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Personalien — Wettbewerbe — Ausstellungen
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hier auch noch die Nummern jener Bilder Platz finden,
die ausgeschieden wurden und zurzeit nicht ausgestellt
sind; es sind das die Nr. 6, 8, 11, 18, 23, 28,
35—37, 40, 42, 43, 53, 55, 56, 7», 7». 92a, 94,
95, 97, 99, 101, 102, 108, Iii, 135, 144, M9, »5»i
152, 155, 156, 159, 185, 189, 192—196, 198—204,
206, 209—2ii, 222, 228, 229, 232, 237, 238, 243,
251,253,257—260, 262, 265—268, 270, 271, 273,
275, 278, 280, 281, 286, 289—301, 304, 305, 307,
311, 313, 314, 316—327, 333, 348—351, 383, 384,
392, 401, 403, 405, 416, 418, im ganzen 125 Bilder.
O. P.
PERSONALIEN
Verleihung der Villa-Romana-Preise. Die Jury der
diesjährigen Deutschen Künstlerbund-Ausstellung in Mann-
heim erkannte die Villa-Romana-Preise (ein Jahr freier
Aufenthalt in Florenz und 2000 Mark Beihilfe) dem Bild-
hauer Erich Stephan in Berlin und dem Maler Karl
Caspar in München zu. Es lagen 198 Bewerbungen vor.
Der dritte Preis, der an einen Graphiker gelangt, wird
Anfang Mai vergeben werden.
Dresden. Zum Direktor der Sammlungen der König-
lichen Sekundogenitur (Kupferstichsammlung des Königs
Friedrich August II. und Bibliothek) wurde als Nachfolger
von Prof. Dr. F. von Schubert-Soldern Dr. Emil Wald-
mann ernannt. Waldmann, der 1880 in Bremen geboren
wurde, war als Assistent am Kupferstichkabinett in Göt-
tingen, dann am Museum in Bremen tätig und lebte später
in Griechenland und Paris. Er veröffentlichte ein Buch
über die Kleinmeister und übersetzte Th. Durets Buch über
Edouard Manet. Waldmann ist unseren Lesern ja durch
seine verschiedensten Aufsätze wohlbekannt; demnächst
erscheint von ihm ein größeres archäologisches Werk
»Griechische Originale« im Verlage von E. A. Seemann.
Hannover. An Stelle des Direktors Dr. Behnke, der
zum Leiter des Hannoverschen Provinzialmuseums berufen
war, ist jetzt nach etwa einjähriger interimistischer Amts-
führung Dr. A. Brinckmann zum Direktor des in starkem
Aufschwünge befindlichen städtischen Kestner-Museums er-
nannt worden, dem auch die übrigen städtischen Samm-
lungen unterstellt sind.
WETTBEWERBE
Die deutsche Botschaft in Washington soll einen
neuen Palast erhalten; das Auswärtige Amt will zur Er-
langung von Entwürfen einen allgemeinen Wettbewerb
für deutsche Architekten erlassen.
AUSSTELLUNGEN
Leipzig. Im Kunstverein zeigt ein Leipziger Maler,
Professor Horst-Schulze, neue Arbeiten, darunter ein
Triptychon »Scholle« mit den dazugehörigen Studien. Ein
nacktes Weib in der Mitte hält hoch über dem Kopf eine
Erdscholle mit blühenden Blumen; in der Pose des An-
greifens rechts, des Verteidigens links je zwei männliche
Akte mit Felsstücken bewaffnet. Das Mittelbild trägt unten,
in den Rahmen versenkt, ein kleines Glasmosaik von
strenger Zeichnung, ein liegendes Kind. Die Symbolik ist
ein wenig dunkel, rein bildlich aber gibt es keine Rätsel:
fünf Akte, rund und harmonisch zusammenkomponiert zu
raumschmückenden Zwecken. Alle künstlerischen Probleme
dieses Werkes sind zeichnerischer Art, und ihre Lösung
zeugt von einem erdrückenden Einfluß Greiners: ebenso
»richtige« Zeichnung, ein kaltes und abstraktes Licht, das
die Körper in kleinen Intervallen von Hell und Dunkel
wie Plastiken modelliert, ein auf die Dauer beängstigender
Naturalismus posierender Modelle. Man bedauert, dem
offenbar ernst und ehrlich arbeitenden Künstler über dieses
mühevolle Werk nichts Angenehmeres sagen zu können.
