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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0104

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101

ist und die betreffenden Statuen in vielen GyP8sammlunc>en
znsammen gestellt sich sinden. Doch fehlte bis jetzt noch eine
genaue Publikation der Statuenreihc, sowie eine ausführliche
Besprechung von Brunn selbst. Beides bieten die diesmaligen
Annali und Monumenti. Jn letzteren finden sich auf Taf.
XIX—XXI die hierher gehörigen Monumente in möglichst
stylgetreuen Abbildungen, und erstere enthaltcn außer dem
1865 gehaltenen Vortrage noch Zusätze und Nachträge von
Brunn. Die ehemals giustinianische, jetzt im Besitz von Ca-
stellani befindliche Statue cines knieenden Jiinglings, von Cur-
tius unlängst (Archäol. Zeitung 1868, Taf. 6) für Ganymed
erklärt, welche Brunn in diese Reihe ziehen zu müssen ge-
glaubt hatte, hat er jetzt aufgegeben, dagegen wahrscheinlich
gemacht, daß noch mehrere andere verstreute dazu gehören.

Von Skulpturen, die dieses Mal publicirt worden stnd,
möchte ich noch erwähnen: die Publikation eines im Dionysos-
Theater zu Athen gefundenen zicmlich späten Reliefs, Episoden
aus dem Leben des Dionysos vorstellend, besprochen von
Matz, ferncr ein Relicf der Billa Albani, griechischen Ur-
sprungs, die Bekränznng eines Mannes wahrscheinlich durch
eine allegorische Figur, von FLrster, die Besprechung eines
Sarkophagreliefs aus Foligno, mit Darstellungen eines Cir-
cus in größerer Vollständigkeit, als es auf ähnlichen Monumen-
ten sich findet, von Zangemeister. Kekuls hat mit der Ver-
öffentlichnng und Besprechung eines Bronzekopfes aus Herku-
lanum einen neuen Beitrag zu der jetzt so viel besprochenen
Streitfrage, deren hauptsächlichstes Jnteresse sich an Pasiteles
und seine Schule knüpft, geliefert; Conze sich gegen die kürz-
lich aufgestellte Erklärnng des bekannten spartanischen Reliefs
gewandt und zugleich andre spartanische Monumente erwähnt
und eins davon von hoher Alterthümlichkeit, Dionysos mit
Kora oder besser Semele sitzend, publicirt. Wenn er in Be-
treff des ersten wegen der Symmetrie, die bei zusammenge-
hörenden Werken der ältesten Kunst zu herrschen pflegt, aiich
auf der einen Seite des spartanischen Reliefs eine Mordscene
erkennen will, weil auf der andern offenbar eine sich findet,
so läßt sich doch gegen ihn einwenden, daß die scheinbare
Gleichheit in Haltung der Hände auf das Unvermögen des
Künstlers zu schreiben ist, der, bemüht zwei Momente einer und
derselben Sage darzustcllcn, die verschiedene Handlung beinahe
auf gleiche Weise wiedergab.

Äußerdem finden sich in dem Bande der Annali verschie-
dene Vasen publicirt, eine davon mit dem Künstlernamen
Euthymides, dann praenestinische Cisten mit Jnschriften (Mon.
Taf. XXII—XXV), besprochen vvn Schöne, und ein großer
sorgfältigcr Anfsatz von Bruzza über die auf Mormorblöcken
sich findenden Jnschriften.

X. Or. I. van Vloten hat eine „Xostliktiüu ol leer van
clen kunstsmanlc" (2. Aufl. 1. Thl. Deventer) erscheinen lassen,
in deren Vorrede er sich nicht ganz genau in dem Satze aus-
gedrückt hat: Dunrin is Iiet eersts, nlAsmsene Zsäeelts —
tllnns tot üsven kiookästnlclcen nitgeäisck — jzelieel omgen erlrt,
rrnnrbis ik mis vor een äevl nnnr l-emlee's volbsmntiAs be-
selionvrinxen riektte. Genauer würde es lauten: Dieser all-
gemeine Theil ist nach Lemcke's Aesthetik umgearbeitet, der
ich mich zn zwei Dritteln anschließe; ein Drittel ungcfähr ist
ein Auszug derselbcn, beziehungsweise in wörtlicher Ueber-
tragung. — Ein Autor wird sich uur freuen, wenn seine Art
und Änschauung von Andern für nützlich erachtet wird und
Nachfolger findet. Aber er kann dabei ein loyales Benehmen
verlangen. Was bedeutet es, daß I)r. van Vloten nicht ein-
fach sagt, wie die Sache liegt, und daß er von „IiemLs's
volksinatiAe beseboncvinAen" spricht, statt von Lemcke's Po-
pulärer Aesthetik, wie der Titel des Werkes heißt? Er, der
in Hülle und Fülle citirt, der Lübke z. B. in drei Noten auf
einer einzigen Seite auführt, der Lemcke's eigene Citate noch
genauer bezeichnet, wenn er sie übersetzt, hat nach jener
vagen Nennung in der Vorrede auch nicht ein einziges An-
fiihrungszeichen, wenn er Sätze auf Sätze, wenn er gleich
10, 15, 20 Seiten hintereinander nur Lemcke abschreibt. Fand
Herr I)r. van Vloten dafür kein anderes Wort, als „stch
richten"? Oder genirte er sich, eine Aesthetik des Näheren zu
cilircn, die ihr Verfasser eine „populäre" genannt bat? —
Nach der Vorrede zu urtheilen ist Herr van Vloten kein Neu-
ling und hat schon länger Studien über das Schöne gemacht;
er konnte also wissen, was Brauch und was „schöner" Brauch
ist bei solcher Verarbeitung von Werken Anderer.

