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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0024

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Ausgrabungen — Ausstellungen 28

dieses Kantons in den Bund anno 1815 und die Frage
einer Beteiligung der Schweiz an der internationalen Kunst-
ausstellung in München IQ13. Das transportable Aus-
stellungsgebäude in Neuenburg wurde in günstigem Sinne
begutachtet.

AUSGRABUNGEN
Römische Ausgrabungen. Bei der Fortsetzung der
Ausgrabungen Bonis auf dem Palatin wurden eine große
Anzahl Votivgegenstände gefunden, darunter auch in be-
trächtlicher Tiefe die ausgezeichnete Darstellung eines
Kameles in Ton. Der Fund dieses Tierbildnisses in einer
weit zurückliegenden Schicht wirft Licht auf die Streitfrage,
wann die Römer zuerst das Kamel haben kennen lernen.
Während Sallust eine ziemlich späte Zeit annimmt, wundert
sich darüber Plutarch im Leben des Lucullus und meint, die
Römer müßten das Kamel schon in den ersten Kriegen
mit asiatischen Völkerstämmen kennen gelernt haben. —
Auch ein weiblicher Kopf in Marmor, vergoldeter Stuck
aus einem Prachtgemach im Palaste des Domitian und
andere Gegenstände sind bei diesen Ausgrabungen in dem
Palast der Flavier gefunden worden. Schon vor einigen
Monaten hatte Boni einen prächtigen Fußboden aufgedeckt,
der von ebenso großem künstlerischen wie historischen
Interesse ist. Denn er beweist, daß das sogenannte Opus
Alexandrinum lange Zeit vor Alexander Severus, wahr-
scheinlich schon zur Zeit des Nero im Gebrauch gewesen
ist. — Unterhalb des Trikliniums wurden kürzlich auf einer
Mauerwand gemalte Medaillons mit mythologischen Figuren
und Szenen aus der Ilias von großer Lebendigkeit der
Darstellung freigelegt. Im Thronsaal (Aula regia), dem
alten Vestibulum, wurden die Basen der Säulen, die das
Velabrum trugen, die Unterbauten des Thrones und die
Altäre der in den Götterstand erhobenen Kaiser aufgefunden,
wobei einige wertvolle Fragmente von Kaiserstatuen zum
Vorschein kamen. Im Lararium (dem »Mundus« des Urrom),
wo einst Heliogabal den Aerolith (heiligen Meteorstein) der
Kybele aufstellen ließ, fand man einen aus Steinschlag
hergestellten Altaraufbau aus dem ersten Jahrhundert. Von
hier aus öffnet sich zu den nach dem Stadium Palatinum
hin gelegenen Räumen ein geheimer Gang, der der Öffent-
lichkeit wieder zugänglich gemacht wird. — Die Aus-
grabungen an der Stätte des Forums des Nerva führten
zu der Entdeckung der Basis der westlichen der noch
stehenden großen Säulen, der sogenannten Colonnacce,
welche die einzigen Überbleibsel von dem Portikus des
einst so berühmten Minervatempels sind. Diese Säulen
standen seit vielen Jahrhunderten halb begraben in dem
Boden. Die totale Tiefe der westlichen Säule unterhalb
des Straßenbodens stellt sich als über fünf Meter heraus. —
Andere Ausgrabungen wurden am Fuß des berühmten
Torre delle Milizie, den man gewöhnlich den Turm des
Nero nennt, obwohl er erst um das Jahr 1200 erbaut
worden ist, vorgenommen. Es zeigte sich, daß dieser mittel-
alterliche Turm zum Teil auf alten römischen Ruinen und
zum Teil auf einer alten gepflasterten Straße steht. m.

AUSSTELLUNGEN

Nachdem das Zentralkomitee der XI. Internationalen
Kunstausstellung München 1913 vor einiger Zeit die
konstituierende Sitzung hatte, werden demnächst die eigent-
lichen Arbeiten für Durchführungdieser großen Veranstaltung
beginnen. Professor Hans von Petersen ist erster Präsident,
Akademieprofessor Hugo Freiherr von Habermann zweiter
Präsident des Zentralkomitees und der Ausstellung; der
erste Schriftführer ist Maler Richard Winternilz, Professor
Karl Georg Barth der Kassierer.

Das große Interesse, welches die fremden Nationen

dieser Ausstellung bisher schon entgegenbrachten, sichert
ihr eine reiche internationale Beschickung.