Die Studien zu dem Triptychon wirken zwar etwas frischer,
aber schon sie scheinen totgearbeitet. Von den mitaus-
gestellten Landschaften ist eigentlich nur die »Römische
Campagna« zu erwähnen. Ein Frauenporträt in Rot und
Gelb bringt unangenehme Begegnungen dieser so nahe
verwandten Werte, doch ist es mit großer Sicherheit ge-
zeichnet. Unter all den Bildern aber ist das beste der
»Knabenakt« mit dem eindrucksvollen, grotesken Schritt-
motiv, dem auch in der Malerei etwas von der Frische des
wirklichen »Sehens« erhalten blieb. Man wird ein wenig
an den frühen Hodler erinnert. — Greiner, der wie zum
Vergleich ebenfalls ausstellt, hat vor Horst-Schulze voraus
eine größere Erfahrung und vielleicht die überlegene Ein-
sicht. In dem »Porträt einer Italienerin« vermeidet er die
Klippe einer allzu großen Ausführlichkeit, ja seine Malerei
ist lockerer und vereinfachter als man bei ihm zu erwarten
geneigt ist. Eine ernste Harmonie von Violett, Grün und
einem grauen Braun unterstützt den seltsamen Ausdruck
dieses Kopfes mit den geschlossenen Augen und dem
gelben Inkarnat. — Bei Beyer & Sohn sieht man neuere
Arbeiten des Düsseldorfers Alfred Sohn-Rethel: eine
Überraschung. Man erinnert sich, noch vor einigen Jahren
in peinlicher Zeichnung durchgearbeitete Köpfe von ihm
gesehen zu haben. Inzwischen ist er in Paris ein Ex-
pressionist geworden. In den Bildern aus dem Jahre 1911
treten nur wenige farbige Werte von stumpfem Ton auf,
geschmackvoll harmonisiert, und das sind in der Tat qualität-
volle Arbeiten von sehr modernem Aussehen: ein weib-
licher Akt vor rotem Vorhang, ein anderer mit offenem
Haar, der mehr skizzenhaft und auf allgemeine dekorative
Wirkung hin angelegt ist,'dann das Porträt einer lesenden
Frau mit rotem Haar von vornehmem, blondem Gesamtton,
endlich ein feines, graues Stilleben (eine tote Möve). —
Ein junger, übrigens begabter Münchener, Dr. Leopold
Dürrn, hat ebenfalls bei Beyer & Sohn eine große Kollek-
tion von Porträts, Stilleben und Akten untergebracht. Offen-
bar hat er bis vor kurzem noch so gemalt, wie man es in
München und anderswo auf den Akademien erlernen kann.
Aber dann begann er die hellen Farben der neuesten
Malerei zu lieben und wandte nun ganz einfach diese ab-
gekürzte Skala anstatt der sonst gebrauchten an. Es ergab
sich eine ziemlich stillose Kombination aus Elementen des
Expressionismus und üblicher Raummalerei, mit der man
nichts Rechtes anfangen kann. Ewald Bender.
Bremen. Die März-Ausstellungen in der Kunsthalle
brachten dem Besucher eine Fülle von Anregungen und
Überraschungen. Eine größere Kollektion von Seestücken
Carlos Grethes, mit der bekannten naturalistischen
Bravour gemalt, hatte allerdings an der geschlossenen
Phalanx von Vertretern des modernen Neuidealismus
wie Carl Caspar, Carl Hofer, Robert Genin u. a.
keine günstige Folie. Hofer, der vom Impressionimus aus-
gehend zu Mareesscher Stilbildung kam, scheint sich erst
jetzt ganz gefunden zu haben, wo ihm Greco die größten
Anregungen vermittelt. Dieser Übergang ist keineswegs
zufällig, sondern typisch für die neueste Entwicklung. Von
Marees zu Tintoretto und Greco, vom Archaismus zum
Barock: das bedeutet den Schritt vom monumentalen Im-
mobiliarstil des Wandfrescos bis zum mobilen Tafelbild.
