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Wettbewerbe — Denkmalspflege — Ausgrabungen
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wunderbar schmiegsames Instrument gesetzt, das vom
erschütternden Pathos bis zum behaglichen Schilder-
ton humoristischen Kleinlebens jede Nuance unfehlbar
zu treffen weiß. Sicherlich stehen, wie er selbst
einmal andeutete, seine Bücher — nach Schopen-
hauers Einteilung — näher der Klasse derer, die
schreiben,'weil sie etwas zu sagen fanden, als denen,
die denken, weil sie schreiben wollten. Und wenn die
tiefste Wurzel des Lebenswerkes von Carl Justi die
Dankbarkeit gegen die großen Meister gewesen ist,
so sei es für immer ihm gedankt, daß groß und
bedeutsam war, was er dachte und schrieb.
WETTBEWERBE
Die Kommission für die Große Berliner Kunst-
ausstellung 1913 zum Regierungsjubiläum des Kaisers
erläßt ein Preisausschreiben unter reichsdeutschen Künst-
lern zur Erlangung eines Plakates mit Preisen von 1500 M.,
1000 M. und 500 M. und dem 20. Januar 1913 als Ein-
lieferungstermin. Die näheren Bedingungen sind durch
das Bureau zu beziehen.
Die Berliner Akademie der Künste schreibt für
das nächste Jahr den Wettbewerb um das Stipendium
der Karl Blechenschen Stiftung aus. Als Konkurrenz-
werke sind zwei durchgeführte Ölbilder und acht Studien
nach der Natur vorgeschrieben, Ablieferungszeit 20. April.
Das Stipendium beträgt 1500 M. und ist für eine Studien-
reise nach Italien bestimmt. Bei einem Aufenthalt in Rom
kann dem Stipendiaten eines der Ateliers, die der Aka-
demie von Geh. Rat Amhold im Interesse ihrer dort
studierenden Stipendiaten zur Verfügung gestellt worden
sind, kostenlos überlassen werden.
DENKMALPFLEGE
Der Dom von Bamberg soll eine neue Wiederherstellung
erfahren. Die Arbeiten sind den beiden Nürnberger Archi-
tekten Prof. Josef Schmitz und O. Schultz übertragen worden.
Schmitz hatbereits dieNürnbergerSebalduskirche restauriert.
Die neue Wiederherstellung hat sich vor allem dadurch
als nötig erwiesen, daß die Skulpturen an der Westfront
des Domes, an der Adamspforte neben dem Georgenchor,
einem Hauptwerke der deutschen Monumentalplastik des
13.Jahrhunderts, schadhaft zu werden begannen. Hier waren
Ausbesserungen bereits unter dem Erzbischof Dr. von Schork
begonnen worden. Sie sollen jetzt weitergeführt werden
und Hand in Hand damit wird die Wiederherstellung des
ganzen Domes gehen. Dabei sind es noch nicht 100 Jahre
her, seit die erste große Restauration des Bauwerks erfolgte:
Heideloff aus Nürnberg und Friedrich Gärtner aus München,
die Erbauer der Ludwigskirche, leiteten sie in den Jahren
1832—38. Damals war es der Wunsch König Ludwigs I.,
»daß das heilige und großartige Denkmal in seinen Ver-
unstaltungen verbessert und der ungestörte Anblick dieses
erhabenen Tempels im ursprünglichen Stile wiederhergestellt
werde«. Demzufolge wurden alle Kunstwerke, die später
als in der Bauzeit des Domes entstanden waren, vor allem
prächtige Renaissance-Epitaphe, die man jetzt in der Bam-
berger Michaelskirche suchen muß, aus dem Raum, für den
sie geschaffen waren, verbannt — es blieben nur einige
Wandepitaphe und vor allem Riemenschneiders Monument
des kaiserlichen Stifterpaares des Doms, des hl. Kaisers
Heinrich und der Kaiserin Kunigunde. Ja, die Restauratoren
drängten auch nach dem Urteil eines Berufenen wie Dehio
dem der Spuren seines Lebens in der Geschichte beraubten
Bau ihre eigenen hybriden Erfindungen auf. Erst in neuerer
Zeit hat man einige Schnitzaltäre aus anderen Kirchen
hereingebracht. Andererseits ist es doch gewiß interessant,
die Raumschönheit dieses edelsten romanischen Denkmals
von keinerlei späteren Einbauten verändert genießen zu
können. Seit Heideloff und Gärtner arbeiteten, hat ja die
Kunst der Wiederherstellung alter Baudenkmäler nach an-
deren Prinzipien zu arbeiten gelernt, und so werden die
alten Fehler diesmal hoffentlich vermieden werden. Die
Gesamtkosten der Wiederherstellung im Innern und Äußern
schätzt man auf rund eine Million Mark.
