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Denkmalpflege — Ausgrabungen — Ausstellungen
334
je 750 Mark zum Ankauf dreier Entwürfe zur Verfügung.
Im Preisgericht befinden sich u. a. Baurat Dr. Ing. h. c.
Hans Grassel-München und Prof. Emil Högg in Dresden.
Zum Schinkelfest 1913 des Architektenvereines in
Berlin waren eine Reihe von Wettbewerben ausgeschrieben,
über die jetzt die Entscheidung erfolgt ist. Unter den acht
eingegangenen Arbeiten für die Aufgabe im Hochbau: Ent-
würfe zu einem prinzlichen Palais in Bellevue im Berliner
Tiergarten ist den Entwürfen des Reg.-Bauführers Dipl.-
Ing. H. Gruber in Schöneberg und des Reg.-Bauführers
E. Wörner in Stuttgart die Schinkeldenkmünze zuerkannt
worden. Von den drei eingegangenen Arbeiten im Wasser-
bau: Entwürfe zu einem Sport- und Flugplatz im rheinisch-
westfälischen Industriegebiet erhielten die Entwürfe der
Reg.-Bauführer Dipl.-Ing. F. Heintze in Wesel und P. Rusche
in Charlottenburg die Schinkeldenkmünze. Von den 15 ein-
gegangenen Entwürfen für die Aufgabe des Eisenbahnbaus:
der Umbau und die Erweiterung des Sammelbahnhofes
Bettemburg zwischen Diedenhofen und Luxemburg ist dem-
jenigen des Reg.-Bauführers Dipl.-Ing. E. Homann in
Breslau derStaatspreis und als Vereinsandenken dieSchinkel-
denkmünze, dem Entwurf des Reg.-Bauführers Dipl.-Ing.
P. Werner in Breslau die Schinkeldenkmünze zuerkannt
worden.
DENKMALPFLEGE
Die sogenannte Loge du Change in Lyon ist unter
die historischen Baudenkmäler Frankreichs aufgenommen
worden, an denen ohne Erlaubnis der Regierung nichts
geändert werden darf. Der Bau ist von Soufflot, dem
Architekten des Pariser Pantheons, im Jahre 1749 aufge-
führt worden und war die erste Börse in Frankreich. Der
Bau diente aber nur ein halbes Jahrhundert seinem ur-
sprünglichen Zwecke und wurde im Jahre 1803 den Prote-
stanten überwiesen, die ihn bis heute als Kirche benutzen.
Wie das Pantheon ist er in einem der italienischen Re-
naissance entlehnten, an antike Formen anklingenden Stile
errichtet mit einer Art Tempelfassade an der Stirnseite und
einer von jonischen Säulen getragenen, übrigens erst im
Anfange des 19. Jahrhunderts zugefügten Empore im Innern.
AUSGRABUNGEN
Rom. Die Ausgrabung der Basilica Aemilia im
Forum Romanum. Zu den interessantesten Problemen
des Forum Romanum gehört das der Basilica Aemilia und
ihrer Zerstörung. Nun haben die von Dr. Alfonso Bartoli,
einem der wissenschaftlichen Hilfsarbeiter Giacomo Bonis
gemachten Untersuchungen zu wichtigen Resultaten geführt.
Man wußte, daß die große Basilica in den ersten Jahren
des fünften Jahrhunderts schwer durch eine Feuersbrunst
zu leiden gehabt hatte, und man nahm an, daß die Front
davon zerstört worden war, so daß man die dorischen
Pilaster mit den jetzt noch erhaltenen schwächlichen Granit-
säulen hatte unterstützen müssen. Nun hat sich Bartoli
durch diese Erklärung nicht befriedigen lassen.
Was die Frontmauer betrifft, so beweist Bartoli, daß
sie in einer späteren Zeit eingefallen ist. Denn die Tabernae
blieben lange Zeit nach dem Brand noch in Gebrauch. Als
dann die Front einstürzte, da bedeckten ihre Materialien
die ganze Oberfläche der Basilica, so daß die Schatzgräber
der Renaissance durch diese schwere Decke keinen Weg
ins Innere finden konnten. Diese Decke kann man in drei
Schichten teilen, aus welchen sich klar ergibt, daß die
Basilica im fünften Jahrhundert den erwähnten Brand erlitt
und daß dadurch das Dach zerstört wurde, so daß man
die große Halle verlassen mußte.
