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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Schumann, Paul: 12. Tag für Denkmalpflege in Halberstadt
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Verschiedenes / Inserate
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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Archäologisches

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zeichnete es einstimmig als sehr wünschenswert, daß
die ausgestellte Sammlung von Zeichnungen aus den
Baugewerkschulen durch Veröffentlichung weiter be-
kannt gemacht werden möge.

Endlich berichtete noch der bayerische General-
konservator Dr. Hager über die Denkmalpflegekurse,
die das Generalkonservatorium der Kunstdenkmale
und Altertümer Bayerns seit 1909 veranstaltet hat,
bisher fünf prähistorisch-archäologische und sechs
kirchliche Denkmalkurse, sowie ein Museumskurs.
Ganz sorgfältig vorbereitet, haben sie sich eines immer
steigenden Besuchs zu'erfreuen gehabt und bereits
jetzt vorzügliche Erfolge aufzuweisen. Kein Zweifel,
daß sie eine dauernde Einrichtung bleiben werden
und allenthalben Nachahmung verdienen.

Ein Festmahl sowie Ausflüge nach Quedlinburg
und Goslar schlössen sich an die wissenschaftlichen
Verhandlungen des Tages an und rundeten ihn har-
monisch ab. Jedenfalls hat die wohlgelungene Halber-
städter Tagung bewiesen, daß der Tag für Denkmal-
pflege auch ohne die Beschickung durch die Re-
gierungen durchaus lebensfähig ist und sich seine
alte Anziehungskraft bewahrt hat. Seine Anregungen
und Ergebnisse werden noch auf lange hinaus Früchte
tragen. Als Ort für den 13. Tag für Denkmalpflege
1914 wurde Augsburg gewählt, im Jahre 1913 findet
die zweite gemeinsame Tagung für Denkmalpflege und
Heimatschutz in Dresden statt, wozu die Vorbereitungen
schon im vollen Gange sind.

PAUL SCHUMANN.

NEKROLOGE

Der dänische Maler Professor Karl Thomsen ist in
Kopenhagen im 66. Lebensjahre gestorben. Er war einer
der hervorragendsten Vertreter der spezifisch dänischen
Kunstrichtung; hauptsächlich schuf er Genre- und biblische
Bilder.

(PERSONALIEN
Wien. Der Direktor der k. k. Staatsgalerie Dr. Fried-
rich Dörnhöffer, mit dem, wie bekannt ist, seit längerer
Zeit wegen der Übernahme der durch Tschudis Tod leer-
stehenden Direktorstelle in München verhandelt wurde, hat
sich entschlossen, die Berufung abzulehnen und in Wien
zu bleiben.

Wien. Oberbaurat Otto Wagner, der jetzt nach
Ablauf seines Ehrenjahres sein Lehramt an der Akademie
der bildenden Künste niederlegen sollte, ist vom Unterrichts-
ministerium aufgefordert worden, die Lehrkanzel noch ein
weiteres Jahr zu behalten. Warum der vom Professoren-
kollegium als Nachfolger Wagners vorgeschlagene Professor
der Prager Kunstakademie Pleßnik, ein Schüler Wagners,
nicht bestätigt wurde, ist unbekannt.

Wien. Maler Carl Moll, der bisher zusammen mit
Dr. Hugo Haberfeld den Kunstsalon Miethke geleitet hat,
hat sein Verhältnis zu Miethke gelöst. Dr. Haberfeld
leitet nun den Salon allein.

WETTBEWERBE
Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Bestimmungen
des Wettbewerbs um den großen Staatspreis auf dem
Gebiete der Malerei und auf dem Gebiete der Architektur
für das Jahr 1913. Der in einem Stipendium von 3000 M.
zu einer einjährigen Studienreise nach Italien bestehende

Preis ist nur für Angehörige des preußischen Staates aus-
geschrieben.