Miinchener Kunstauktion. Am 18. d. Mts. kommen
die hinterlassenen Kunstsammlungen des Baron von Kreußer

und des Historienmalers Franz L. Striebel durch die
Montmorillon'sche Kunsthandlung zur Versteigerung. Äußer
Kupferstichen und Radirungeu älterer und neuerer Meister
enthält der Katalog auch eine Anzahl von Handzeichnungen
und Skizzen moderner Meister, sowie einige Oelgcmälde des
genannten F. T. Striebel.

Auktion Vervloet. Die von dem weiland Direktor der
Akadcmie zu Mecheln hinterlassene Sammlung von Gemälden,
Handzeichniingen, Stichen, plastischen Arbeiten rc. kommt am
18. April daselbst zum Lffentlichen Aufstrich. Der Katalog
weist eine stattliche Reihe von Gemäldcn älterer nnd ueuer
Meister, meist niederländischen Ursprungs, nach, die Vervloet
größtentheils bei günstiger Gelegenheit für verhältnißmäßig
geringes Geld an sich gebracht hatte.

Nrkroloste.

Hngo Hagen, Bildhauer und Professor an der t. Aka-
demie zu Berlin ist am 14. März daselbst gestorben.

L. Der Stilllcbenmaler Adalbert Schäffer starb, fünf
und fünszig Jahre alt, in Düsseldorf den 1. März nach län-
geren Leiden. Er war ein Ungar und lebte erst seit einigen
Jahren am Rbciu. Jn scinen Bildern brachte er neben den
Früchten mit Vorliebe silberne Teller und kostbare Trinkge-
fäße zur Anschanung; er war iu Farbe und Behandlung nicht
frei von Manier.

il. Die Malerin Johanna Ungcr starb Mitte Februar
in Pisa, wo sie Genesnng für ein längercs Halsleiden zn sin-
den hoffte. Sic war die Tochter des bekannten Göttinger
Professors und Schwester des Kupferstechers W. Unger, und
bildete sich seit 1855 in Düsseldorf zur Künstlerin aus. Zu-
crst Schüleriu von Carl Sohn nnd Otto Rethel, schus sie
dann nnter der Leitung Emanuel Leutze's ihre erstcn Bilder.
Später ging sie nach München, wo sie sich der Piloty'schcn
Schule anschloß nnd anch selbst als Lehrerin wirkte. Von
ihren Gemälden, die sich namentlich durch koloristische Vnrzüge
anszeichnen, ncnnen wir Jephta's Tochter mit ihren Gespic^
linnen, Johanna d'Arc, Deborah, die Engel am Grabe Christi
nnd Aschenbrödel's Schwestern. Außerdem malte sie zahlreiche
Bildnissc uud Aguarcllc.

Kuilstimterricht.

Gcscllschaft zur Fördcriiiig dcr Knnstgcwcrbeschnle des
österr« Muscnms. Der Stand der Gesellschaft ist ein sehr
gllnstiger. Das Vermögen beträgt 30,000 fl. in Wr. Comm.
Anlehen im Depot der Anglo-österr. Bank, ein Guthaben
daselbst von 1220 fl. und 300 fl. österr. Papierrente, nnd
1150 fl. baaren Cassabestand. Die Zahl der Stipeudisten ist
18; darnnter 7 Niederösterrcicher, 4 Mährcr, 5 Böhmen,
3 Ungarn, 3 Galizier, 2 Tiroler, 2 Salzburger, 1 Schle-
sier. Für Böhmen, Mährcn und Ungarn eyistircn Provin-
zialstipcndien, welche die Gesellschaft in liberaler Weise er-
gänzt. Der Ausschuß unterstützt auf Antrag des LehrkvrperS
talcntvolle Schüler, ohne Rücksicht auf Konfession. Natiouali-
tät nnd Geschlccht, auch ans solchen österreichischen Kronlän-
dern, die, wie Tirol, Salzburg, Galizien, in der Mitglieder-
reihe der Gesellschaft bisher gänzlich fehlen, oder wie Böhmen
iinr wcnig vertreten sind. Die Generalversammlung sindet
Montag d. 2. Mai statt.

Kunstvrreine, Sammlungm »nd Äusstellnngen.

-s- Berlin. Das Schinkelfest des Architektenvercins

wurde, alter schöner Sitte gemäß, auch in diesem Jahre am
>3. März, als dem neunzigsten GcburtStage des Meisters, im
Ärnim'schcn Saale gefciert. Die Dekoration deS Saales ge-
mahnte an dcn Ernst nnd die Größe dcr Zeit. A»S ciner
rothen Draperie und umgeben von buschigen Gewüchsen ragtc
oie Kolossalbüste Schinkel's auf hohem Postameute, dessen
Vorderseite mit dem eiserncn Kreuze gcziert war. Schinkel
' hat dem jetzt wieder aufgelcbtcn höchstcn Ehrenzeichcu cinst
! eine großartig eiufache nnd charaktervoll schöne Form gegeben
Zu dcu Scitcn standcn die sich sclbst krönende und die traurig
daherschwebende Victoria von Rauch, die durch eincn schiich-
ternen Versuch von polychromer Behandluug in das kräftige
Farbenensemble der Dekoration gut hineingestimmt waren.
Än dcn Sockcln warcn die Namen dcr Architekten und Jn-
genieure verzcichnet, die als Opfer des grimmen Krieges ge-
 
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