Die große Laube mit den drei Reihen Säulen blieb
aber aufrecht und wurde dann zum Teil durch Abtragung
zerstört, was aus einer genauen Prüfung der Ruinen her-
vorgeht, wo sehr viele Stücke fehlen, und besonders alle
Kapitäle.
Bartoli ist es gelungen, zwischen den Pilastern der
Front, die den Brand überdauert hatte, kleine eingemauerte
Zimmer zu entdecken. Es sind wahrscheinlich Kaufläden;
mittelalterliche Tabernae, aber unter ihnen ist am äußer-
sten Ende der Basilica, dem Argiletum zu, ein etwas größerer
Raum mit Marmor und Stuckdekorationen an den Mauern.
Hie und da sieht man schwache Überreste von Malereien
und am Ende eine Nische. Mit Recht deutet Bartoli das
als mittelalterliches Oratorium. In den Tabernae des an-
deren Endes, also nahe am Tempel des Antoninus und
der Faustina sind andere Räume in ein christliches Bet-
haus umgewandelt worden und auf einem Stück Mörtel,
welcher noch an der Wand klebt, liest man das gemalte
Wort „Sanctus". Das Oratorium wird wohl bis ins siebente
Jahrhundert zurückreichen. Bartoli meint, daß das die Kirche
S. Johannis inCampo des Turiner Katalogs sein könnte,
und führt als Beleg an, daß zwischen den Trümmern ein
Relief mit dem Kopf des Täufers gefunden worden ist.
Die Kirche bestand noch bis ins 15. Jahrhundert.
Fed. H.
AUSSTELLUNGEN
X Berliner Ausstellungen. Die Akademie der
Künste greift über die Säkularfeste dieses Monats März
schon zu den silbernen Tagen des Juni hinüber: zur Vor-
feier des kaiserlichen Regierungs-Jubiläums, das
dann zu erwarten ist, und das im Sommer im Glaspalast
am Lehrter Bahnhof begangen werden wird, hat sie am
Pariser Platz soeben eine große Ausstellung eröffnet. Sie
stellte für dies Unternehmen den Plan auf, »ein Bild des
gegenwärtigen deutschen Kunstschaffens zu geben« — keine
leichte Aufgabe für ein Institut, das seinem Wesen nach
ein konservatives Prinzip darstellt, und von den Männern,
die heute das Können und Sehnen, das Wissen und Ringen
der Zeit verkörpern, nur einen sehr kleinen Bruchteil zu
seinen Mitgliedern zählt. Der Präsident Ludwig Manzel
hat diese Schwierigkeiten nicht verkannt und den Senat zu
bestimmen gewußt, nicht nur die Berliner, die auswärtigen
und ausländischen Akademiker zu entbieten, sondern dar-
über hinaus — ein ganz ungewöhnliches, aber um so will-
kommeneres Verfahren — eine ganze Reihe von Künstlern
einzuladen, die der würdigen und erwählten Körperschaft
nicht, oder noch nicht angehören. Über fünfzig deutsche
Maler und Bildhauer außerhalb des akademischen Kreises
sollten helfen, damit jenes »Bild« nicht gar zu schief aus-
falle. Zugleich scheint damit noch ein weiterer Doppel-
zweck verfolgt worden zu sein: erstens zu einem Ausgleich
zwischen den kriegführenden Kunstparteien in Deutschland
und besonders in Berlin beizutragen, und zweitens darzu-
tun, wie sehr die Akademie eine Zufuhr frischen Blutes
brauchen könne. Übrigens sind inzwischen, eben in den
letzten Tagen, einige jener Geladenen als neue Mitglieder
gewählt worden: die Bildhauer Max Kruse und Rein-
hold Felderhoff, die Maler Rudolf Schulte im Hofe
und Hans Looschen — vier tüchtige Männer, die freilich
nun doch wieder nicht eigentlich als Auffrischung« be-
trachtet werden können. So spricht denn auch hieraus
abermals das uns längst bekannte Rezept der Berliner
Akademie: die besten Absichten, aber im Tatsächlichen
nur Kompromisse und halbe Maßregeln.
Nach diesem Rezept ist auch die Jubiläums-Ausstellung
zusammengesetzt. Ein wirklicher Überblick, wie er in Aus-
sicht genommen war, konnte dabei naturgemäß nicht zu-
stande kommen; ganz abgesehen davon, daß viele der
Denkmalpflege — Ausgrabungen — Ausstellungen
334
je 750 Mark zum Ankauf dreier Entwürfe zur Verfügung.
