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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Bayersdorfer, W.: Münchener Brief
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0023

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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmäler

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Vater und Sohn, der bekannten Goya - Imitatoren,
zusammengestellt und konnte demnach das schon ge-
legentlich der altspanischen Ausstellung gebildete Urteil,
wo beide Meister schon mit einigen Stücken vertreten
waren, vervollständigen, was durchaus zugunsten des
Vaters ausfiel. Eugenio Lucas d. Ä. ist viel delikater
in der Farbe und weit weniger äußerlich und bom-
bastisch in der ganzen Aufmachung wie der Sohn.
Bilder, wie die vom Unwetter überraschte Prozession
oder die »Diligence im Sturm« von 1856 wären
wohl als Ergänzung unseres spanischen Kabinetts
der Pinakothek zum Ankauf zu befürworten. Weniger
in künstlerischer Hinsicht als für seine Entwicklung
interessant waren drei Skizzen zu den Gemälden für
das Palais des Marquis de Salamanca, in denen er
deutlich auf französische Vorbilder des 18. Jahrhunderts
zurückgreift, interessant ferner auch eine Gruppe Majas
auf einem Balkon, bei der er in einzelnen Teilen mit
einer ähnlich weichlichen, süßlichen Farbe arbeitet,
wie sie beim späten Renoir so unangenehm in noch
verstärktem Maße auftritt. Neben den beiden Lucas
hatten auch noch einige weniger bekannte Spanier
ihrer Zeit mit Platz gefunden, am anregendsten der
geschickte G. P. de la Villaamil, dessen »Markt in
Afrika«, ein lebendiges, impressionistisch gemaltes
Bildchen mit Bevorzugung von lichtem Blau und
Gelb schon seinerzeit auf der altspanischen Ausstellung
aufgefallen war. Übrigens hat ja das Oktoberheft der
Zeitschrift für bildende Kunst über Lucas eben erst
einen interessanten Aufsatz veröffentlicht, den unsere
Leser wohl kennen. w. DAYERSDORFER.

NEKROLOGE
Der Maler Paul Mißbach,ein Schilderer erzgebirgischen
Bergmannslebens, ist in Freiberg in Sachsen, 53 Jahre alt,
gestorben. Er war in Dresden Schüler Prelis und Kuehls
und erhielt für sein Triptychon »Christmetten« einst den
Großen Preis der Dresdener Akademie. Die Stadt Freiberg
erwarb eine Reihe seiner Bilder.

PERSONALIEN
Dr. Friedrich Rintelen, Privatdozent für neuere
Kunstgeschichte an der Berliner Universität, hat einen Ruf
an |das Kgl. Preußische Historische Institut in Rom an-
genommen.

München. An Stelle von Emil y. Lange, der der
hiesigen Kunstgewerbeschule 37 Jahre als Direktor vor-
stand^und im Alter von 71 Jahren in den Ruhestand tritt,
wurde der bekannte Architekt und Kunstgewerbler Prof.
Richard Riemerschmid mit der Leitung der Anstalt be-
traut. Die Berufung Riemerschmids wird im Interesse
einer fortschrittlichen Entwicklung des bayerischen Kunst-
gewerbes allenthalben begrüßt werden, hat er ihm doch
als Stilbildner neue Wege gewiesen.

Dr. Hans Friedrich Secker, zuletzt tätig als Assistent
am Kaiser-Friedrich-Museum der Stadt Magdeburg, wurde
als Konservator des Stadtmuseums nach Danzig berufen.

Dr. Morton Bernath, Mitglied der Redaktion des
Thiemeschen Künstlerlexikons, ist zum Direktorialassistenten
an der Leipziger Akademie für graphische Künste und Buch-
gewerbe ernannt worden.

Zum technischen Oberbeamten des Zweckverbandes
Großberlin ist Baurat Professor Erich Giese von der
Technischen Hochschule in Braunschweig gewählt worden.

