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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Die Umgestaltung der Gemäldegalerie des Wiener Hofmuseums, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0176

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331

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe

332

nur einreihig und in gehöriger Distanz voneinander
gehängt sind. Das erste Kabinett enthält von früheren
Venezianern die Berufung der Söhne des Zebedäus
von Basaiti, die Madonna von Alvise Vivarini, die
herrliche, früher Bissolo, jetzt Giovanni Bellini ge-
nannte »Frau bei der Toilette«, sowie die Philosophen
Giorgiones, den kreuztragenden Christus (Nr. 60, früher
Correggio [?], jetzt »Venezianisch um 1520«), den
Jüngling und den David von Giorgione (letzterer ging
früher als ein Bild »nach Giorgione«).

Die zweite Abteilung des I. Kabinettes, meist
zweireihig gehängt, ist dem älteren Palma (Nr. 137,
138, 141), Previtali (Nr. 14) und zwei Bildern des
Lotto gewidmet, von denen das erste, Nr. 22, das
Bildnis eines Jünglings, früher dem Jacopo de' Bar-
bari zugeschrieben wurde. Die rechte Wand dieses
Kabinetts trägt zwei Porträts von Palma (Nr, 133 und
142), darüber zwei Tizian (Nr. 162, 165), links den
Apostel Johannes von Cariani, rechts das Kardinal-
porträt von Sebastiano del Piombo.

Ein Sakrarium venezianischer Kunst, wie es nur
wenige Galerien aufweisen können, ist die dritte Ab-
teilung des I. Kabinetts, die ganz den erlesensten
kleinen Bildern von Tizian eingeräumt wurde. Hier
hängt an der (dem Fenster gegenüberliegenden) Wand
die Kirschenmadonna, an der linken Wand Isabella
d'Este, die Zigeunermadonna und das Mädchen im
Pelz, an der rechten Wand das Porträt Bened. Varchis,
der tambourinschlagende Pulto und das Portät Parmas.

So muß dieser erste Venezianersaal mit seinen Ka-
binetten als durchaus gelungen bezeichnet werden.
Jedes einzelne Bild ist zu unvergleichlich stärkerer
Wirkung gebracht als früher und trotzdem wirken
die Räume als Ganzes in ihrer maßvollen Abge-
wogenheit der farbigen Flächen als vornehme, ge-
schmackvolle Innenräume.

Über den zweiten Saal und die übrigen Kabinette
soll in einem zweiten Artikel berichtet werden.

O. P.

NEKROLOGE

Am 25. Februar ist in Hamburg der Genre- und Land-
schaftsmaler Eduard Sack nach einem längeren, in Siechtum
übergegangenen, schweren Leiden im 56. Lebensjahre ge-
storben. Als Künstler nicht frei von einem gewissen Akademis-
mus, hatte er es verstanden, als Leiter des Hamburger Kunst-
vereins Einfluß auf das Hamburger Kunstleben Zugewinnen.
Obwohl die Verwaltungen des Kunstvereins und der staat-
lichen Kunsthalle voneinander völlig getrennt sind, bestehen
doch Berührungspunkte in hinlänglicher Zahl, um ein ge-
legentliches Zusammenwirken derführenden Persönlichkeiten
beider Institute erforderlich zu machen. Daß der nunmehr
Verstorbene sich trotzdem seine Unabhängigkeit zu wahren,
und sie durch fünfzehn Jahre zu behaupten verstanden,
muß um so mehr als ein Beweis seiner besonderen Eignung
für den von ihm bekleideten Posten angesehen werden, als
keiner seiner Vorgänger auf eine auch nur annähernd gleich-
lange Dienstdauer zurückzublicken hat. In eingeweihten Krei-
sen war der nunmehr Verstorbene auch als Tiepolo-Kenner
und Forscher gekanntund geschätzt. Ein von ihm vor einigen
Jahren herausgegebenes, die Lebensarbeit der beiden Tiepolo
durchforschendes, reichillustriertes Werk fand in Fach-
kreisen ernste und eingehende Beachtung. iy.