Beiden gemeinsam ist die antiimpressionistische Grund-
lage, der Zug zu freier kompositioneller Bindung. Während
aber der Monumentalstil in unserer Kultur noch aus Mangel
an geistigen Bedeutungsgehalten und an wirklich monu-
Personalien — Wettbewerbe — Ausstellungen
446
hier auch noch die Nummern jener Bilder Platz finden,
die ausgeschieden wurden und zurzeit nicht ausgestellt
sind; es sind das die Nr. 6, 8, 11, 18, 23, 28,
35—37, 40, 42, 43, 53, 55, 56, 7», 7». 92a, 94,
95, 97, 99, 101, 102, 108, Iii, 135, 144, M9, »5»i
152, 155, 156, 159, 185, 189, 192—196, 198—204,
206, 209—2ii, 222, 228, 229, 232, 237, 238, 243,
251,253,257—260, 262, 265—268, 270, 271, 273,
275, 278, 280, 281, 286, 289—301, 304, 305, 307,
311, 313, 314, 316—327, 333, 348—351, 383, 384,
392, 401, 403, 405, 416, 418, im ganzen 125 Bilder.
O. P.
PERSONALIEN
Verleihung der Villa-Romana-Preise. Die Jury der
diesjährigen Deutschen Künstlerbund-Ausstellung in Mann-
heim erkannte die Villa-Romana-Preise (ein Jahr freier
Aufenthalt in Florenz und 2000 Mark Beihilfe) dem Bild-
hauer Erich Stephan in Berlin und dem Maler Karl
Caspar in München zu. Es lagen 198 Bewerbungen vor.
Der dritte Preis, der an einen Graphiker gelangt, wird
Anfang Mai vergeben werden.
Dresden. Zum Direktor der Sammlungen der König-
lichen Sekundogenitur (Kupferstichsammlung des Königs
Friedrich August II. und Bibliothek) wurde als Nachfolger
von Prof. Dr. F. von Schubert-Soldern Dr. Emil Wald-
mann ernannt. Waldmann, der 1880 in Bremen geboren
wurde, war als Assistent am Kupferstichkabinett in Göt-
tingen, dann am Museum in Bremen tätig und lebte später
in Griechenland und Paris. Er veröffentlichte ein Buch
über die Kleinmeister und übersetzte Th. Durets Buch über
Edouard Manet. Waldmann ist unseren Lesern ja durch
seine verschiedensten Aufsätze wohlbekannt; demnächst
erscheint von ihm ein größeres archäologisches Werk
»Griechische Originale« im Verlage von E. A. Seemann.
Hannover. An Stelle des Direktors Dr. Behnke, der
zum Leiter des Hannoverschen Provinzialmuseums berufen
war, ist jetzt nach etwa einjähriger interimistischer Amts-
führung Dr. A. Brinckmann zum Direktor des in starkem
Aufschwünge befindlichen städtischen Kestner-Museums er-
nannt worden, dem auch die übrigen städtischen Samm-
lungen unterstellt sind.
WETTBEWERBE
Die deutsche Botschaft in Washington soll einen
neuen Palast erhalten; das Auswärtige Amt will zur Er-
langung von Entwürfen einen allgemeinen Wettbewerb
für deutsche Architekten erlassen.
AUSSTELLUNGEN
Leipzig. Im Kunstverein zeigt ein Leipziger Maler,
Professor Horst-Schulze, neue Arbeiten, darunter ein
Triptychon »Scholle« mit den dazugehörigen Studien. Ein
nacktes Weib in der Mitte hält hoch über dem Kopf eine
Erdscholle mit blühenden Blumen; in der Pose des An-
greifens rechts, des Verteidigens links je zwei männliche
Akte mit Felsstücken bewaffnet. Das Mittelbild trägt unten,
in den Rahmen versenkt, ein kleines Glasmosaik von
strenger Zeichnung, ein liegendes Kind. Die Symbolik ist
ein wenig dunkel, rein bildlich aber gibt es keine Rätsel:
fünf Akte, rund und harmonisch zusammenkomponiert zu
raumschmückenden Zwecken. Alle künstlerischen Probleme
dieses Werkes sind zeichnerischer Art, und ihre Lösung
zeugt von einem erdrückenden Einfluß Greiners: ebenso
»richtige« Zeichnung, ein kaltes und abstraktes Licht, das
die Körper in kleinen Intervallen von Hell und Dunkel
wie Plastiken modelliert, ein auf die Dauer beängstigender
Naturalismus posierender Modelle. Man bedauert, dem
offenbar ernst und ehrlich arbeitenden Künstler über dieses
mühevolle Werk nichts Angenehmeres sagen zu können.
