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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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Der künstlerische Theil der Berliner Siegesfeier, [2]: 16. Juni 1871
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https://doi.org/10.11588/diglit.5184#0172

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VI. Jahrgang.

Nr. 21.

Sritrü'ge

imd an vr. T.V.Llltzow
(Wwn, Theresianumg.
2S)od.andieBerlagSH,
(kelpsig KönIgSftr. 3)
zu richten.

18. Äugust

Inftrate

K 2 Sgr. fiir die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.

1871.

Beiblalt zar Zeitschrist für bildende Knnst.

Verlag von L. A. Leemonn in Tetpzlg.

Am 1. und 3. Frettage jedes Monats erscheint eine Nummer von in derNegel einem Quartbogen. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" er-
halten diesBlatt xrulis. Apart bezogen kostet dasselbel^ZTHlr.ganzjährlich. Alle Buch-und Kunsthandlungen wie allePostämternehmenBestellungen an.

^nhalt: Der künstlerische Theil der Berliner Sieaesfeier (Fortsetzung).
— Zur Erinnerung an Eugen Eduard Schäfser II. — Nekrologe
(Georg Heroldt). — Kunstliteratur und Kunsthandel. — Preisbewer-
bungen. — Nermischte Kunstnachrichten. — Zeitschriften. — Inserate.

Der Irünstlerische Tsteil dcr ÄerlinerLiegesfeier.

16. Juni 1871.

(Fortsctzimg statt Schluß.)

6. N. Zwischen den Postamenten der beiben Begas'-
schen Figuren begann mit elf großen Festungsgeschützen
jene Garnitur der Siegesstraße mit erobertenKanonen, die
sich in dicht gedrängter Reihe zu beiden Seiten derselben
bis an das Brandenburger Thor und weiter die ganze
Lindenpromenade entlang hinzog.

Unmittelbar vor dem Brandenburger Thore, durch
welches der Zug im rechten Winkel einschwenkte, war der
Kampf gegen die sranzösische Republik durch ein archi-
tektonisches Arrangement verherrlicht, das trefflich dem
Begriff entsprach, zur Aufnahme des herandringenden
Menschenstromes zu dienen und ihn in einer verändcrten
Richtung weiterzuleiten, und sich zugleich den gegebenen räum-
lichen Verhältnissen auf's Geschickteste anschloß. Der dem
Thore vorliegende Platz war durch fünf Seiten eines
regelmäßigen Achtecks begräuzt, in den Ecken standen sechS
große Mastbäume, die in einem goldnen Rund den heral-
dischen Adler und darüber das eiserne Kreuz trugen. Jhr
Fuß war durch wuchtige Postamente bekleidet, an deren
Ecken Bären die Wappenschilder der deutschen Staaten
hielten. Eduard Lürssen hatte die Thiere modellirt.
Sie paßten vortrefflich für ihren Zweck; originell war die
unbeabsichtigte Symbolik, daß die Bären mit goldnen
Ketten „angebunden" waren. Auf den Seiten der Posta-
mente standen die hauptsächlichstenSchlachten, insbesondere
auch der Name der bezwungenen feindlichen Hauptstadt,
verzeichnet; reicher bunter Fahnenschmuck flatterte über
dem roth beschlagenen Unterbau.

Nicht hinreichcnd war der vbere Abschluß dieser An-
ordnung: Laubgehänge in mehrfachen Windungen, aus
denen die Jnitiale hervortrat, verbanden die Spitzen
der Mastbäume. Die Bedeutung des eingehegten Raumes
als eines geschlossenen, vorhallenartigen schien eine Be-
dachung, wenigstens einen massigeren oberen Abschluß zu
erheischen, zumal die Masten nicht freiendigend, sondern
stützenartig charakterisirt waren. Jn den oberen Theilen
machte so das Arrangement einen unfertigen Eindruck.

Das Brandenburger Thor mit seinen Annexen wies
reichen Schmuck mit Laubgewinden auf; namentlich waren
mit solchen die sämmtlichen Säulen spiralenförmig um-
wickelt. Hohe Dreifüße standen auf der Plateform. —
Der Pariser Platz mußte für die feierliche Begrüßung
durch die Ehrenjungfrauen und die städtischen Behörden
frei bleiben. Er war daher nur mit Tribünen eingefaßt,
deren hinterer Rand mit Fahnenmasten reich und bunt,
festlich und geschmackvoll besetzt war.

Erst mit der Lindenpromenade kam die eigentliche
künstlerische Festdekoration wieder in Fluß. Am Ein-
gang dcrselben erhob sich von vier Säulen getragen ein
triumphthorartiger Baldachin, mit rothem Zeug über-
spannt nnd mit Gold reich verziert. Ob den Säulen-
kapitälen standen Repliken von Rauch'schen Viktorien,
deren edle Bildungen nun einmal in unserer Vorstellung
mit dem Begrisf preußischer — oder, was glücklicherweise
jetzt endlich dasselbe ist, deutscher — Siege untrennbar
verknüpft sind. An den Baldachin lehnten sich zu beiden
Seiten offene Pavillons von übereinstimmendem Charak-
ter, in denen die Väter der Stadt und die Kommunal-
beamten die Sieger erwarteten.

Die Dekoration der Linden selber zerfiel in zwei
wesentlich getrennte Theile. Zwischen den aufgefahrenen
Geschützen hin in regelmäßiger Abwechselung, dort am
Saum dieses Weges, der — unleugbar der Kulminations-
 
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