Im Kunsthistorischen Institut in Florenz hat

Wilhelm Bode als Vorstand des Vereins des Kunsthi-
storischen Instituts den Nachfolger von Professor Heinrich
Brockhaus persönlich in sein neues Amt und die neuen
Räume eingeführt; offiziell wird Dr. von der Gabelentz
die Direktorialgeschäfte am 1. Oktober antreten.

WETTBEWERBE
Für den großen Neubau der Kunstakademie in
Düsseldorf soll der Entwurf im Wege eines allgemeinen
Wettbewerbs gewonnen werden. Die neue Akademie
wird nach dem Pavillonsystem angelegt werden.

Landsberg a. W. Im Wettbewerb für Entwürfe
zu einem Rathaus in Landsberg a. d. Warthe erhielten
die Architekten Spitzner in Berlin-Schöneberg den ersten
Preis (3000 M.), Köhler und Kranz in Charlottenburg den
zweiten (2000 M.) und Paul Baumgarten in Berlin den
dritten Preis (1000 M.); ferner wurden angekauft die Ent-
würfe der Architekten Gebr. Ratz in Berlin, Hugo Rüter
in Charlottenburg, Kurt Höppner in Charlottenburg und
Ludwig Rosin in Berlin.

DENKMÄLER

Ein Denkmal für die Brüder van Eyck soll im
kommenden Jahre bei Gelegenheit der Internationalen Aus-
stellung in Gent enthüllt werden. Es soll vor der St. Bavo-
Kirche seinen Platz erhalten, die jahrhundertelang den
Genter Altar barg, ehe seine Hauptteile nach Berlin kamen
und die Tafel mit Adam und Eva im Brüsseler Museum
ihren Platz erhielt, während heute die Kathedrale selbst
von dem Originalwerke nur noch die untere Mitteltafel,
die Anbetung des Lammes birgt. Ursprünglich hatte der
nun verstorbene Bildhauer Julian Dillens einen Denkmals-
entwurf in Aussicht genommen, in den er den 1892
bei einer Restauration der Kirche wiedergefundenen Grab-
stein des Hubert van Eyck einziehen wollte; der Ruhm
und die Unsterblichkeit als Bronzefiguren sollten den Grab-
stein einrahmen. Jetzt aber hat man sich entschlossen,
den Grabstein in der Kirche selbst wieder aufzustellen,
und das Denkmal soll sich außerhalb der Kathedrale er-
heben. Der Bildhauer Georges Verbanck schuf einen
Entwurf in imposanten Abmessungen. Da sitzen auf einem
thronartigen Aufbau, zu dem Stufen emporführen, die beiden
ehrwürdigen Gestalten der zwei Brüder, und zu ihnen steigen
huldigend die Vertreter aller Völker empor. Denn das
Denkmal soll internationalen Charakter tragen. Unter dem
Vorsitze der Gräfin von Flandern hat sich in Belgien ein
Komitee gebildet; ihm gliedern sich Ausschüsse in anderen
Ländern an. Das deutsche Komitee bilden von Kunstge-
lehrten Wilhelm Bode, Graf zu Erbach-Fürstenau, Max
J. Friedländer, Adolf Goldschmidt, Richard Schöne, Georg
Swarzenski, Georg Graf Vitzthum, Heinrich Wölfflin und
Karl Wörmann, von Kunstfreunden Eduard Arnhold, Franz
von Mendelssohn, Arthur Salomonsohn und James Simon.

Ein Denkmal für Friedrich List, den Erbauer der
Leipzig—Dresdener Eisenbahn, an die noch der nun auch
bald dem Untergang geweihte Dresdener Bahnhof in Leipzig
erinnert, wollen die Vereinigten Verbände der deutschen
Eisenbahnbeamten vor dem neuen Leipziger Hauptbahnhofe
errichten. Durch einen demnächst zu veröffentlichenden
Aufruf fordern sie die Bevölkerung auf, Beiträge zu spenden,
damit ein erster Künstler mit der Ausführung des Denkmals
betraut werden kann.

Die Schweizer eidgenössische Kunstkommission
besprach die Frage eines Nationaldenkmals in Schwyz,
eines Denkmals für General Herzog in Aarau, eines
Nationaldenkmals im Wallis zur Erinnerung des Beitritts
 
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