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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Hermanin, Federico: Römischer Brief
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0108

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Römischer Brief — Nekrologe — Personalien

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der Osiris geschmückt sind, während die Decke mit
großen Teppichen bespannt erscheint, auf welchen
große blaue Flüsse mit goldenen Lichtern gemalt sind.

Das andere, ältere republikanische Haus, welches
unter dem Lararium aufgefunden worden ist, zeigt
nicht nur in einigen ganz unversehrt erhaltenen Räumen
eine eigentümliche Wanddekoration von gemalten Achat-
und Alabasterplatten, sondern auch Fußböden, welche
in ihrer Art eigentlich als einzig dastehend anzusehen
sind. Keine Marmorart ist dazu gebraucht worden,
sondern nur weißer Stein und ganz gewöhnliche Fluß-
steine in verschiedenen Farben.

Bei diesen Arbeiten hat es sich auch klar ergeben,
daß die Meinung, das Haus der Flavier überbrücke
das Intermontium, zu den Fabeln zu rechnen ist.

Unter dem Triclinium ist aber das prächtig ge-
schmückte Haus zum Vorschein gekommen. Boni
glaubt es in die Zeit des Augustus oder in die des
jungen Tiberius setzen zu können, und sicher gehören
die herrlichen Malereien mit Szenen aus der Odysee
zu dem Schönsten, was von der antiken Malkunst
bis auf uns gekommen ist. Ganz fabelhaft reich und
herrlich war dann die Dekoration dieser Räume mit
den verschiedensten farbigen Emaillen und echten
Vergoldungen. Von Neros Palast ist das einzige
wirklich wohlerhaltene, auf das man bis jetzt gestoßen
ist, ein großer Marmorfußboden, welcher neben dem
linken Nymphäum beim großen Triclinium des
Domitian zum Vorschein gekommen ist. Malereien
und Marmorarbeiten zeigen wieder einmal, wie un-
sinnig es ist, diese Dekorationen immer als pom-
pejanisch bezeichnen zu wollen, während auch das
Beste in der campanischen Provinzstadt nur als ein
Echo der herrlichen Leistungen der dekorativen Künstler
Roms angesehen werden kann. Neben den einfachen
bekannten Maltechniken, die wir eben aus Pompeji
kennen, zeigen sich hier im Mittelpunkt der römischen
Kultur ganz raffinierte Techniken. Einige Decken
sind mit feinsten Stuckdekorationen, die mit echten
Vergoldungen abwechseln, dekoriert und was uns
noch mehr in Erstaunen setzt, ist, daß zum Wand-
schmuck auch die feinsten Emaillen zwischen den
Stucken eingelassen sind.

Wie vieles wird von den Renaissancedekorationen
klar, wenn man diese antiken Herrlichkeiten ge-
sehen hat. Was Pinturicchio in dem Appartemento
Borgia, Raffael in den Stanzen und in Villa Madama
machten, hat immer klare Anlehnungen an diese
römischen Dekorationen, von denen die ganze Gro-
teskenkunst abhängt. Was Villa Madama betrifft, so
debattiert man gerade in diesen Tagen mächtig über das
Los des herrlichen raffaelischen Baues. Man sagt, daß ein
Fremder die Villa kaufen möchte, und beklagt allgemein,
daß das geschehen könnte. Nach Raffaels Plan von
Guilio Romano und Giovanni da Udine ausgeführt,
entsprach die Villa, die dann bis auf uns gekommen
ist, nicht dem, was der Urbinate machen wollte.
Leider blieb das Werk immer unfertig. Als Papst
Leo X. starb, verließ man sie und sie wurde von
den Landsknechten während der fürchterlichen Plünde-
rung Roms 1527 in Brand gesteckt. Im Jahre 1537 bezog

sie Margarethe, die als Witwe des Großherzogs Alex-
ander von Toskana den Ottavio Farnese geheiratet
hatte. Im achtzehnten Jahrhundert ging die Villa von
den Farnesen auf die Bourbonen von Neapel über.
Gäste waren dort häufig und Benedikt XIII. liebte
es, dort jedes Jahr verschiedene Monate zuzubringen.
Im neunzehnten Jahrhundert sank sie zur Scheune
herab und erst seit kurzer Zeit wurden die Landleute,
die darin hausten, aus den herrlichen Hallen entfernt.

Von der Antike zur Renaissance, von der Renais-
sance bis in die Kunstkämpfe, welche eben jetzt Maler
und Bildhauer aufregen, ist der Weg in Rom natür-
lich. Für das nächste Frühjahr ist neben der ge-
wöhnlichen Ausstellung der Societä degli amatori e
cultori di belle arti eine Ausstellung der neugegrün-
deten Sezession geplant. Der Kampf, welcher in der
alten Gesellschaft schon immer bestand zwischen
denen, die die Jahresausstellung einfach als einen
Markt ansahen, in welchem die Werke nur den Zweck
haben sollen, Käufer anzulocken, und den anderen,
die bloß an die Qualität der Werke dachten, entbrannte
wütend und endigte mit dem Austritt der besten
jungen Kräfte, welche die neue Gesellschaft »Sezession«
bildeten. Die Ausstellungen werden im gleichen Palast
gehalten und die beiden Gesellschaften suchen nun
jede gute Kraft für ihre besondere Abteilung zu ge-
winnen. Schon weiß man, daß die Beteiligung
aus den verschiedenen Ländern Europas eine sehr
rege sein wird. Alles, was in Italien an jungen
Künstlern von Bedeutung ist, wird zur Sezession halten.

FEDERICO HERMANIN.

NEKROLOGE

Hermann Bever, der frühere Konservator der Kgl.
Gemäldegalerie zu Schleißheim, ist im Alter von 67 Jahren
gestorben. Er war als Maler aus der Pilotyschule hervor-
gegangen. Von ihm stammt auch der Katalog zu der
immer noch umfangreichen Schleißheimer Gemäldesamm-
lung.

PERSONALIEN

Dem Architekten Professor William Lossow in Dres-
den verlieh der König von Sachsen den Titel eines Ge-
heimen Hofrates. Lossow ist, wie bekannt, Direktor der
Kunstgewerbeschule und des Kunstgewerbemuseums in
Dresden, außerdem Mitinhaber der bekannten Architekten-
firma Lossow & Kühne.

Die Bildhauerin Jenny von Bary-Doussin, die Gattin
des Bayreuther Wagnersängers Alfred von Bary, erhielt
von dem Erbprinz-Regenten der Fürstentümer Reuß die
Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Das
Schaffen der Künstlerin hat Max Lehrs in der Zeitschrift
f. bild. Kunst (Oktober 1911) gewürdigt.

Dem Maler Felix Possart in Berlin ist vom Kultus-
minister der Titel Professor verliehen worden, ebenso dem
Bildhauer Nicolaus Friedrich in Charlottenburg.

Danzig. Zum Konservator des Stadtmuseums und
des Westpreuß. Provinzial-Kunstgewerbemuseums in Danzig
ist der bisherige Assistent am Kaiser-Friedrich-Museum in
Magdeburg, Dr. Hans Friedrich Secker, berufen worden.
 
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