ehr-
würdige Nuine, welche Privatbesitz ist, von dem Eigen-
thümer, Herrn Boch, sorgfältig gepflegt nnd im Jahre
1851 mit Sachkenntniß restaurirt wurde.— Möchte doch
allen älteren Kunstbanten dieselbe Pflege und eine gleich
sachverständige Pnblikation zu Theil werden!

R. Bergau.

li. 8. Die ..ännnIO' nnd ..ttlonnmonti äsll' l8ti-
tnto ili onri'mpnnilonxn iirnlinnlorrie!!" für 1870 sind in
Rom Ende Fedruar ausgegeben worden. Da wohl noch
einige Zcit vergehen wird. bis die einzelncn Exemplare in die
Hände der Abonnenten gelangt sind, wird es erwünscht sein,
wenn ich auf Eiuzelnes, was die Annali enthalten, aufmerksam
mache, besonders da selten so viel allgemein interessirende Fra-
gen darin behandelt sind, wie dieses Mat. Den Reigen beginni
ein Aufsatz von Helbig, über Cornetanische Wandgemälde,
als Text zu den Tafeln der Monumenti XIII—XV und
XIIIn—XVe. Zu der Beschreibung der in drei Gräbern von
Corneto im Jahr 1869 gefundenen Wandgemälde in der Ge-
gend Corneto's, wo auch der berühmte Marmorsarkophag mit
aufgemalten Amazonendarstellungen ausgegraben ist, der leider
wegen der Weigerung des Besitzers, ihn mit Farben kopiren
zn lassen, nicht hat veröffentlicht werden kvnnen, gesellen sich
ausfübrlichere Betrachtungen über die Geschichte der Wand-
malerei in Tarqninii. Helbig, so wie auch Brunn, stellt zwei
Perioden auf, erstens die, welche er Tuscanica nennt, wo
die Maler frei von fremden Einflnssen die Grüber ausschmück-
ten, und zweitens die, wo allmählich griechische Einflüsse,
zunächst im Ausdrnck des Seelenlebens, dann auch auf die
Darstellung in Kleidung rc. übergehend, sich geltend macheu.
Während die erste die Figuren niehr nebeneinander stellt, so
wie sie im Relief zu erscheinen Pflegcn, greift bei der zweiten
das Hinter- nnd Durcheinandcrstellen immer mehr um
sich, das Malerische macht sich mehr geltend. Natiirlich
kann man keine strenge Schcidewand ziehen: die Einfliisse
kamen allmählich, griffen allmählich um sich nnd verdrängten

nach nnd nach die ursprüngliche einheimische Manier. Theils
mit Zustimmung, theils im Widerspruch mit Brunn werden
die Gräber chronologisch nach den aufgestellten Principien
geordnet.

