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Denkmäler
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gelobt, selbst aber in seinen Gemächern nie verwandt und
stets nur verschenkt hat. In dem ausführlichen Kapitel über
die Kupferstecher findet man übersichtlich zusammengestellt,
was von den Ausgaben des Oeuvre du Philosophe de Sans-
souci wissenswert ist, und das Werk, klar und deutlich
gegliedert, schließt mit höchst wichtigen, knappen Resumes
über die angewandte Kleinkunst und das Kunstgewerbe,
Medaillen, Porzellan, Silber- und Goldschmiedearbeiten.
Der Verfasser stellt hier, wie schon früher, die bemerkens-
werte Tatsache fest, daß sich in dem allgemeinen fran-
zösischen Zeitgeschmack die spezifisch berlinisch-pots-
damischen Erzeugnisse der Möbeltischlerei (Kambly), sowie
auch der Dekorations- und Goldschmiedekunst als eine deut-
lich erkennbare charakteristische Spielart absondern lassen.
Wie gesagt, Bekanntes und Neues schließt sich in
diesem Werk zu einem so gut wie lückenlosen Bild zu-
sammen, daß uns zum erstenmal in aller Deutlichkeit die
Gestalt des Roi-Artiste erkennen läßt. Neben dem Staats-
mann, dem Philosophen, dem Schriftsteller, die so oft
Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung waren, durfte
der Mäzen und Kunstfreund nicht länger fehlen. Und die
wohl gelungene Lösung dieser Aufgabe läßt es doppelt
wünschenswert erscheinen, das Werk in einem weniger
kostbaren Gewände den Vielen zuzuführen, die ohne Zweifel
ihre Freude und ihre Belehrung dabei finden würden.
Hans Mackowsky.
Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der
Antike bis zurGegenwart. Begründet von Ulrich Thieme
und Felix Becker. Hrsg. v. Ulrich Thieme. Band VIII: Cou-
tan-Delattre. (Leipzig, E. A. Seemann, 32 — ; geb. 35 M.)
Nachdem vor kurzem an dieser Stelle die beiden letzten
Bände des Thiemeschen Lexikons eine Würdigung erhielten,
dürfen wir nunmehr schon den achten Band des großen
Werkes anzeigen, der wieder eine Fülle wissenschaftlichen
Materials und kritischer Arbeit enthält. Bisher pflegten es die
italienischen Künstler zu sein, die am stärksten hervortraten
und den einzelnen Bänden sozusagen das Gepräge verliehen;
im achten Band dagegen machen ihnen die Franzosen den
Primat streitig. Die stattliche Reihe beginnt mit dem von
Hermann Uhde - Bernays bearbeiteten und nach seinem
weitreichenden Einfluß gewürdigten Thomas Couture und
führt über Antoine, Charles - Antoine und Noel-Nicolas
Coypel (von Paul Cornu), Coyzevox (M. Audin), Dalou
(P. Cornu), Daubigny (E. Bender), Daumier (Bender), Louis
David und David d'Angers (Hans Vollmer), Decamps (Voll-
mer), Degas (Bender) zu Delacroix und Delaroche, die
H. Vollmer auf zwölf und sechs Spalten behandelt. Unter
den italienische Künstler betreffenden Artikeln seien er-
wähnt der Cozzarelli von G. de Nicola, der Lorenzo di Credi
von Gronau, die verschiedenen Crespi (Daniele, Giovanni
Battista und Giuseppe Maria) und Dandini des Unter-
zeichneten, die Criscuolo von Sobotka, der Carlo Crivelli
von B. Geiger, der Cronaca von W. Limburger, Bernardo
Daddi vom Grafen Vitztum, P. Damini von D. v. Hadeln
und Vinc. Danti von W. Bombe. Auch einige wichtige
Arbeiten zur niederländischen und deutschen Künstlerge-
schichte sind zu erwähnen: voran der in seiner Knappheit
und kritischen Schärfe mustergültige Cranach von M. Fried-
länder, vorbildlich noch im besonderen durch die Bewälti-
gung des riesigen Materials auf bloßen fünf Spalten, die
allerdings für die literarischen Nachweise durch Dodgsons
Cranach-Bibliographie erheblich entlastet wurden. Weiter
der A. Dauher von Th. Demmler, der Petrus Cristus von
W. Cohen, der Gerard David von Fr. Winkler, der Albert
Cuyp von K. Lilienfeld und Caspar de Crayer von Zoege
von Manteuffel. Ferner die folgenden Artikel über englische
und skandinavische Meister: E. Gordon Craig und W. Crane
von Bender, John Crome von L. Binyon und Joh. Chr. Clausen
Dahl von A. Aubert. Hieran ließe sich noch eine Reihe
von Aufsätzen anschließen, die antike Künstler wie Dai-
dalos (Amelung), Deinochares und Deinokrates (Thiersch)
behandeln, endlich eine Anzahl solcher, die das 19. Jahr-
hundert in Deutschland betreffen. Zu erwähnen besonders
Daffinger von L. Grünstein (acht Spalten!), Danhauser
von H. Tietze), Dannecker und Defregger (von Bender).
