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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Die Berliner Jubiläums-Kunstausstellung, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0273

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525

Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege — Ausstellungen

526

seinem Lieblingsgebiet, zeigt. Von sonstigen größeren
Kompositionen nenne ich das figurenreiche, leider
nicht geglückte Bild der letzten Akademiesitzung im
alten Gebäude von William Pape, die lebendige Sol-
datengruppe von Hugo Walzer, sowie zwei Bilder
von religiösem Klang: eine von musizierenden Burschen
begleitete »Madonna« von Paul Plontke und die
»Andacht« betitelte schlichte Gruppe von Mutter und
Kind, die Otto Roloff malte. Sehr anmutig ist ein
junges Paar unterm Baum von Scheurenberg. An
Arthur Kampfs Art erinnert die pikante Karnevals-
szene von Heia Peters. Zu den versteckten Dingen
gehört eine Kanapeeszene von Paul Paede (ein neuer
Name).

Die Berliner Plastik wird geführt von Hugo Lederer,
der neben älteren Werken seine bezaubernde neue
»Diana« ausstellt, und Franz Metzner, dessen mächtige
Brunnenfigur des Rüdiger einen Architektursaal
schmückt. Sonst sind auch hier gute Porträts zu no-
tieren, Büsten von Manzel, Schauß, Wenck, Heine-
mann, auch von der Malerin Cornelie Paczka-Wagner,
die den Kopf ihres Vaters, des Professors Adolf
Wagner, vorzüglich modelliert hat. Kostbar ist die
drollige Monumentalität eines »Stachelschweines« in
Bronze mit goldig glänzenden Stacheln von dem
Gaulschüler Max Esser. M. O.

PERSONALIEN
Eduard von Gebhardt, der hervorragendste deutsche
Meister religiöser Malerei der Gegenwart, feierte am l.Juni
das Fest des 75. Geburtstages.

Der Geheime Baurat Dr. Ing. Ludwig Hoffmann in
Berlin ist zum stimmberechtigten Ritter des Ordens pour
le merite für Wissenschaften und Künste und der Historien-
und Porträtmaler Leo Bonnat in Paris zum auswärtigen
Ritter desselben Ordens ernannt worden.

In den Senat der Berliner Akademie der Künste

sind Professor Friedrich Kallmorgen und Stadtbaurat
Heinrich Seeling neu gewählt worden.

Paris. An Stelle des verstorbenen Soldatenmalers Edouard
Detaille ist im zweiten Wahlgange der Porträtist Marcel
Baschet zum Mitgliede des Instituts gewählt worden. Sein
Gegenkandidat Gervex ist ihm sehr nahe gekommen, denn
auf ihn fielen 17 Stimmen gegen 19 auf Baschet. Man
hatte sich die Hoffnung gemacht, der weniger akademisch
befangene Pointiiiist Henry Martin könne das Ziel er-
reichen, aber er erhielt nur eine einzige Stimme. Bei dem
ersten Wahlgange vor drei Monaten hatte auch der be-
kannte Zeichner Willette kandidiert, aber keine einzige
Stimme erhalten, so daß er seine Kandidatur zurückzog.
Baschet ist einer der beliebtesten Porträtmaler der vor-
nehmen Welt von Paris und zeichnet sich durch glatten,
eleganten, die Engländer des 18. Jahrhunderts mit den
gleichzeitigen Franzosen verbindenden Vortrag aus.

WETTBEWERBE
Der Preis der Julius Helfftschen Stiftung, der seit
1910 alljährlich in Höhe von 3000 M. für deutsche Land-
schafter ausgeschrieben wird, ist dem Maler Ernst Kolbe in
Berlin-Steglitz zuerkannt worden.

