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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Mayer, August Liebmann: Neue Forschungen über spanische Primitive
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0160

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Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege

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arteten, eleganten, in manchen Dingen von Memling
beeinflußten Schöpfer des kleinen Klappaltärchens im
Valencianer Museum! — Höchst beachtenswert ist das
Retablo de los siete dolores in S. Pedro, vor allem
die Predellenbilder, Arbeiten aus dem nächsten Kreis
des Rodrigo de Osona, vielleicht von diesem selbst
im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts gemalt. —
Bei den Tafeln am Retablo de la Quinta Augustia der
Seo tut Tormo gut daran, diese Szenen aus dem
Marienleben Pablo de San Loscadio nur mit einem
Fragezeichen versehen zuzuweisen. Seinem Kreis ge-
hören sie jedoch unbedingt an. Interessant ist dann
noch, daß Tormo im Gegensatz zu Bertaux und zu
Justi selbst, der sich hier später Bertaux angeschlossen
hatte, die ursprüngliche Justische Namengebung bei
den Autoren des Valencianer Hochaltars beibehält
und infolgedessen den Autor des Fegefeuerbildes
in der Seo zu Jätiva als Hernando Janez be-
zeichnet. Auch auf diesem Bild finden sich zahlreiche,
schlankweg von Leonardo da Vinci übernommene
Köpfe. Für die Leonardoforschung dürfte dieses Stück
(vor allem Christus und die Apostel sowie einige Köpfe
aus dem Fegefeuer) von nicht unbeträchtlichem Interesse
sein. Der Photograph D. Enrique Cardona in Valencia
hat ganz brauchbare Detailaufnahmen von diesem Ge-
mälde gemacht. AUGUST L. MAYER.

PERSONALIEN

Am 22. Februar beging Domkapitular Professor
Alexander Schnütgen seinen 70. Geburtstag. Seine
großartigste Schöpfung, die »Sammlung Schnütgen«, ist
anläßlich der Eröffnung des Museumsneubaus im Jahre 1911
von Dr. Max Creutz in der »Zeitschrift für bildende Kunst«
eingehend gewürdigt worden. Seitdem hat dem hoch-
herzigen Stifter nichts mehr am Herzen gelegen als der
weitere Ausbau dieser für die Geschichte der kirchlichen
Kunst unschätzbaren Kollektion, und so war es durchaus
in seinem Sinne gehandelt, daß ihm zu seinem Ehrentage
ein von bekannten Kölner Kunstfreunden gestiftetes Kapital
von 95000 Mark zur Verfügung gestellt wurde, dessen
Zinsen ausschließlich für Neuerwerbungen verwandt werden
sollen. Dr. Witte, der Konservator des Schnütgen-Museums,
überreichte bei einer intimen Feier in der Wohnung, am
Vorabend des Geburtstages, die im Manuskript vorliegende
Festschrift, in der zahlreiche deutsche und ausländische
Forscher in verschiedenen Beiträgen ihre Bewunderung
und Verehrung dem »sacerdoti egregio theologo doctissimo
artis Christianae imprimis perito Musarum Museorumque
patrono splendidissimo« aussprechen. Diese lateinische
Huldigung ist einem Telegramme der Universität Bonn
entnommen, der Schnütgen als Honorarprofessor angehört.
Die »Zeitschrift für christliche Kunst«, die der Jubilar be-
gründet hat, wird eine ihm gewidmete Doppelnummer
herausgeben. Alle diese und noch viele andere Beweise
der Wertschätzung konnten dem Jubilar zeigen, wie fest-
verwurzelt die Dankbarkeit für seine ganze Lebensleistung
in allen Kreisen der Rheinprovinz und außerhalb ihrer
Grenzen ist. Zweifellos galt ein großer Teil des Dankes
auch der eigenartigen und fesselnden Persönlichkeit des
Jubilars. Graf Kalckreuth ist es in seinem schnell bekannt-
gewordenen Bildnis gelungen, auch dem Fernerstehenden
wenigstens ein Abbild dieser aus verschiedensten Zügen
glücklich gemischten Eigenart zu geben.