Der zweite Aufsatz von vr. O. Donner bezieht sich auf
die Restauration der berühmten Pasquinogruppe. Die Re-
staurationen von E. v. d. Launitz, welcher wegen einer in
Würzburg befindlichen Marmorstatuette, bei der an der lin-
ken Schulter des stehenden Kriegers die Hand des Gefallenen
erhalten ist, die Gruppe der Art restanrirt hatte, daß er den
Arm des Todten auf der linken Schulter des Tragenden halte
ausliegen lassen, wird als falsch erwiesen, da das Fragment,
welches vor allen Dingen hierhei in Betracht zu ziehen ist,
der Pasqmno in Rom, durchaus diese Annahme nicht zuläßt;
genaue am Original selbst angestellte Untersuchungen haben
Donner gezeigt, daß die Verletzungen an der linken Schulter
des Pasqnino, welche anch Lannitz für seine Ergänzung gel-
tend gemacht hat, vielmehr von dem dort aufliegenden Helm-
busch herrühren. Aus den verschiedenen Resten der bezeich-
neten Gruppe, den zweien in Florenz, das Exemplar in der
Loggia de' Lanzi von Tacca, das vorziiglichere im Palazzo
Pitti von Ricci ergänzt (es ist danach Friedrichs „Bausteine"
S. 246 ff. zu berichtigen, wo gesagt wird, daß die Gruppe
des Palazzo Pitti von einem unwissenden Ergänzer reftaurirt
sei, der ungehörige Zuthaten hinzugefügt habe, während dem
Ricci eine Ergänzung nur im Modell zugeschrieben wird),
dann vor allem aus dem Pasquino, anf deffen Knieen noch
die Brust des Todten mit der linken Hand des Stehenden er-
halten ist, welches Stück merkwürdiger Weise bei fast allen
Gypsabgllssen fehlt, sowie aus den im Batican befindlichen
Fragmenten, den berühmten zwei Beinen aus der Billa Ha-
driana, dem linkcn Fuße und dem Nücken des Gefallenen und
dem Kopfe des Stehenden ergeben sich nach Donner mit
Nothwendigkeit folgende Restaurationen. Zunächst war der
Kopf des Menelaos (so muß meiner Meiunng nach der Ste-
hende genannt werden, der Gefallene Patroklos) seitlich nach
oben gewandt, sowie es der Pasquino zeigt; mit der linken
Hand faßt er den rechten Arm des Patroklos dicht über dem
Ellenbogen, während er die rechte Hand ihm in die linke
Seite legt. Der linke Arm des Patroklos hängt dann gerade
herunter, doch so, daß die Unzulänglichkeiten, die bei den an-
deren bisherigen Restaurationen sich ergeben hatten, vermieden
werden, der rechte Arm liegt mit seinem unteren Theil auf
dem linken Oberarm des Menelaos auf; die Hand steht frei
ab. Die Beine des Patroklos liegen mit beiden Knieen auf
dem Boden auf, wie es deutlich die Beine aus Hadrian's Villa
zeigen. Eine Stütze, die Launitz hatte anbringen wollen,
nimrnt Donner nicht an, da die Gruppe in genügender Weise
^ mit den Beinen schon so verbunden ist, ohne der Stützen zu
^ bedürfen. An die Restauration schließt sich eine kunstgeschicht-
! liche WLrdigung, zunächst eine Bergleichnng der einzelnen
Fragmente unter einander, wo den Beinen aus Villa Ha-
driana, die vielleicht vom Original herrühren, nach diesen dem
Pasquino der Preis zuerkannt wird, dann in Anbetracht der
! Stellung, welche der Gruppe in der Kunstgeschichte zuzuweisen
ist, an. O. Donner ist geneigt, wegen der vielen Aehnlich-
keiten zwischen der Pasquino-Gruppe und dem Laokoon, so-
wohl wie dem Herkules-Torso von Belvedere, mit Helbig an
! rhodischen Ursprung zu denken, doch möchte er sie früher an-
setzen als die beiben andern genannten Werke. Letzteres jeden-
falls richtig; ob er aber mit der Zurückführung auf Rhodo«,
oder überhaupt auf diese späte Zeit der Skulptur Recht be-
halten wird, muß die Folge zeigen. Borläufig ist noch nichts
erwiesen, und man kann mit Friederichs wohl noch immer eine
frühere Entstehung für die ausgezeichnete Gruppe annehmen.

An die Erwähnung von Donner's Aufsatz, der durch eine
Reihe von Aggiunten-Tafeln erläutert wird, möchte ich gleich
die von Brunn's Arbeit „Ueber die Weihgeschenke des Attalos"
schließen. Nachdem Brunn in der Winckelmannsitzung des
Jahres 1865 auf eine Reihe von Statuen aufmerksam gemacht
hatte, die, in verschiedenen Museen zerstreut, in den Maßen,
Marmor, Arbeit übereinstimmend auf das deutlichste gemein-
samen Ursprung verriethen, den er dann in bem Weihgeschenk
fand, das König Attalos von Pergamum auf die Akropolis
von Athen gestiftet hatte, Statuen, welche Kämpfer mit Gal-
liern, Amazonen, Persern und die Kämpfe der Giganten gegen
die Götter darstellten, hat seine Verinuthung, trotzdem sie nur
andeutungsweise mitgetheilt war, so allgemeinen Ankiang ge-
I funden, daß sie jetzl schon in viele Handbücher übergegangen
 
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