DENKMALPFLEGE
Lucca. Durch einen glücklichen Fund des Conte
Amedeo Cenami ist es ermöglicht worden, das Marmor-

grabmal der Ilaria Carretto im Dom in seiner ursprüng-
lichen Gestalt wieder herzustellen. Dieses Hauptwerk Ja-
copos della Quercia hatte bekanntlich das Schicksal, sehr
bald nach seiner Vollendung (um 1406) von seinem Standort
entfernt und zerschlagen zu werden. Dies geschah 1429
nach dem Sturze des Bestellers, des Gatten der Ilaria, Paolo
Guinigi. Die Teile des Grabmals wurden nach allen Rich-
tungen zerstreut. Die Grabfigur und die linke Langseite
blieben wohl immer im Besitze der Domopera. Die rechte
Langseite wurde 1829 in einem Keller des Palazzo Guinigi
wiedergefunden und an die Galerie der Uffizien in Florenz
verkauft, 1890 aber auf Anregung der Königin Margherita
an den Luccheser Dom zurückgegeben. Das Kopfende
war bisher verschwunden. Nunmehr hat es Cenami iden-
tifiziert mit einem Marmorwappen der Carretto-Guinigi in
der Pinakothek zu Lucca. Dorthin ist es aus S. Maria de'
Servi gekommen, wo es über der Grabschrift der Beatrice
Dati — Guinigi angebracht worden war.

Bei Restaurierungsarbeiten an der Domfassade ist durch
einen unglücklichen Zufall eine Leiter gegen Niccolö Pi-
sanos Relief der Kreuzabnahme gefallen und hat den
Arm Christi zerschlagen. Die Generaldirektion der schönen
Künste hat bestimmt, daß der Arm wieder ergänzt wird.

w. R. B.

AUSSTELLUNGEN
Über die Ausstellung »Deutsche Kunst von 1650
bis 1800«, welche vom Mai bis September 1914 im Schlosse
des Großherzogs von Darmstadt stattfinden wird, versendet
die Leitung des Unternehmens soeben ein Prospektheft,
aus dem die Organisation ersichtlich wird. Es ist, ähnlich
wie bei der Jahrhundert-Ausstellung, ein Netz von For-
schern und Museumsvorständen gebildet worden, das
bei der Zusammenbringung und Sichtung des Materials
behilflich ist. Da es für Sammler von großem Nutzen zu
sein pflegt, wenn sie gute Stücke ihres Besitzes im Rahmen
solch einer kritisch-historisch geordneten Ausstellung zeigen,
so seien Besitzer von deutschen Kunstwerken dieser Epoche
auf die Ausstellung, die sehr interessant zu werden ver-
spricht, hier noch nachdrücklich hingewiesen.

5. Graphische Ausstellung des deutschen Künstler-
bundes in Hamburg. Die Beteiligung an der, über alle
Räume der Galerie Commeter verteilten Ausstellung ist
überraschend groß. Im Jahre 1910 2000; diesmal sind
4500 Beiträge eingegangen. Die zur Ausstellung zuge-
lassene Auslese beziffert sich allerdings auf nur 998 Radie-
rungen, Zeichnungen, Lithographien, Schabkunstblätter und
Verwandtes. Und daß darunter manches ist, was wir
schon von früheren Ausstellungen her kennen — das gilt
namentlich von den Arbeiten von M. Liebermann, Emil
Orlik, Hans Olde, Willi Geiger — spricht auch nicht gerade
dafür, daß die Beschränkung des Zulasses lediglich und
ausschließlich aus raumökonomischen Gründen allein erfolgte.
An Ausstellern verzeichnet der Katalog 324 Namen. Daß
die kleineren Blätter in der Mehrheit sind, mag dem Ver-
kauf zustatten kommen, das Sichzurechtfinden wird dadurch
erschwert. Doch überwiegt das Gute solcherart, daß der
gediegene Gesamteindruck auch unter dem Übersehen des
Einzelnen nicht leidet. Augenfällig ist das Bestreben der
»Griffelkünstler«, mit der farbigen Malerei Schritt zu halten.
Man sieht, wie namentlich Maler und Radierer aus der-
selben Quelle schöpfen. Und wenn die Linie dabei auch
hier und da etwas zu kurz kommt, so steht sie im ganzen
in der allgemeinen Geltung doch unendlich höher als im
Beginn der Neumalerei. Es wird doch wieder mit Herz
und Verstand gezeichnet, die lotterig hingewischte Skizze
zählt zu den Ausnahmen. So ist denn auch nur wenig da,
von dem man wünschte, es wäre weggeblieben.
 
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