Der Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Georg Loeschcke

der neue Ordinarius der klassischen Archäologie an der
Berliner Universität, ist zum ersten Vorsitzenden der Berliner
Archäologischen Gesellschaft gewählt worden. Der bis-
herige Vorsitzende, Prof. Trendelenburg, war zurückgetreten
und wurde zum Ehrenmitglied gewählt. Den Posten des
ersten Vorsitzenden hatte früher Loeschckes Amtsvorgänger
Reinhard Kekule von Stradonitz inne.

Henri Jossot, der vor zehn und fünfzehn Jahren zu
den bekanntesten Pariser Plakatkünstlern gehörte, dann
aber, als die Plakatkunst in Paris nicht mehr an der Mode
war, auch aus den Witzblättern verschwand, lebt jetzt in
Tunis, ohne daß man von seinem dortigen künstlerischen
Treiben etwas erfahren hat, weil er offenbar nicht mehr
für die Öffentlichkeit arbeitet. Nun kommt statt einer
künstlerischen Nachricht aus Tunis die sehr überraschende
Meldung, Jossot sei Muhammedaner geworden und gehöre
zu den eifrigsten Betern der Moscheen von Tunis. Da
Jossot als journalistischer Zeichner den Anarchisten nahe-
stand, klingt die Nachricht befremdend, und vielleicht hat
der Karikaturist nur einen Reporter zum besten haben
wollen. Wo nicht, so werden wir vielleicht noch von
Jossot als Hofmaler des Deys von Tunis und als Dekorator
der dortigen Moscheen und Paläste hören. Seine zeichne-
rischen Linien hatten ohnehin immer etwas Arabeskenhaftes,
was ganz zu einer solchen Stellung stimmen würde.

WETTBEWERBE
Helfft-Preis. Auf der diesjährigen Großen Berliner
Kunstausstellung wird der Julius Helfftsche Preis an einen
deutschen Landschaftsmaler verliehen werden. Dieser Preis,
der 3000 M. beträgt und 1910 zum ersten Male an Hans
Hartig vergeben wurde, beruht auf einer Stiftung bei der
Berliner Akademie der Künste, an die auch das Bewerbungs-
gesuch zu richten ist. Für die Beurteilung der Bewerbungs-
arbeiten durch die von der Akademie berufenen Preisrichter
kommen jedoch nur diejenigen Bilder in Frage, die von der
Jury der Großen Berliner Kunstausstellung angenommen
sind. Die Zuerkennung des Preises erfolgt bald nach der
Eröffnung der Jubiläumsausstellung; er ist für eine Studien-
reise bestimmt.

DENKMALPFLEGE
* Die Hoflößnitz. In Radebeul bei Dresden be-
findet sich ein köstliches altes Weinbergschlößchen, das
sich der Kurfürst Johann Georg I. um 1650 erbauen ließ
und das in seinem Innern, abgesehen von der wohlerhaltenen
Raumanordnung, vor allem im Obergeschoß einen Saal mit
berühmten Deckengemälden — brasilianischen Phantasie-
vögeln — und prächtiger Täfelung besitzt. Zum Ankauf und
zur Wiederherstellung dieses Schlößchens und zu einer
Ausgestaltung als Lößnitzmuseum hat sich vor einiger Zeit
ein Hoflößnitzverein gebildet, der als seine erste Aufgabe
die Erhaltung und Wiederherstellung des Bauwerks durch-
geführt hat. Prof. Emil Högg in Dresden hat diese Auf-
gabe in ausgezeichneter Weise im Sinne moderner Denk-
malpflege gelöst. Er hat alle Zutaten, die angeblich zur
Verschönerung des Schlößchens vor kaum einem Dutzend
Jahren dem Bau angefügt worden waren, beseitigt und den
alten Zustand wiederhergestellt. Eine solche unnütze und
ganz stilwidrige Zutat war ein blechernes Türmchen, das
viel zu schwer für den Dachstuhl war, daher die Sparren
durchgedrückt und die ganze Dachfläche eingebogen, da-
mit aber dem Regen dauernden Eintritt verschafft hatte.
Eine zweite solche Zutat war der Putz, mit dem man das
alte Fachwerk zugedeckt hatte. Eine dritte war die ganz
sinnlose, häßliche Terrassenbrüstung nebst einer geschweif-
 
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