Für das weitere rasche Erscheinen des Künstlerlexikons
eröffnet das Vorwort des Herausgebers sehr erfreuliche
Aussichten. Um das in den letzten Bänden erzielte Tempo
einhalten zu können, ist das wissenschaftliche und technische
Personal des Bureaus erheblich vermehrt worden. Eine
Reihe privater Subskribenten hat sich dankenswerterweise
bereit erklärt, einen Teil der erhöhten Kosten zu tragen,
und eine Beihilfe aus öffentlichen Mitteln ist ebenfalls in
Aussicht gestellt worden. Da der neunte Band bereits
mitten in der Drucklegung ist, so hoffen wir schon in
wenigen Monaten über sein Erscheinen berichten zu können.
Hermann Voss.
Wilhelm Steinhausen, Aus meinem Leben. Erinnerungen
und Betrachtungen. Martin Warneck. Berlin 1912.
Daß ein Buch von Steinhausen seine besonderen Quali-
täten hat, ist von vornherein verständlich für diejenigen,
die seine tiefinnerliche Kunst auch nur annähernd kennen.
Aber auch für die der Kunst Steinhausens Fernerstehenden
ist die vorliegende Schrift von größtem Interesse; denn sie
zeigt uns, wie ein seltener Mensch und Künstler die Welt
sieht. Die ersten vier Abschnitte, etwa die Studienjahre
umfassend, geben manches Biographische und Künstler-
psychologische von größtem Reiz. Ganz wundervoll kommt
hier ein verträumter und feiner Humor zum Ausdruck. Es
sind Jean Paulsche Szenen in tiefinnerliche und religiöse
Romantik getaucht. Das nachfolgende Drittel der Seiten-
zahl zeigt Steinhausen als künstlerischen Denker und Be-
schauer. Man wird diese Abschnitte und Darlegungen nicht
lesen, ohne immer wieder auf die Kunstweise des Meisters
zu blicken und in ihr die Sehnsucht des Künstlers erfüllt
zu sehen, soweit irdischem Tun Erfüllung überhaupt zu-
teil wird. Wir vernehmen da die geheimnisvolle Musik
der Wellen, die aus Zeit und Raum ins Ewige verklingen.
Im letzten Drittel des Buches steht der Wort- und Bild-
dichter Steinhausen vor uns — eine Künstlerpersönlichkeit
in Wort und Form, eine Einheit und Eigenart von unver-
gleichlichem Wesen. Da klingt die Poesie der Nazarener
und Romantiker hindurch, das Heimweh in die Welt, aus
der Welt, in das Reich, wo »im ewgen Gleichmaß wechselt
Bild auf Bild und keimet aus dem dunklen Schoß so herr-
lich — und so teilnahmlos.« — Bgr.
DENKMÄLER
Ein monumentales Straßenschild. In Dresden
wurde Sonntag, den 15. Juni, an der Ecke der Lipsius-
straße und der Stübelallee eine Gedenksäule für Constantin
Lipsius, den einstmaligen Professor der Baukunst an der
Dresdner Kunstakademie, enthüllt. Der Dresdner Architekt
Schümichen hatte unter den Schülern von Lipsius den
Gedanken angeregt, an der Lipsiusstraße zum Ersatz des
gewöhnlichen blechernen Schildes mit dem Namen der
Straße eine künstlerische Platte anbringen zu lassen. Der
Gedanke fand Anklang. Es wurde daraufhin ein Wettbewerb
unter den ehemaligen Schülern von Lipsius veranstaltet,
und schließlich wurde ein Entwurf des Görlitzer Architekten
Prof. Michel zur Ausführung bestimmt, allerdings keine
Platte, sondern eine sandsteinerne Säule mit Inschrift,
obenauf ein sitzender Putto, der auf ein Blatt zeichnet.