Der Radierer Jules Jacquet ist in Paris im Alter von
75 Jahren gestorben. Jacquet hat wenige Originalradie-
rungen geschaffen und verdankte seinen Ruhm fast aus-
schließlich den Stichen, die er nach Gemälden bekannter
Meister angefertigt hat. Außer mehreren alten Meistern
widmete er seine Kunst besonders Meissonier, dem Bild-
hauer Mercie und dem Porträtisten Bonnat. Im Jahre 1866
hatte Jacquet den Rompreis erhalten.

In Paris, wo er sich auf einer Studienreise vorüber-
gehend aufhielt, ist der Kunstgelehrte Dr. Carl Giehlow
nach kurzem Krankenlager am 3. März gestorben. Giehlow
war vor fünfzig Jahren in Holstein geboren, wo sein Vater
höherer Beamter war, und hatte selbst die Beamtenlauf-
bahn eingeschlagen. Als Dreißiger gab er diese Karriere
auf, um sich der Kunstwissenschaft zu widmen. Sein Haupt-
fach war Dürer und alles, was sich in den Bahnen des
großen deutschen Meisters bewegte. Mit unermüdlichem
Fleiße durchforschte Giehlow alle großen und kleinen
Sammlungen, und es gab kein Museum, keine Bibliothek,
keine Privatsammlnng, selbst in den entlegensten Winkeln,
die ein Blättchen von Dürers Hand besaß, das nicht von
Giehlow untersucht und klassifiziert worden wäre. Ein bleiben-
des Denkmal hat er sich durch die vollständige Veröffent-
lichung des Gebetbuches Kaiser Maximilians gesetzt, das
er in getreuem Faksimile farbig reproduzieren ließ, eine
Arbeit, bei der er weder Zeit noch Fleiß, noch Gelehrsam-
keit noch endlich Geld sparte. Den größten Teil der auf
500 Exemplare bestimmten Auflage dieses Prachtwerkes
verteilte er freigebig an die Bibliotheken und Kunstsamm-
lungen kleiner österreichischer und ungarischer Städte,
deren Deutschtum bedroht war. Giehlow stand mit allen
Fachgenossen des In- und Auslandes in freundschaftlichen
Beziehungen, und gar manchem hat er in uneigennützigster
Weise seine Entdeckungen zur weiteren Verwertung mit-
geteilt. Besonders in Wien, wo er seit fünfzehn Jahren
wohnte, erfreute er sich allgemeiner Achtung und Freund-
schaft in den Kreisen der Kunstforscher und Sammler.

PERSONALIEN
Der Berliner Maler Prof. Ernst Hildebrand beging
am 8. März den achtzigsten Geburtstag. Hildebrand blickt
auf ein Leben reich an Arbeit und künstlerischen Erfolgen
zurück.

WETTBEWERBE
Düsseldorf. Das zur Prüfung der Pläne für die Neu-
bauten der Königlichen Kunstakademie eingesetzte
Preisgericht hat seine Arbeiten beendet. Bei dem Wett-
bewerb, zu dem 87 Entwürfe eingegangen waren, erhielten
den 1. Preis mit 12000 Mark Diplomingenieur Karl Wach
und Architekt Heinrich Beck in Isernhagen; den 2. Preis
mit 9000 Mark Architekt Otto Rehnig-Berlin; den 3. Preis
mit 7000 Mark Architekt Hermann Buchert-München. Zum
Ankauf von Entwürfen waren insgesamt 5000 Mark aus-
geworfen.

Pforzheim soll jetzt ein Stadttheater erhalten. Der
Magistrat hat zur Erlangung von Entwürfen für den Neu-
bau einen Wettbewerb beschlossen. Drei Preise von
4000, 3000 und 2000 Mark, ferner einige Ankäufe sind in
Aussicht genommen.

Der Magistrat Stuttgarts schreibt unter deutschen
Architekten einen Wettbewerb für einen Hauptfriedhof

bei Cannstatt bis zum 2. Juni dieses Jahres aus. Dieser
soll in einem Umfang von 10 ha und mit einer Summe
von 1 100000 Mark auf dem Steinhaldengelände bei Cann-
statt angelegt werden. Vier Preise von 4000, 2500, 1500
und 1200 Mark gelangen zur Verteilung. Außerdem stehen
 
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