Die diesjährige Winterausstellung der Münchner
Sezession wird Leo Samberger und Ludwig Herterich
gewidmet sein.

Wien. Religiöse und kirchliche Kunstausstellungen.

Der Eucharistische Weltkongreß, der Mitte September in
Wien seine Tagung abgehalten hat, bot einigen Wiener
Kunstinstituten die Veranlassung, Ausstellungen zu ver-
anstalten, die in engerem oder weiterem Verhältnis zu den
Zwecken des Kongresses stehen. Die Gemäldegalerie des
Hofmuseums, die Hofbibliothek, die Albertina konnten
naturgemäß nur retrospektiv-historische Veranstaltungen
bieten, während die im Österr. Museum für Kunst und
Industrie stattfindende Ausstellung für kirchliche Kunst tätig
in das Kunstleben der katholischen Kirche eingreifen will.

Von den drei historischen Ausstellungen hat die Ge-
mäldegalerie des Hofmuseums ihr Programm am engsten
beschränkt, indem sie eine Auswahl der religiösen Malerei
Österreichs aus der Zeit des Barock, des Klassizismus und
der Romantik in drei Sälen des zweiten Stockwerks vor-
führt, in der klugen Einsicht, daß nur durch eine solche
Beschränkung eine Art Programm durchgeführt werden
konnte, besonders da gerade in den genannten drei Epochen
der österreichischen Kunst das religiöse Moment eine be-
deutende, wenn nicht die bedeutendste Rolle spielte. So
war es denn möglich, in dieser kleinen Ausstellung, soweit
es die Bestände des Museums erlauben, einen kurzen Abriß
der Geschichte österreichischer Malerei vom 18. bis zur
Mitte des 19. Jahrhunderts zu geben, wobei in dankens-
werter Weise eine ganze Reihe bisher nicht ausgestellter
Werke, vorab aus der trefflichen, bisher unzugänglichen
Handzeichnungssammlung, dem Publikum sichtbar gemacht
wurde. Der erste Saal enthält Ölbilder und Skizzen der
großen, bisher viel zu wenig bekannten österreichischen
Freskisten, von denen zwei Darstellungen von Christus am
Ölberge von Paul Troger und Daniel Gran, eine flotte
Skizze des letzteren zur hl. Elisabeth der Wiener Karls-
kirche, ein prächtiger hl. Martin von Joh. Mart. Schmidt
(»Kremserschmidt«; sign, und dat. 1772) und besonders
zwei in den Farben hervorragend schöne und interessante
Bilder von A. F. Maulpertsch, ein Johann von Nepomuk
und eine hl. Familie hervorgehoben seien. Den Klassi-
zismus vertritt F. H. Füger mit zwei Ölbildern (Adam und
Eva beweinen Abel, von 179Q, und Predigt Johannes d. T.,
von 1803, letzteres für die Burgkapelle gemalt, bisher im
Depot) und mit sieben schönen Zeichnungen zur Messiade
aus dem 1797 entstandenen und 1909 von der Galerie
erworbenen Zyklus (22 Blatt). Diese Zeichnungen sind
für das Herauswachsen Fügers aus barocken Traditionen
interessant. Bei den Romantikern wurde dem Nazarener
Führich der größte Platz eingeräumt. Die drei Ölbilder
aus dem Besitze des Museums (Jakob und Rachel, von
1836, Der Gang Mariens übers Gebirge, von 1841, und die
Erscheinung der Reiterschlacht vor der Eroberung Jerusa-
lems, von 1844), sowie eine große Reihe früher und später
Zeichnungen läßt die Eigenart und die Abhängigkeit dieses
sanften Künstlers zur Genüge erkennen. Daran reihen sich
verschiedene Arbeiten von Scheffer von Leonhartshoff, von
Steinle (u. a. die Erdbeerenmadonna von 1855, die sich so
eng an Tizian anschließt und farblich doch wieder selb-
ständig ist) und endlich, als das bedeutendste Werk dieser
Abteilung, der Schwindsche Karton zu Haydns Schöpfung
für die Wiener Hofoper.

Ein überwältigender Reichtum der kostbarsten Kunst-
werke ist im großen Prunksaale der Hofbibliothek in den
Schaukästen ausgebreitet, ein Reichtum an miniierten Hand-
 
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