AUSGRABUNGEN
In einer Extrasitzung der British School zu Athen
wurden einige wichtige Berichte abgestattet. Der Direktor
der englischen archäologischen Schule daselbst, R. M. Daw-
kins, sprach über die Stätte von Datscha, dem alten
Stadeia auf dem Vorgebirge von Knidos an der westlichen
Küste von Kleinasien. Die englische Schule hatte Aus-
grabungen auf dem Vorgebirge für das verflossene Früh-
jahr in Aussicht genommen. Der Ausbruch des türkisch-
italienischen Krieges war die Ursache, daß diese Aus-
grabungen verschoben werden mußten. Nunmehr sollen
sie im nächsten Frühjahr begonnen werden. An dieser
Stätte waren bereits früher eine Anzahl Funde gemacht
worden, so daß man annehmen kann, daß die Überreste
eines wichtigen Heiligtums oder Tempels der archaischen
Periode der griechischen Kunst unter der Erde verborgen
liegt. — In gleicher Sitzung beschrieb A./.B. Wace kurz
die Ausgrabungen der Schulen in Thessalien und erzählte
von den Resultaten seiner, in Gemeinschaft mit Thompson
unternommenen mazedonischen Forschungsreise. Zu Halos
in Thessalien wurden in der Nekropole Versuchsgrabungen
gemacht und in einem, unter zehn gefundenen Tumuli be-
reits gute Resultate erzielt, indem man hier 16 Brandgräber
aufdeckte. Die Leichen waren an der Stelle selbst ver-
brannt worden und ein ungefähr 70 cm hoher Kern von
Steinplatten aufgetürmt. Ein Erdtumulus wurde dann über
der ganzen Gruppe der Brandgräber aufgeschichtet. Zu
den Leichenresten wurden große Quantitäten geometrischer
Töpfereien, eiserne Messer, eiserne Schwerter und Lanzen-
spitzen, aber Schmuckgegenstände, als Fibeln und Arm-
reife, aus Bronze placiert. Diese Brandgräber gehören
bereits in das entwickelte Eisenzeitalter und sind zwischen
900 und 800 vor Chr. zu datieren. m.
Ausgrabungen in Guatemala. Das letzte Bulletin
des Archäologischen Institutes von Amerika berichtet über
die Fortsetzung der nunmehr im dritten Jahre dauernden
Ausgrabungen zu Quirigua im Jahre 1912. Als diese Aus-
giabungen in Guatemala im Jahre 1910 begannen, kannte
man noch sehr wenig von den Bauten in Quirigua. Denn
während die meisten Städleruinen der Majas noch ziem-
lich freistehende Mauern besaßen und ganze Bauten im
Tageslicht standen, war Quirigua in der Tat eine begrabene
Stadt, über der man nur die viereckigen Teils, große Erd-
hügel, sah, die außerdem durch den tropischen Pflanzen-
wuchs schwer zu erkennen waren. Die größte Aufgabe
war daner, diese von dem üppigsten Pflanzenwuchs be-
deckten Schutthügel zu befreien; und, da sie durch Jahr-
hunderte verborgen und bisher vor dem Vandalismus der
neueren Zeit, die so viel archäologischen Reichtum zer-
stört hat, gesichert waren, so konnte man hoffen, aus
diesen Schutthügeln Licht auf die Lebensweise der alten
Bewohner und ihren möglichen Zusammenhang mit heut-
zutage im Motaguatal lebenden Völkerschaften werfen zu
können. Die mechanischen Probleme, die mit der Aus-
grabung von Quirigua verknüpft sind, waren zum Teil bei
Wettbewerbe — Denkmalspflege — Ausgrabungen
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wunderbar schmiegsames Instrument gesetzt, das vom
erschütternden Pathos bis zum behaglichen Schilder-
ton humoristischen Kleinlebens jede Nuance unfehlbar
zu treffen weiß. Sicherlich stehen, wie er selbst
einmal andeutete, seine Bücher — nach Schopen-
hauers Einteilung — näher der Klasse derer, die
schreiben,'weil sie etwas zu sagen fanden, als denen,
die denken, weil sie schreiben wollten. Und wenn die
tiefste Wurzel des Lebenswerkes von Carl Justi die
Dankbarkeit gegen die großen Meister gewesen ist,
so sei es für immer ihm gedankt, daß groß und
bedeutsam war, was er dachte und schrieb.