Diese Säule wurde jetzt mit einer entsprechenden schlichten
Feier enthüllt und vom Rate der Stadt übernommen. Man
muß wohl sagen, daß damit einsehr glücklicherGedanke zum
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gelobt, selbst aber in seinen Gemächern nie verwandt und
stets nur verschenkt hat. In dem ausführlichen Kapitel über
die Kupferstecher findet man übersichtlich zusammengestellt,
was von den Ausgaben des Oeuvre du Philosophe de Sans-
souci wissenswert ist, und das Werk, klar und deutlich
gegliedert, schließt mit höchst wichtigen, knappen Resumes
über die angewandte Kleinkunst und das Kunstgewerbe,
Medaillen, Porzellan, Silber- und Goldschmiedearbeiten.
Der Verfasser stellt hier, wie schon früher, die bemerkens-
werte Tatsache fest, daß sich in dem allgemeinen fran-
zösischen Zeitgeschmack die spezifisch berlinisch-pots-
damischen Erzeugnisse der Möbeltischlerei (Kambly), sowie
auch der Dekorations- und Goldschmiedekunst als eine deut-
lich erkennbare charakteristische Spielart absondern lassen.
Wie gesagt, Bekanntes und Neues schließt sich in
diesem Werk zu einem so gut wie lückenlosen Bild zu-
sammen, daß uns zum erstenmal in aller Deutlichkeit die
Gestalt des Roi-Artiste erkennen läßt. Neben dem Staats-
mann, dem Philosophen, dem Schriftsteller, die so oft
Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung waren, durfte
der Mäzen und Kunstfreund nicht länger fehlen. Und die
wohl gelungene Lösung dieser Aufgabe läßt es doppelt
wünschenswert erscheinen, das Werk in einem weniger
kostbaren Gewände den Vielen zuzuführen, die ohne Zweifel
ihre Freude und ihre Belehrung dabei finden würden.
Hans Mackowsky.
Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der
Antike bis zurGegenwart. Begründet von Ulrich Thieme
und Felix Becker. Hrsg. v. Ulrich Thieme. Band VIII: Cou-
tan-Delattre. (Leipzig, E. A. Seemann, 32 — ; geb. 35 M.)
Nachdem vor kurzem an dieser Stelle die beiden letzten
Bände des Thiemeschen Lexikons eine Würdigung erhielten,
dürfen wir nunmehr schon den achten Band des großen
Werkes anzeigen, der wieder eine Fülle wissenschaftlichen
Materials und kritischer Arbeit enthält. Bisher pflegten es die
italienischen Künstler zu sein, die am stärksten hervortraten
und den einzelnen Bänden sozusagen das Gepräge verliehen;
im achten Band dagegen machen ihnen die Franzosen den
Primat streitig. Die stattliche Reihe beginnt mit dem von
Hermann Uhde - Bernays bearbeiteten und nach seinem
weitreichenden Einfluß gewürdigten Thomas Couture und
führt über Antoine, Charles - Antoine und Noel-Nicolas
Coypel (von Paul Cornu), Coyzevox (M. Audin), Dalou
(P. Cornu), Daubigny (E. Bender), Daumier (Bender), Louis
David und David d'Angers (Hans Vollmer), Decamps (Voll-
mer), Degas (Bender) zu Delacroix und Delaroche, die
H. Vollmer auf zwölf und sechs Spalten behandelt. Unter
den italienische Künstler betreffenden Artikeln seien er-
wähnt der Cozzarelli von G. de Nicola, der Lorenzo di Credi
von Gronau, die verschiedenen Crespi (Daniele, Giovanni
Battista und Giuseppe Maria) und Dandini des Unter-
zeichneten, die Criscuolo von Sobotka, der Carlo Crivelli
von B. Geiger, der Cronaca von W. Limburger, Bernardo
Daddi vom Grafen Vitztum, P. Damini von D. v. Hadeln
und Vinc. Danti von W. Bombe. Auch einige wichtige
Arbeiten zur niederländischen und deutschen Künstlerge-
schichte sind zu erwähnen: voran der in seiner Knappheit
und kritischen Schärfe mustergültige Cranach von M. Fried-
länder, vorbildlich noch im besonderen durch die Bewälti-
gung des riesigen Materials auf bloßen fünf Spalten, die
allerdings für die literarischen Nachweise durch Dodgsons
Cranach-Bibliographie erheblich entlastet wurden. Weiter
der A. Dauher von Th. Demmler, der Petrus Cristus von
W. Cohen, der Gerard David von Fr. Winkler, der Albert
Cuyp von K. Lilienfeld und Caspar de Crayer von Zoege
von Manteuffel. Ferner die folgenden Artikel über englische
und skandinavische Meister: E. Gordon Craig und W. Crane
von Bender, John Crome von L. Binyon und Joh. Chr. Clausen
Dahl von A. Aubert. Hieran ließe sich noch eine Reihe
von Aufsätzen anschließen, die antike Künstler wie Dai-
dalos (Amelung), Deinochares und Deinokrates (Thiersch)
behandeln, endlich eine Anzahl solcher, die das 19. Jahr-
hundert in Deutschland betreffen. Zu erwähnen besonders
Daffinger von L. Grünstein (acht Spalten!), Danhauser
von H. Tietze), Dannecker und Defregger (von Bender).