Im Preisgericht befinden sich u. a. Baurat Dr. Ing. h. c.
Hans Grassel-München und Prof. Emil Högg in Dresden.
Zum Schinkelfest 1913 des Architektenvereines in
Berlin waren eine Reihe von Wettbewerben ausgeschrieben,
über die jetzt die Entscheidung erfolgt ist. Unter den acht
eingegangenen Arbeiten für die Aufgabe im Hochbau: Ent-
würfe zu einem prinzlichen Palais in Bellevue im Berliner
Tiergarten ist den Entwürfen des Reg.-Bauführers Dipl.-
Ing. H. Gruber in Schöneberg und des Reg.-Bauführers
E. Wörner in Stuttgart die Schinkeldenkmünze zuerkannt
worden. Von den drei eingegangenen Arbeiten im Wasser-
bau: Entwürfe zu einem Sport- und Flugplatz im rheinisch-
westfälischen Industriegebiet erhielten die Entwürfe der
Reg.-Bauführer Dipl.-Ing. F. Heintze in Wesel und P. Rusche
in Charlottenburg die Schinkeldenkmünze. Von den 15 ein-
gegangenen Entwürfen für die Aufgabe des Eisenbahnbaus:
der Umbau und die Erweiterung des Sammelbahnhofes
Bettemburg zwischen Diedenhofen und Luxemburg ist dem-
jenigen des Reg.-Bauführers Dipl.-Ing. E. Homann in
Breslau derStaatspreis und als Vereinsandenken dieSchinkel-
denkmünze, dem Entwurf des Reg.-Bauführers Dipl.-Ing.
P. Werner in Breslau die Schinkeldenkmünze zuerkannt
worden.
DENKMALPFLEGE
Die sogenannte Loge du Change in Lyon ist unter
die historischen Baudenkmäler Frankreichs aufgenommen
worden, an denen ohne Erlaubnis der Regierung nichts
geändert werden darf. Der Bau ist von Soufflot, dem
Architekten des Pariser Pantheons, im Jahre 1749 aufge-
führt worden und war die erste Börse in Frankreich. Der
Bau diente aber nur ein halbes Jahrhundert seinem ur-
sprünglichen Zwecke und wurde im Jahre 1803 den Prote-
stanten überwiesen, die ihn bis heute als Kirche benutzen.
Wie das Pantheon ist er in einem der italienischen Re-
naissance entlehnten, an antike Formen anklingenden Stile
errichtet mit einer Art Tempelfassade an der Stirnseite und
einer von jonischen Säulen getragenen, übrigens erst im
Anfange des 19. Jahrhunderts zugefügten Empore im Innern.
AUSGRABUNGEN
Rom. Die Ausgrabung der Basilica Aemilia im
Forum Romanum. Zu den interessantesten Problemen
des Forum Romanum gehört das der Basilica Aemilia und
ihrer Zerstörung. Nun haben die von Dr. Alfonso Bartoli,
einem der wissenschaftlichen Hilfsarbeiter Giacomo Bonis
gemachten Untersuchungen zu wichtigen Resultaten geführt.
Man wußte, daß die große Basilica in den ersten Jahren
des fünften Jahrhunderts schwer durch eine Feuersbrunst
zu leiden gehabt hatte, und man nahm an, daß die Front
davon zerstört worden war, so daß man die dorischen
Pilaster mit den jetzt noch erhaltenen schwächlichen Granit-
säulen hatte unterstützen müssen. Nun hat sich Bartoli
durch diese Erklärung nicht befriedigen lassen.
Was die Frontmauer betrifft, so beweist Bartoli, daß
sie in einer späteren Zeit eingefallen ist. Denn die Tabernae
blieben lange Zeit nach dem Brand noch in Gebrauch. Als
dann die Front einstürzte, da bedeckten ihre Materialien
die ganze Oberfläche der Basilica, so daß die Schatzgräber
der Renaissance durch diese schwere Decke keinen Weg
ins Innere finden konnten. Diese Decke kann man in drei
Schichten teilen, aus welchen sich klar ergibt, daß die
Basilica im fünften Jahrhundert den erwähnten Brand erlitt
und daß dadurch das Dach zerstört wurde, so daß man
die große Halle verlassen mußte.