WETTBEWERBE
Die Kommission für die Große Berliner Kunst-
ausstellung 1913 zum Regierungsjubiläum des Kaisers
erläßt ein Preisausschreiben unter reichsdeutschen Künst-
lern zur Erlangung eines Plakates mit Preisen von 1500 M.,
1000 M. und 500 M. und dem 20. Januar 1913 als Ein-
lieferungstermin. Die näheren Bedingungen sind durch
das Bureau zu beziehen.
Die Berliner Akademie der Künste schreibt für
das nächste Jahr den Wettbewerb um das Stipendium
der Karl Blechenschen Stiftung aus. Als Konkurrenz-
werke sind zwei durchgeführte Ölbilder und acht Studien
nach der Natur vorgeschrieben, Ablieferungszeit 20. April.
Das Stipendium beträgt 1500 M. und ist für eine Studien-
reise nach Italien bestimmt. Bei einem Aufenthalt in Rom
kann dem Stipendiaten eines der Ateliers, die der Aka-
demie von Geh. Rat Amhold im Interesse ihrer dort
studierenden Stipendiaten zur Verfügung gestellt worden
sind, kostenlos überlassen werden.
DENKMALPFLEGE
Der Dom von Bamberg soll eine neue Wiederherstellung
erfahren. Die Arbeiten sind den beiden Nürnberger Archi-
tekten Prof. Josef Schmitz und O. Schultz übertragen worden.
Schmitz hatbereits dieNürnbergerSebalduskirche restauriert.
Die neue Wiederherstellung hat sich vor allem dadurch
als nötig erwiesen, daß die Skulpturen an der Westfront
des Domes, an der Adamspforte neben dem Georgenchor,
einem Hauptwerke der deutschen Monumentalplastik des
13.Jahrhunderts, schadhaft zu werden begannen. Hier waren
Ausbesserungen bereits unter dem Erzbischof Dr. von Schork
begonnen worden. Sie sollen jetzt weitergeführt werden
und Hand in Hand damit wird die Wiederherstellung des
ganzen Domes gehen. Dabei sind es noch nicht 100 Jahre
her, seit die erste große Restauration des Bauwerks erfolgte:
Heideloff aus Nürnberg und Friedrich Gärtner aus München,
die Erbauer der Ludwigskirche, leiteten sie in den Jahren
1832—38. Damals war es der Wunsch König Ludwigs I.,
»daß das heilige und großartige Denkmal in seinen Ver-
unstaltungen verbessert und der ungestörte Anblick dieses
erhabenen Tempels im ursprünglichen Stile wiederhergestellt
werde«. Demzufolge wurden alle Kunstwerke, die später
als in der Bauzeit des Domes entstanden waren, vor allem
prächtige Renaissance-Epitaphe, die man jetzt in der Bam-
berger Michaelskirche suchen muß, aus dem Raum, für den
sie geschaffen waren, verbannt — es blieben nur einige
Wandepitaphe und vor allem Riemenschneiders Monument
des kaiserlichen Stifterpaares des Doms, des hl. Kaisers
Heinrich und der Kaiserin Kunigunde. Ja, die Restauratoren
drängten auch nach dem Urteil eines Berufenen wie Dehio
dem der Spuren seines Lebens in der Geschichte beraubten
Bau ihre eigenen hybriden Erfindungen auf. Erst in neuerer
Zeit hat man einige Schnitzaltäre aus anderen Kirchen
hereingebracht. Andererseits ist es doch gewiß interessant,
die Raumschönheit dieses edelsten romanischen Denkmals
von keinerlei späteren Einbauten verändert genießen zu
können. Seit Heideloff und Gärtner arbeiteten, hat ja die
Kunst der Wiederherstellung alter Baudenkmäler nach an-
deren Prinzipien zu arbeiten gelernt, und so werden die
alten Fehler diesmal hoffentlich vermieden werden. Die
Gesamtkosten der Wiederherstellung im Innern und Äußern
schätzt man auf rund eine Million Mark.
