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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Die italienische archäologische Tätigkeit in dem neuerworbenen afrikanischen Gebiet
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0336

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Denkmäler — Ausstellungen

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Aurigemma noch zuletzt an den Minister geschrieben hat,
steht dem Museum von Tripolis ein rapides Anwachsen
bevor; denn die Region um das genannte nordwestliche
Fort scheint noch eine ganze Anzahl Gräber mit reichen
Beigaben zu bergen, von denen ein ziemlich reiches intakt
befunden und ausgegraben wurde; auch nach der anderen
Seite hin scheinen noch Nekropolen sich auszudehnen, da
wo die Eisenbahn einen Landzipfel vom Meere abschneidet,
so daß die antiquarische Ernte aus Tripolis von der
größten Wichtigkeit sein wird.

Weniger rasch schreiten die Dinge in Bengasi vorwärts;
aber auch dieses Museum ist dazu bestimmt, von einer
großen Wichtigkeit zu werden, wenn für Rechnung des
italienischen Gouvernements die großen Erforschungen
Cyrenes übernommen werden, welche die amerikanische
Mission begonnen hat. Ist doch Cyrene eine derjenigen
Stätten, in der sich die höchste Blüte der griechischen
Kultur kundgab, und aus Cyrene und aus den anderen
Stätten der Pentapolis werden bei systematischen Aus-
grabungen gewiß noch hervorragende Schätze der antiken
Kunst hervorkommen.

Zu Horns konnte man leider die ausgezeichneten Ruinen
der antiken Stadt Leptis magna nicht so schonen, da man
das Steinmaterial für Kriegsbauten brauchte. Aber bald
nach den ersten kriegerischen Taten wurde der bessere
Schutz der Ruinen in Angriff genommen und alle Sorge
auf die herumliegenden dekorierten Blöcke und die In-
schriften geworfen. — Auch für die tripolitanische Stadt-
mauer aus dem 16. Jahrhundert, deren Bau in zwei ara-
bischen Inschriften aus den Jahren 975 und 989 der
Hedschra erwähnt ist, die man in einer Bastion bei dem
Kastell fand, sind Schutzvorrichtungen getroffen.

Das Werk, das sich nach der Besitzergreifung von
Tripolis als erstes in die Augen stellte, war das: dem
hervorragendsten römischen Monument der Stadt, dem
vierseitigen Triumphbogen des Marc Aurel, eine würdige
Wiederherstellung und Freilegung zu widmen. Seit März
1912 hat man begonnen zu expropriieren und zu demo-
lieren, indem man zunächst das Haus, das sich an den
Nordwesten des Bogens anlehnt, abtrug und so seine
bestkonservierte Seite den Augen darbot. Dann versuchte
man den größten Teil der Monumentalinschrift, die man
zuerst von dem Dach des abgerissenen Hauses aus ent-
deckt hatte, freizulegen, worauf denn auch das ganze
wunderbare Relief des linken Giebels der Fassade, wo die
Figur des Kaisers heroisiert auf einem von zwei Greifen
gezogenen Wagen zu sehen ist, ans Licht kam. Die öst-
liche Seite wird zurzeit noch unter Leitung eines Zivil-
ingenieurs freigelegt. Auf der nördlichen Seite sind die
Pilaster jetzt zu sehen, die bis auf das Niveau der alten
Straße heruntergehen, während andere Teile dieser Seite
so wenig Schaden erlitten haben, daß man sicher das
Monument gänzlich wieder herstellen wird. Das gewaltige
Monument war bis zur Höhe von 2,80 bis 3 m mit
Erde umgeben. Man mußte auch daran denken, alle
Häuser in der Nähe des Bogens anzukaufen und abzu-
reißen, um einen vollen Blick auf diesen Triumph- oder
Städtebogen zu ermöglichen, den man als das mächtigste
Symbol des Römertums in den eroberten Ländern ansehen
darf und dessen harmonische Eleganz von Erde und um-
gebenden Häusern befreit richtig hervortritt. — Schon von
1911 an hat man auch begonnen, in derselben Weise wie
es im eigentlichen Italien geschehen ist, eine Aufstellung
aller Monumentalbauten Tripolitaniens und der Cyrenaica
zu machen, die nunmehr herausgekommen ist und den
Status der archäologischen und kunsthistorischen Kennt-
nisse von Libyen im Zeitalter der italienischen Okkupation
repräsentiert. In Anbetracht, daß kaum mehr als ein Jahr,

seitdem Ruhe (?) in den neu okkupierten Ländern einge-
kehrt ist, verging, haben die Italiener für die Archäologie
dieser Teile ihres Reiches schon Gehöriges geleistet, m.