ARCHÄOLOGISCHES
Archäologisch wichtige Entdeckungen, Ausgra-
bungen und Funde in England. Mit genauer Not ist
'Maiden Castle«, drei englische Meilen von Dorchester
entfernt, dem Schicksal der Versteigerung, Parzellierung und
hiermit der Vernichtung entgangen. Der genannte Besitz
bildet nämlich eins der schönsten, größten und best er-
haltenen Monumente aus Englands prähistorischer Zeit in
Form eines befestigten, auf einer Anhöhe gelegenen
Lagers. An einzelnen Stellen ist es durch einen, an anderen
durch drei hintereinander liegende Wälle gedeckt, deren
bedeutendster etwa 60 Fuß in der Höhe mißt. In der
Hauptsache bestehen letztere aus Erdwerken, die aber an
besonders wichtigen Punkten durch eingefügte große Feld-
steine verstärkt wurden. Da in dieser Festung, denn so
kann man wohl das imposante Lager nennen, Funde aus
zwei Epochen, der Stein- und Bronze-Zeit, zutage kamen,
so wird angenommen, daß der Platz selbst auch in zwei
verschiedenen Epochen, also nach und nach entstand,
sicherlich aber keltischen Ursprungs ist. Die vollkommene,
gediegene Art, in der die gewaltigen Arbeiten nur mit
dem Steinspaten und den aus Geweihen angefertigten
Äxten ausgeführt worden sind, bleibt immerhin bewunderns-
wert.

Im Laufe des Sommers wurden in der Nähe vonRepton,
bei Derby gelegen, woselbst sich eine alte Abtei aus der
angelsächsischen und normannischen Epoche befindet, Aus-
grabungen vorgenommen, die insofern besonderes Interesse
beanspruchen, weil die hier vorgefundenen Gegenstände
Zeugnis von einer ununterbrochenen Reihenfolge mensch-
licher Ansiedlungen mit stufenweise erhöhter Kultur und
gesteigerten Lebensbedingungen ablegen. So sind zu-
erst primitive Töpferwaren aus prähistorischer Zeit zu
nennen, dann römische Ziegel und entsprechendes Baumate-
rial, sowie anerkannt gute samische Fabrikate; demnächst
Aschenurnen, Kultusgeräte aus der frühesten angelsäch-
sischen Epoche und Teile eines Bronzeschildes. Aus der
normännischen Zeit sind namentlich Vasen, Urnen, sowie
viele Gefäße mit der hier zuerst auftretenden grünen
Glasur und ausgebildeterem Formenreichtum zu erwäh-
nen, endlich entstammen dem Mittelalter zahlreiche Ge-
brauchsgegenstände, Gerätschaften aller Art, Werkzeuge
und Waffen.

Die interessantesten archäologischen und historisch
bedeutendsten Resultate der diesjährigen Arbeitsperiode
haben die Ausgrabungen an der Stelle des ehemaligen
römischen *Corstopitum< in der Nähe der heutigen eng-
lischen Stadt Corbridge geliefert. Diese liegt in der
Grafschaft Northumberland, unweit des Hadrianswalles,
der 122—124 von dem Kaiser Hadrianus (117—138 n. Ch.)
zwischen dem Solway-Busen und der Tyne-Mündung
(Newcastle) errichtet worden war. Die bisherigen Aus-
grabungen haben festgestellt, daß Corstopitum nicht nur
ein militärisch sehr wichtiger Platz war, sondern daß der
Ort auch eine zahlreiche, namentlich Handel treibende Be-
völkerung besaß, und daß sich mit ihm im Norden Eng-
lands nur die römische Niederlassung vergleichen läßt, die
unter dem Boden der heutigen Stadt Carlisle lag. Außer
zwei großen, sehr massiv errichteten militärischen Ge-
bäuden, einem Kornmagazin und Voratsschuppen für die
Armee, aus der Regierungszeit der Antoninen herrührend,
besteht die Mehrheit der jetzt bloßgelegten Baulichkeiten
aus Verkaufsläden, und die Fundstücke beweisen, daß^hier
während des zweiten, dritten und vierten Jahrhunderts
unserer Zeitrechnung eine erhebliche Geschäftstätigkeit ent-
 
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