AUSGRABUNGEN
In einer Extrasitzung der British School zu Athen
wurden einige wichtige Berichte abgestattet. Der Direktor
der englischen archäologischen Schule daselbst, R. M. Daw-
kins, sprach über die Stätte von Datscha, dem alten
Stadeia auf dem Vorgebirge von Knidos an der westlichen
Küste von Kleinasien. Die englische Schule hatte Aus-
grabungen auf dem Vorgebirge für das verflossene Früh-
jahr in Aussicht genommen. Der Ausbruch des türkisch-
italienischen Krieges war die Ursache, daß diese Aus-
grabungen verschoben werden mußten. Nunmehr sollen
sie im nächsten Frühjahr begonnen werden. An dieser
Stätte waren bereits früher eine Anzahl Funde gemacht
worden, so daß man annehmen kann, daß die Überreste
eines wichtigen Heiligtums oder Tempels der archaischen
Periode der griechischen Kunst unter der Erde verborgen
liegt. — In gleicher Sitzung beschrieb A./.B. Wace kurz
die Ausgrabungen der Schulen in Thessalien und erzählte
von den Resultaten seiner, in Gemeinschaft mit Thompson
unternommenen mazedonischen Forschungsreise. Zu Halos
in Thessalien wurden in der Nekropole Versuchsgrabungen
gemacht und in einem, unter zehn gefundenen Tumuli be-
reits gute Resultate erzielt, indem man hier 16 Brandgräber
aufdeckte. Die Leichen waren an der Stelle selbst ver-
brannt worden und ein ungefähr 70 cm hoher Kern von
Steinplatten aufgetürmt. Ein Erdtumulus wurde dann über
der ganzen Gruppe der Brandgräber aufgeschichtet. Zu
den Leichenresten wurden große Quantitäten geometrischer
Töpfereien, eiserne Messer, eiserne Schwerter und Lanzen-
spitzen, aber Schmuckgegenstände, als Fibeln und Arm-
reife, aus Bronze placiert. Diese Brandgräber gehören
bereits in das entwickelte Eisenzeitalter und sind zwischen
900 und 800 vor Chr. zu datieren. m.
Ausgrabungen in Guatemala. Das letzte Bulletin
des Archäologischen Institutes von Amerika berichtet über
die Fortsetzung der nunmehr im dritten Jahre dauernden
Ausgrabungen zu Quirigua im Jahre 1912. Als diese Aus-
giabungen in Guatemala im Jahre 1910 begannen, kannte
man noch sehr wenig von den Bauten in Quirigua. Denn
während die meisten Städleruinen der Majas noch ziem-
lich freistehende Mauern besaßen und ganze Bauten im
Tageslicht standen, war Quirigua in der Tat eine begrabene
Stadt, über der man nur die viereckigen Teils, große Erd-
hügel, sah, die außerdem durch den tropischen Pflanzen-
wuchs schwer zu erkennen waren. Die größte Aufgabe
war daner, diese von dem üppigsten Pflanzenwuchs be-
deckten Schutthügel zu befreien; und, da sie durch Jahr-
hunderte verborgen und bisher vor dem Vandalismus der
neueren Zeit, die so viel archäologischen Reichtum zer-
stört hat, gesichert waren, so konnte man hoffen, aus
diesen Schutthügeln Licht auf die Lebensweise der alten
Bewohner und ihren möglichen Zusammenhang mit heut-
zutage im Motaguatal lebenden Völkerschaften werfen zu
können. Die mechanischen Probleme, die mit der Aus-
grabung von Quirigua verknüpft sind, waren zum Teil bei