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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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365

Personalien — Denkmäler — Funde — Ausstellungen

366

zum Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste
ernannt.

Straßburg i. Eis. Der Maler Prof. Lothar von See-
bach beging am 26. März seinen sechzigsten Geburtstag.
Er war einer der ersten Künstler, die es gewagt haben,
nach vollendeten Kunststudien sich in Straßburg dauernd
niederzulassen. Eine ausgebreitete Lehrtätigkeit hat ihm
einen großen Einfluß auf die künstlerische Entwicklung
Elsaß-Lothringens gesichert. Unter seinen Schülern, die
jetzt als selbständige Künstler wirken, sind Lucien Blumer,
Hans Mathis, L. Haffen und M. Voigt zu nennen. Um
den Jahrestag des Meisters zu feiern, wird in Straßburg
eine Kollektivausstellung seiner in elsässischem Privatbesitz
zerstreuten Werke veranstaltet werden. Ferner wird im
Laufe dieses Sommers die Baden-Badener Kunstausstellung
eine Sonderausstellung von Arbeiten seiner Hand organi-
sieren.

Neue Berufungen an die Darmstädter Künstler-
kolonie. Die durch den Weggang von Prof. Ernst Riegel
freigewordene Stelle eines Goldschmieds an der Künstler-
kolonie ist durch die Berufung des jungen Berliner Meisters
Theodor Wende, eines Schülers von Bruno Paul, neu
besetzt worden. Wende trat vor noch nicht langer Zeit
gelegentlich der Ausstellung der Berliner Kunstgewerbe-
schule im Lichthof des Berliner Kunstgewerbemuseums
zum erstenmal vielversprechend an die Öffentlichkeit. Seine
künstlerische Art hat den Geschmack des 18. Jahrhunderts
dem modernen Empfinden angeglichen. Seine Arbeiten
vereinen strenge Sachlichkeit mit vornehmer Material-
behandlung und einem persönlich gewordenen Formen-
ideal, das ihn von jeder eklektizistischen Kunstübung fern-
hält. — Eine zweite Berufung gilt dem bekannten Münch-
ner Maler Fritz Oßwald, einem gebürtigen Schweizer,
dessen vielseitiges Talent nicht minder geschätzt wird wie
die Kultur seiner licht- und farbenfrohen Palette. Mit ihm
erhält die Kolonie einen bedeutenden Vertreter der jüngeren
deutschen Malergeneration, von dem man im Sinne der
großherzoglichen Kunstbestrebungen speziell auf dekorativem
und graphischem Gebiete entscheidende Anregungen er-
warten darf. — Eine dritte Berufung endlich erhielt der
bereits seit mehreren Jahren im Dienste der Ernst-Ludwigs-
Presse tätige Christian Heinrich Kleukens, ein ge-
bürtiger Bremer, der sich ebenso als Literat wie als Meister
künstlerischer Drucke einen begründeten Ruf erworben
hat. — Auch diese neu an die Kolonie berufenen Künstler
werden auf der für das nächste Jahr in Vorbereitung be-
findlichen Ausstellung der Künstlerkolonie auf der Mathilden-
höhe, die für den Stand der großherzoglichen Kunst-
bewegung erneut Zeugnis ablegen soll, in hervorragender
Weise vertreten sein.

DENKMÄLER
-(- München. Im Atelier Adolf v. Hildebrands sind
zurzeit eine Büste Joseph Joachims und zwei musizierende
Genien, die für das Denkmal des großen Geigers in der
Wandelhalle der Hochschule für Musik in Berlin bestimmt
sind, ausgestellt. Das Ganze ist, wie aus dem Gipsmodell
zu entnehmen, von echt Hildebrandscher Einfachheit und
Klarheit und in den Verhältnissen wohl abgewogen: eine
Renaissanceblende, zu der einige Stufen hinaufführen, ent-
hält in ziemlicher Höhe eine ovale Nische mit der Büste
Joachims, während die beiden Genien auf kleinen Sockeln
über den Stufen Aufstellung finden. .