DENKMÄLER
X Prof. Richard Engelmann, der am 1. Oktober einem
Ruf an die Weimarer Kunsthochschule folgt, hat nur den
Entwurf zu dem Denkmal für Ernst von Wildenbruch

fertiggestellt, das ihm als erster Auftrag in seinem neuen
Wirkungskreis zufiel. Engelmann hat dabei von dem
üblichen realistischen Porträtstandbild abgesehen und schon
damit ein gutes Werk getan. Seine Skizze zeigt auf hohem
Sockel den bewegten Umriß einer schön gebildeten nackten
Jünglingsgestalt. Das Haupt trägt einen antikisierenden
Helm. Die Rechte faßt kampffroh nach dem Schwert,
dessen Scheide die Linke hält. Das rechte Bein ist in
lebhafter Angriffsstellung mit elastischem Schritt vorgesetzt.
Treffender und zugleich bildhauerisch ergiebiger kann man
das Wesen von Wildenbruchs Poesie und Persönlichkeit
nicht ausdrücken, deren Kern ein nie verblassender Furor
juvenilis war. Das Postament ganz einfach gehalten, ohne
kleinlichen Zierat, trägt in großen Antiqualettern den
Namen des Dichters. Das Ganze soll den Mittelpunkt
einer schlichten runden Brunnenanlage bilden und wird in
Bronze ausgeführt, deren dunkler Ton sich gewiß wirksam
von den hohen alten Bäumen gegenüber der Weimarer
Fürstengruft abheben wird, unter denen das Denkmal auf-
gestellt werden soll.

Im Hofe des Schlosses zu Versailles stehen einige
zehn oder zwölf kolossale Statuen berühmter Franzosen,
zumeist Kriegshelden aus dem Mittelalter und der neuern
Zeit. Ursprünglich waren sie bestimmt, auf der vom
Place de la Concorde zum Palais Bourbon hinüberführen-
den Brücke aufgestellt zu werden, wo die leeren Posta-
mente bis heute ihrer warten. Aus irgend welchem Grunde
aber wurden sie nach Versailles gebracht und um den Hof
herum gestellt. Jetzt will man sie wieder nach Paris
zurückbringen und aufstellen. Da diese Figuren nicht
besonders gut sind — einige sind von David d'Angers,
die meisten von vergessenen Größen der offiziellen Kunst-
schule —, protestiert die Pariser Kritik gegen diesen Ge-
danken, der in der Tat wenig mehr als die ursprüngliche
Absicht der Besteller dieser Figuren für sich hat. Ob die
Brücke durch diese Statuen schöner würde, ist jedenfalls
sehr die Frage, und da könnte man die Sache ruhig lassen
wie sie ist.

AUSSTELLUNGEN
X Berliner Ausstellungen. Die Sommerausstellung
bei Schulte bringt eine Reihe von Kollektionen, die zum
Teil interessieren. Am meisten fesseln die Bilder von Fritz
Scherer (München), der der süddeutschen Landschaft mit
hellen Farben und energischem Vortrag zu Leibe geht.
Manches erinnert in der massiven Pinselführung an den
Berliner Brockhusen. Anderes wieder ist gar zu trocken
und hart in diesem gewaltsamen Ausdruck; aber in einigen
Stücken, etwa einem Blick durch Baumzweige auf das
Kloster Schäftlarn, spricht sich eine eigene Begabung aus.
Die große Sonderausstellung neuerer Arbeiten von Hein-
rich Hermanns (Düsseldorf) enttäuscht einigermaßen. Der
warme und klingende Grün-Gold-Ton, der früher bei Her-
manns' Bildern anzog, ist einer deutlicheren, aber gleich-
gültigeren Helligkeit gewichen. Statt der stimmungsreichen
Kircheninterieurs, die man von ihm kannte, findet man
nun zwei große Kirchenbilder aus der Kathedrale von
Toledo und aus Sankt Maria am Kapitol in Köln, deren
wunderbare Schönheit aber nicht entfernt erfaßt ist. Am
 
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