Für das weitere rasche Erscheinen des Künstlerlexikons
eröffnet das Vorwort des Herausgebers sehr erfreuliche
Aussichten. Um das in den letzten Bänden erzielte Tempo
einhalten zu können, ist das wissenschaftliche und technische
Personal des Bureaus erheblich vermehrt worden. Eine
Reihe privater Subskribenten hat sich dankenswerterweise
bereit erklärt, einen Teil der erhöhten Kosten zu tragen,
und eine Beihilfe aus öffentlichen Mitteln ist ebenfalls in
Aussicht gestellt worden. Da der neunte Band bereits
mitten in der Drucklegung ist, so hoffen wir schon in
wenigen Monaten über sein Erscheinen berichten zu können.
Hermann Voss.
Wilhelm Steinhausen, Aus meinem Leben. Erinnerungen
und Betrachtungen. Martin Warneck. Berlin 1912.
Daß ein Buch von Steinhausen seine besonderen Quali-
täten hat, ist von vornherein verständlich für diejenigen,
die seine tiefinnerliche Kunst auch nur annähernd kennen.
Aber auch für die der Kunst Steinhausens Fernerstehenden
ist die vorliegende Schrift von größtem Interesse; denn sie
zeigt uns, wie ein seltener Mensch und Künstler die Welt
sieht. Die ersten vier Abschnitte, etwa die Studienjahre
umfassend, geben manches Biographische und Künstler-
psychologische von größtem Reiz. Ganz wundervoll kommt
hier ein verträumter und feiner Humor zum Ausdruck. Es
sind Jean Paulsche Szenen in tiefinnerliche und religiöse
Romantik getaucht. Das nachfolgende Drittel der Seiten-
zahl zeigt Steinhausen als künstlerischen Denker und Be-
schauer. Man wird diese Abschnitte und Darlegungen nicht
lesen, ohne immer wieder auf die Kunstweise des Meisters
zu blicken und in ihr die Sehnsucht des Künstlers erfüllt
zu sehen, soweit irdischem Tun Erfüllung überhaupt zu-
teil wird. Wir vernehmen da die geheimnisvolle Musik
der Wellen, die aus Zeit und Raum ins Ewige verklingen.
Im letzten Drittel des Buches steht der Wort- und Bild-
dichter Steinhausen vor uns — eine Künstlerpersönlichkeit
in Wort und Form, eine Einheit und Eigenart von unver-
gleichlichem Wesen. Da klingt die Poesie der Nazarener
und Romantiker hindurch, das Heimweh in die Welt, aus
der Welt, in das Reich, wo »im ewgen Gleichmaß wechselt
Bild auf Bild und keimet aus dem dunklen Schoß so herr-
lich — und so teilnahmlos.« — Bgr.
DENKMÄLER
Ein monumentales Straßenschild. In Dresden
wurde Sonntag, den 15. Juni, an der Ecke der Lipsius-
straße und der Stübelallee eine Gedenksäule für Constantin
Lipsius, den einstmaligen Professor der Baukunst an der
Dresdner Kunstakademie, enthüllt. Der Dresdner Architekt
Schümichen hatte unter den Schülern von Lipsius den
Gedanken angeregt, an der Lipsiusstraße zum Ersatz des
gewöhnlichen blechernen Schildes mit dem Namen der
Straße eine künstlerische Platte anbringen zu lassen. Der
Gedanke fand Anklang. Es wurde daraufhin ein Wettbewerb
unter den ehemaligen Schülern von Lipsius veranstaltet,
und schließlich wurde ein Entwurf des Görlitzer Architekten
Prof. Michel zur Ausführung bestimmt, allerdings keine
Platte, sondern eine sandsteinerne Säule mit Inschrift,
obenauf ein sitzender Putto, der auf ein Blatt zeichnet.
Diese Säule wurde jetzt mit einer entsprechenden schlichten
Feier enthüllt und vom Rate der Stadt übernommen. Man
muß wohl sagen, daß damit einsehr glücklicherGedanke zum