Die Angelegenheit des Kolonialkriegerdenktnals in
Berlin dürfte demnächst vor das Forum der Künstlerschaft
gebracht werden. Für das Werk, das unter Aufwendung
von 320000 Mark errichtet werden soll, ist ein engerer

Wettbewerb unter einer beschränkten Anzahl hervorragender
deutscher Bildhauer vorgesehen. Doch erst wartet noch
die Platzfrage auf ihre endgültige Lösung: die Regierung
verhandelt mit der Stadt Berlin, hat aber auch schon mit
Vorortgemeinden verhandelt, und so kommt das Denkmal
vielleicht doch noch auf den Reichskanzlerplatz im Zuge
der Döberitzer Heerstraße. Gegen die Ausschreibung eines
engeren Wettbewerbes aber erhebt sich unter den Künstlern
lebhafter Widerspruch: mag der Künstler, der die Namen
seiner Kollegen für den Wettbewerb dem Reichsamt des
Innern vorschlug, auch vom besten Willen geleitet sein,
so ist doch nicht einzusehen, warum man bei dieser großen
Aufgabe nicht alle, und besonders die Jüngeren, die sich
für befähigt halten, zeigen lassen will, was sie können.

FUNDE

Im Walde von Compiegne ist am Mont Berny,
unfern des von Viollet-le-Duc seinerzeit hergestellten
Schlosses von Pierrefonds, eine römische Niederlassung
freigelegt worden. Man wußte schon lange von diesen
römischen Überbleibseln, und vor fünfzig Jahren ließ der
Kaiser Napoleon, der im Sommer öfters im Schlosse zu
Compiegne residierte und der auch das Schloß in Pierre-
fonds restaurieren ließ, hier Ausgrabungen machen, die
aber bald wieder aufgegeben wurden. Unter und neben
den Ruinen eines römischen Bades und Tempels hat man
ältere gallische Spuren, besonders Waffen und Werkzeuge
aus der jüngern Steinzeit gefunden, die das gallo-römische
Museum in St. Germain bereichern werden.

-\- München. Zwei Bronzegräber aus der Spät-
hallstattzeit mit brozenen Grabbeigaben sind bei Mergent-
heim an der württembergischen Tauber gefunden worden.

AUSSTELLUNGEN

Düsseldorf. Die diesjährige Kunstausstellung wird
am 3. Mai eröffnet werden. Durch die zum Teil erhalten
gebliebenen Anbauten der letztjährigen Städteausstellung
erfährt die »Düsseldorfer Große« eine nicht unbedeutende
Vergrößerung gegen die Kunstausstellung von 1911. Von
Kollektivausstellungen seien die der Düsseldorfer Maler
E. Kampf und J. P. Junghanns hervorgehoben. Unter den
bekannten Düsseldorfer Künstlervereinigungen erscheinen
diesmal auch die »Friedfertigen«: die Künstler des Sonder-
bundes, die sich um Deußer und Ciarenbach gruppierten.
Von auswärtigen Kollektionen seien die des Bildhauers
Franz Metzner genannt, ferner zahlreiche Werke von Leo
Putz und Lovis Corinth. Eine Neuerung bedeutet die
von Düsseldorfer Architekten vorbereitete Raumkunstaus-
stellung.

Pariser Kunstgewerbeausstellung. Die diesjährige
achte Ausstellung der französischen Kunstgewerbe im
Musee des Arts decoratifs verdient besondere Beachtung
weil seit zwei oder drei Jahren das französische Kunst-
handwerk mit Schrecken gemerkt hat, wie sehr es ins
Hintertreffen geraten ist. Die Ausstellung der Münchener
Kunsthandwerker im Herbstsalon vor dritthalb Jahren hat
den Ball ins Rollen gebracht, und seither gärt es gewaltig
in den beireffenden Kreisen. Wie die sehr starke und
räumlich beträchtliche kunstgewerbliche Abteilung im letzten
Herbstsalon bringt nun auch die gegenwärtige kunstge-
werbliche Schau im Pavillon Marsan im Grunde nicht sehr
viel, was fürdas französische Kunsthandwerk sehrermutigend
wäre oder an ein erfolgreiches Bestehen der deutschen
Konkurrenz glauben machen könnte. Vorläufig ist nur
eines mit Sicherheit zu sagen: die Franzosen sind sich
bewußt, daß man ihnen auf diesem Gebiete, das zwei-
hundert Jahre lang ihr internationales Monopol gewesen
 
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