Die große Laube mit den drei Reihen Säulen blieb
aber aufrecht und wurde dann zum Teil durch Abtragung
zerstört, was aus einer genauen Prüfung der Ruinen her-
vorgeht, wo sehr viele Stücke fehlen, und besonders alle
Kapitäle.
Bartoli ist es gelungen, zwischen den Pilastern der
Front, die den Brand überdauert hatte, kleine eingemauerte
Zimmer zu entdecken. Es sind wahrscheinlich Kaufläden;
mittelalterliche Tabernae, aber unter ihnen ist am äußer-
sten Ende der Basilica, dem Argiletum zu, ein etwas größerer
Raum mit Marmor und Stuckdekorationen an den Mauern.
Hie und da sieht man schwache Überreste von Malereien
und am Ende eine Nische. Mit Recht deutet Bartoli das
als mittelalterliches Oratorium. In den Tabernae des an-
deren Endes, also nahe am Tempel des Antoninus und
der Faustina sind andere Räume in ein christliches Bet-
haus umgewandelt worden und auf einem Stück Mörtel,
welcher noch an der Wand klebt, liest man das gemalte
Wort „Sanctus". Das Oratorium wird wohl bis ins siebente
Jahrhundert zurückreichen. Bartoli meint, daß das die Kirche
S. Johannis inCampo des Turiner Katalogs sein könnte,
und führt als Beleg an, daß zwischen den Trümmern ein
Relief mit dem Kopf des Täufers gefunden worden ist.
Die Kirche bestand noch bis ins 15. Jahrhundert.
Fed. H.
AUSSTELLUNGEN
X Berliner Ausstellungen. Die Akademie der
Künste greift über die Säkularfeste dieses Monats März
schon zu den silbernen Tagen des Juni hinüber: zur Vor-
feier des kaiserlichen Regierungs-Jubiläums, das
dann zu erwarten ist, und das im Sommer im Glaspalast
am Lehrter Bahnhof begangen werden wird, hat sie am
Pariser Platz soeben eine große Ausstellung eröffnet. Sie
stellte für dies Unternehmen den Plan auf, »ein Bild des
gegenwärtigen deutschen Kunstschaffens zu geben« — keine
leichte Aufgabe für ein Institut, das seinem Wesen nach
ein konservatives Prinzip darstellt, und von den Männern,
die heute das Können und Sehnen, das Wissen und Ringen
der Zeit verkörpern, nur einen sehr kleinen Bruchteil zu
seinen Mitgliedern zählt. Der Präsident Ludwig Manzel
hat diese Schwierigkeiten nicht verkannt und den Senat zu
bestimmen gewußt, nicht nur die Berliner, die auswärtigen
und ausländischen Akademiker zu entbieten, sondern dar-
über hinaus — ein ganz ungewöhnliches, aber um so will-
kommeneres Verfahren — eine ganze Reihe von Künstlern
einzuladen, die der würdigen und erwählten Körperschaft
nicht, oder noch nicht angehören. Über fünfzig deutsche
Maler und Bildhauer außerhalb des akademischen Kreises
sollten helfen, damit jenes »Bild« nicht gar zu schief aus-
falle. Zugleich scheint damit noch ein weiterer Doppel-
zweck verfolgt worden zu sein: erstens zu einem Ausgleich
zwischen den kriegführenden Kunstparteien in Deutschland
und besonders in Berlin beizutragen, und zweitens darzu-
tun, wie sehr die Akademie eine Zufuhr frischen Blutes
brauchen könne. Übrigens sind inzwischen, eben in den
letzten Tagen, einige jener Geladenen als neue Mitglieder
gewählt worden: die Bildhauer Max Kruse und Rein-
hold Felderhoff, die Maler Rudolf Schulte im Hofe
und Hans Looschen — vier tüchtige Männer, die freilich
nun doch wieder nicht eigentlich als Auffrischung« be-
trachtet werden können. So spricht denn auch hieraus
abermals das uns längst bekannte Rezept der Berliner
Akademie: die besten Absichten, aber im Tatsächlichen
nur Kompromisse und halbe Maßregeln.
Nach diesem Rezept ist auch die Jubiläums-Ausstellung
zusammengesetzt. Ein wirklicher Überblick, wie er in Aus-
sicht genommen war, konnte dabei naturgemäß nicht zu-
stande kommen; ganz abgesehen davon, daß viele der