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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0146

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271

Literatur

272

Schmuck mancher Räume ist von besonderer Art und sehr
bemerkenswert. So sind an den Wänden eines behaglichen,
in heller polierter Birke ausgestatteten Teezimmers in
Rahmen Blätter zusammengestellt, die auf die Haupt-
persönlichkeiten der großen »preußischen Reihe« weisen:
vier Stiche von Chodowiecki, vier Zeichnungen von
Schadow, acht von Franz Krüger, ebenso acht von Menzel
(diese Handzeichnungen zumeist aus den Schränken der
Nationalgalerie entliehen) und sechs Blätter von Max Lieber-
mann, darunter eine Studie zum Porträt des Fürsten Bülow.
Ferner sind in einem Empfangssalon Gemälde von Böcklin
(heroische Szene), Max Klinger (eine italienische Land-
schaft), Kalckreuth (Ausschnitt aus dem Hamburger Hafen
mit dem Riesenleib des neuen Dampfers Imperator zur
Linken), von Hans Thoma und Leistikow vereinigt. Dazu
kommt hier noch eine kleine Skulptur von Gaul. Es bedarf
keiner Auseinandersetzung, was eine solche kleine »Tribuna«
in einem Regierungshause für die deutsche Kunst von heute
bedeutet. Dann findet sich noch ein »Parez-Saal« mit
Anklängen an das preußische Empire des Landschlößchens
der Königin Luise in Parez bei Potsdam mit Mahagoni-
möbeln, mit Teppich und Wandverkleidung in sehr inter-
essanten, modernisierten Motiven von 1800 und einem
flott gemalten Bilde der Königin Luise von Arthur Kampf.
Ein »Preußensaal« hat barocke Schlüteranklänge, wieder
ein anderer Raum trägt alte Stiche und Bilder von deutschen
Städten, so Berliner Ansichten von Rosenberg, Dresdener
Veduten von Canaletto. Architektonisch besonders inter-
essant ist die Eingangshalle, die auf den schön gegliederten
Hof hinausführt, mit dem Treppenhause; Säulen ohne
Basen, rein tragende Bauglieder, sind wie die Wände und
der Kamin aus hellem Marmor, Kapitelle und Türum-
rahmungen aus dunklerem braunem Stein. Jedes Detail
ist mit künstlerischem Sinn durchdacht und dem Ganzen
eingefügt. Man darf das Berliner Auswärtige Amt und
die deutsche Kunst zu diesem Werke von Herzen beglück-
wünschen.

Unter dem Vorsitze des bekannten Kunstschriftstellers
Armand Dayot hat sich in Paris eine neue künstlerische
Vereinigung unter dem Titel der >Animaliers«, also der
Tierbildner, zusammengetan. Neben dem Tierbildhauer
Gardet, dem durch seine zahllosen vortrefflichen Katzen-
darstellungen bekannten Zeichner, Maler und Bildhauer
Steinlen, Paul Renouard und dem mit hübschen Pferde-
statuetten an die Öffentlichkeit getretenen Ziseleur und
Gießer Froment-Meurice gehören der neuen Gesellschaft
die meisten bekannten Pariser Tierdarsteller an. Im Februar
wird die Gesellschaft eine retrospektive Ausstellung der
Arbeiten des bekannten Tierbildhauers Barye veranstalten.

LITERATUR

A. H ekler, Die Bildkunst der Griechen und Römer. Stutt-
gart. Julius Hoffmann. 1912.

Auf das Erscheinen dieses Werkes sei an dieser Stelle
hingewiesen, weil hier zum ersten Male dieser so inter-
essante Stoff in einer dem Nichtfachmann zugänglichen
Form behandelt ist. Die 518 Tafelabbildungen, die den
Hauptinhalt des Bandes ausmachen, führen aus dem un-
geheuren Material, aus neun Jahrhunderten, so viele Proben
vor, daß auch der Fernerstehende sich eine Vorstellung
davon machen kann, was »antikes Porträt« eigentlich heißt.
Jedem, der sich mit alter Bildniskunst beschäftigt und die
Monumentalpublikation von Arndt (Bruckmann) nicht immer
zur Hand hat, wird diese Materialsammlung unersetzliche
Dienste leisten.

Mehr kann man von einem solchen Werke heute noch
nicht verlangen, es mußte erst einmal der Anfang gemacht
werden, damit man überhaupt nur das Material überblicken
lernt. Für das andere, für das,was wir gerne möchten, eine
Publikation nach künstlerischen Gesichtspunkten, ist es einst-
weilen noch zu früh, solange nicht Studniczkas große Mono-
graphie und R. Delbrücks Porträtstudien erschienen sind.
Über die wirkliche Entwicklung des Bildnisses in der An-
tike erfahren wir also vorderhand wieder nichts, wenn auch
Heklers Einleitung ganz »gut und nützlich zu lesen« ist
und in einigen großen Zügen wenigstens eine Art von
Überblick gibt.