Die Studien zu dem Triptychon wirken zwar etwas frischer,
aber schon sie scheinen totgearbeitet. Von den mitaus-
gestellten Landschaften ist eigentlich nur die »Römische
Campagna« zu erwähnen. Ein Frauenporträt in Rot und
Gelb bringt unangenehme Begegnungen dieser so nahe
verwandten Werte, doch ist es mit großer Sicherheit ge-
zeichnet. Unter all den Bildern aber ist das beste der
»Knabenakt« mit dem eindrucksvollen, grotesken Schritt-
motiv, dem auch in der Malerei etwas von der Frische des
wirklichen »Sehens« erhalten blieb. Man wird ein wenig
an den frühen Hodler erinnert. — Greiner, der wie zum
Vergleich ebenfalls ausstellt, hat vor Horst-Schulze voraus
eine größere Erfahrung und vielleicht die überlegene Ein-
sicht. In dem »Porträt einer Italienerin« vermeidet er die
Klippe einer allzu großen Ausführlichkeit, ja seine Malerei
ist lockerer und vereinfachter als man bei ihm zu erwarten
geneigt ist. Eine ernste Harmonie von Violett, Grün und
einem grauen Braun unterstützt den seltsamen Ausdruck
dieses Kopfes mit den geschlossenen Augen und dem
gelben Inkarnat. — Bei Beyer & Sohn sieht man neuere
Arbeiten des Düsseldorfers Alfred Sohn-Rethel: eine
Überraschung. Man erinnert sich, noch vor einigen Jahren
in peinlicher Zeichnung durchgearbeitete Köpfe von ihm
gesehen zu haben. Inzwischen ist er in Paris ein Ex-
pressionist geworden. In den Bildern aus dem Jahre 1911
treten nur wenige farbige Werte von stumpfem Ton auf,
geschmackvoll harmonisiert, und das sind in der Tat qualität-
volle Arbeiten von sehr modernem Aussehen: ein weib-
licher Akt vor rotem Vorhang, ein anderer mit offenem
Haar, der mehr skizzenhaft und auf allgemeine dekorative
Wirkung hin angelegt ist,'dann das Porträt einer lesenden
Frau mit rotem Haar von vornehmem, blondem Gesamtton,
endlich ein feines, graues Stilleben (eine tote Möve). —
Ein junger, übrigens begabter Münchener, Dr. Leopold
Dürrn, hat ebenfalls bei Beyer & Sohn eine große Kollek-
tion von Porträts, Stilleben und Akten untergebracht. Offen-
bar hat er bis vor kurzem noch so gemalt, wie man es in
München und anderswo auf den Akademien erlernen kann.
Aber dann begann er die hellen Farben der neuesten
Malerei zu lieben und wandte nun ganz einfach diese ab-
gekürzte Skala anstatt der sonst gebrauchten an. Es ergab
sich eine ziemlich stillose Kombination aus Elementen des
Expressionismus und üblicher Raummalerei, mit der man
nichts Rechtes anfangen kann. Ewald Bender.
Bremen. Die März-Ausstellungen in der Kunsthalle
brachten dem Besucher eine Fülle von Anregungen und
Überraschungen. Eine größere Kollektion von Seestücken
Carlos Grethes, mit der bekannten naturalistischen
Bravour gemalt, hatte allerdings an der geschlossenen
Phalanx von Vertretern des modernen Neuidealismus
wie Carl Caspar, Carl Hofer, Robert Genin u. a.
keine günstige Folie. Hofer, der vom Impressionimus aus-
gehend zu Mareesscher Stilbildung kam, scheint sich erst
jetzt ganz gefunden zu haben, wo ihm Greco die größten
Anregungen vermittelt. Dieser Übergang ist keineswegs
zufällig, sondern typisch für die neueste Entwicklung. Von
Marees zu Tintoretto und Greco, vom Archaismus zum
Barock: das bedeutet den Schritt vom monumentalen Im-
mobiliarstil des Wandfrescos bis zum mobilen Tafelbild.
Beiden gemeinsam ist die antiimpressionistische Grund-
lage, der Zug zu freier kompositioneller Bindung. Während
aber der Monumentalstil in unserer Kultur noch aus Mangel
an geistigen Bedeutungsgehalten und an wirklich monu-