Vielleicht aber ließen sich bei einer nächsten Auflage
des Werkes doch ein paar künstlerische Akzente noch an-
bringen. Zunächst durch Einfügung einiger ganz hervor-
ragender Monumente allerersten Ranges, die leider fehlen,
als da sind (ich nenne nur die allerwichtigsten): die Bostoner
Amastris (früher Posonby), der New Yorker Hermarch
(diese prachtvolle Statuette von griechischer Hand), der
Euthymedos von Baktrien (Slg. Torlonia), die Berenike II.
in Rom (Orto Botanico), der Londoner Augustus (Augustus
im Alter, wo er aussieht wie der greise Friedrich d. Gr.),
und, von späteren, der so merkwürdig interessante Herennius
Etruscus des Thermenmuseums. — Dann müßte bei einem
Werk, das mit vorwiegend sehr guten Reproduktionen auftritt,
wirklichdoch wohl dafür gesorgtwerden, daß auch alle Tafeln
tadellos sind. Wenn es eine auch noch so große Kalamität
ist, aus Paris gute Photographien zu bekommen, vom
Agrippa, vom Ptolemaios von Mauretanien und vomTiberius
des Louvre müssen sich bessere beschaffen lassen; und
daß so hervorragende Stücke in Rom wie der Domitius
Corbulo auf dem Kapitol und derVespasian in den Thermen,
und vor allen, allen anderen der jugendliche Marc Aurel
so unvorteilhaft oder gar so schlecht reproduziert sind,
bleibt sehr zu bedauern. Gerade diese Werke ersten Ranges
müßten hervorragend gut sein.

Auf den Text näher einzugehen, ist hier nicht der Ort.
Es ist auch, wie gesagt, zu früh zu einer Auseinandersetzung,
es handelt sich einstweilen in den meisten Differenzfällen
um mehr oder minder persönliche Meinungen. Nur wäre
doch — wieder für die nächste Auflage — zu wünschen,
daß im Katalog jedesmal die Maße des betreffenden Stückes
vermerkt würden, damit sich der Nichtfachmann schnell die
Größe einer Büste oder Statuette vorstellen kann.

Emil Waldmann.

Hermann Uhde-Bernays, Carl Spitzweg. Des Meisters
Werk und seine Bedeutung in der Geschichte der Mün-
chener Kunst. München, Delphin-Verlag.
Was der Titel verspricht, hält die vortrefflich ausge-
stattete Publikation durchaus. Uhde-Bernays hat uns
hier ein wirklich allseitiges Bildnis von der Persönlichkeit
Spitzwegs gegeben, wobei ihn die Familie des Künstlers
aufs angenehmste unterstützte, indem sie die köstlichen
Briefe Spitzwegs, sein eigenhändiges Oeuvreverzeichnis
und seine, oft gar nicht üblen poetischen Ergüsse zu dieser
Monographie beigesteuert hat. Mit Recht hebt Uhde-
Bernays Spitzwegs große Bedeutung als Landschaftsmaler
hervor, wie er überhaupt bemüht ist, Spitzweg uns als
einen höchst feinsinnigen Maler und nicht nur als humor-
vollen Darsteller der guten alten Zeit vorzuführen. Was
man sich vielleicht noch gewünscht hätte, wäre neben einem
weiteren Eingehen auf Spitzwegs innere Beziehungen zu
gewissen Dingen des Dixhuitieme ein genaues Verzeichnis
des gegenwärtigen Aufenthaltsortes der Werke Spitzwegs

gewesen. A. L. Mayer.

Inhalt: Die Münchener Feuerbach-Ausstellung. — A. C. Seifert f; E. Debat-Ponsan f. — Personalien. — Wettbewerbe: Plakate der Leipziger
Jahres- und der Berliner Jubiläums-Ausstellung. — Denkmalpflege in Frankreich. — Hebbel-Denkmal in Hamburg. — Gelegenheitsarbeit
Dom.Venezianos. — Ausstellungen in Karlsruhe, München, Barmen. — Leipziger Museum; Kais.-Friedr.-Museumin Magdeburg; Vom Louvre;
Thermenmuseum in Rom; Museum in Assisi. — Verein f. deutsch. Kunstgewerbe; Münchner Kunstw. Oesellschaft. — Vermischtes. — Literatur.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraßella
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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